
Der Klimawandel zwingt die Gesellschaft dazu, innovative Wege zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre zu finden, insbesondere durch meeresbasierte Verfahren. Wissenschaftler der Forschungsmission CDRmare, die unter anderem an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) arbeiten, haben einen neuen Bewertungsleitfaden entwickelt, der Verantwortlichen helfen soll, faktenbasierte Entscheidungen über die Implementierung solcher Methoden zu treffen. Laut uni-kiel.de ist das Ziel des Leitfadens, die potenziellen Folgen für Mensch und Natur zu bewerten.
Der Leitfaden umfasst 29 Kriterien, die in sieben Themenbereiche unterteilt sind. Dabei werden technische, rechtliche und politische Machbarkeit sowie Wirtschaftlichkeit und Umweltethik betrachtet. Bestehende Bewertungsschemata sind laut Experten nicht ausreichend, weshalb die Entwicklung eines innovativen Ansatzes notwendig ist, um die Komplexität der CO2-Entnahmemethoden angemessen zu berücksichtigen.
Interdisziplinärer Ansatz und Erprobung des Leitfadens
Die Forscher empfehlen, Fachleute aus verschiedenen Bereichen in den Bewertungsprozess einzubeziehen, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Der Leitfaden wurde bereits in transdisziplinären Workshops getestet. An diesen Tagen nahmen Vertreter aus Behörden und Interessenverbänden teil, um die praktische Anwendbarkeit der entwickelten Kriterien zu prüfen. Fünf Leitprinzipien wurden definiert, um eine höhere Qualität der gesammelten Informationen zu gewährleisten und Transparenz zu fördern. Letztlich liegt die Entscheidung über die Umsetzung eines marinen CO2-Entnahmeprojekts bei den politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen, die in der Lage sein sollen, effektive und umweltverträgliche Projekte auszuwählen.
Der neue Bewertungsleitfaden, veröffentlicht im Rahmen der Arbeit von CDRmare, hat einen Umfang von acht Seiten und richtet sich an verantwortliche Akteure, die entscheiden müssen, ob marine CO2-Entnahmemethoden Realität werden können. Das Dokument wurde in der Publikation „CDRmare Insights“ vorgestellt, die von GEOMAR herausgegeben wurde.
CO2-Entnahme als Teil der Klimaschutzstrategie
Im Zuge einer Veranstaltung in Berlin haben CDRmare und CDRterra die Bedeutung der CO2-Entnahme und -Speicherung zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland hervorgehoben. Am 2. Juli nahmen rund 50 Teilnehmer aus Politik und Praxis an der Diskussion teil. cdrmare.de berichtete, dass während dieser Veranstaltung nicht nur die Ergebnisse der Forschung präsentiert wurden, sondern auch die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft thematisiert wurde.
Die Diskussion drehte sich um die Rolle des Ozeans und seiner Küstenökosysteme bei der CO2-Entnahme. Es wurde betont, dass die Untersuchung der Risiken und Nebeneffekte von CO2-Entnahmemethoden entscheidend ist. Zudem wurden fünf Kernbotschaften zur CO2-Entnahme und -Speicherung kommuniziert:
- CDR ist notwendig als Ergänzung zu Emissionsreduktionen.
- Potenziale und Unsicherheiten von CDR-Methoden müssen weiter erforscht werden.
- Ein breites CDR-Portfolio kann Risiken minimieren.
- Aufbau von Markt, Regulierung, MRV und Infrastruktur ist wichtig für CDR-Hochlauf.
- Biodiversität und Nachhaltigkeitsziele dürfen durch CDR nicht gefährdet werden.
Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind entscheidend für die Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen. Durch die kontinuierliche Erforschung und Bewertung von CO2-Entnahmemaßnahmen können wirksame Strategien entwickelt werden, die sowohl ökologischen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden.