
Die FernUniversität in Hagen hat mit der Ernennung von Lisa Pingel zur neuen Gleichstellungsbeauftragten am 1. August 2023 einen bedeutenden Schritt in Richtung Gleichstellung und Diversität unternommen. Pingel, eine 27-jährige Juristin aus Dortmund, wurde am 24. Juli 2023 vom Frauenbeirat zur zentralen Gleichstellungsbeauftragten gewählt. Ihre Karriere an der FernUniversität begann 2021, als sie als wissenschaftliche Hilfskraft tätig war. Danach war sie im Arbeitsbereich Gender im Recht aktiv und übernahm 2022 die Position der Referentin der vorherigen Gleichstellungsbeauftragten.
Pingel sieht diese neue Rolle als wesentlichen Karriereschritt und möchte ihr umfangreiches juristisches Wissen mit ihrem Engagement für Gleichstellung verbinden. Eines ihrer Hauptanliegen ist die Förderung der Rechte von Frauen und Personen diversen Geschlechts. Sie setzt sich zudem für intersektionalen Feminismus ein, wie sie betont. Dabei kritisiert sie die juristische Ausbildung, die ihrer Meinung nach oft an kritischer Reflexion und an realistischen Fallbeispielen mangelt.
Engagement für Gleichstellung
Als Gleichstellungsbeauftragte plant Pingel, die Arbeit ihrer Vorgängerinnen fortzuführen. In den letzten zwei Jahren engagierte sie sich bereits in verschiedenen Gleichstellungsprojekten, darunter die Orange Days, die international gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gerichtet sind. Seit 2023 ist sie zudem Projektverantwortliche für das Thema „Aktives Rekrutieren“ im Rahmen des Professorinnenprogramms von Bund und Ländern. Ziel dieses Projekts ist es, die Gleichstellung der Geschlechter an Hochschulen zu fördern und die Karriere- sowie Personalentwicklung für Wissenschaftlerinnen zu unterstützen.
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist ein Handlungsleitfaden, der entwickelt wurde, um die Rekrutierung von Professorinnen zu verbessern. Dieses Vorhaben läuft bis März 2026, wobei auf geschlechtergerechte Personalverfahren hingearbeitet wird. Ein weiteres wichtiges Anliegen von Pingel ist die Richtlinie gegen sexualisierte Gewalt und Diskriminierung, die ebenfalls an der FernUniversität seit 2023 in Kraft ist. Hier hat sie den Beschwerdeweg und die Beratungsstelle mitgestaltet, um betroffenen Personen Unterstützung zu bieten.
Intersektionalität als Schlüsselkonzept
In ihrer Arbeit betont Pingel die Notwendigkeit von Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung gegenüber Themen wie sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch. Ein wesentlicher Aspekt ihrer Agenda ist die Förderung des intersektionalen Ansatzes, der soziale Identitätskategorien wie Klasse, Ethnizität, Gender, Behinderung, Sexualität, Religion und Nation in den Fokus nimmt. Intersektionalität beschreibt komplexe Identitäten und analysiert, wie die verschiedenen Dimensionen der Identität einer Person zu einzigartigen Diskriminierungserfahrungen führen können. Der Begriff, der 1989 von Kimberlé Crenshaw eingeführt wurde, kritisiert die Reduktion von Diskriminierung auf einzelne Kategorien und fordert, die Verflechtungen zwischen verschiedenen Diskriminierungsformen zu verstehen und zu bekämpfen.
Die Anwendung intersektionalen Denkens ist mittlerweile nicht nur Bestandteil der feministischen Bewegung, sondern hat auch Eingang in die Gender- und Diversityforschung sowie in die Hochschullehre gefunden. Pingels Engagement in der Gleichstellung an der FernUniversität spiegelt diese Entwicklung wider, indem sie eine umfassende Perspektive auf die Herausforderungen für Frauen und Personen diversen Geschlechts einnimmt.
Mit ihrer Ernennung hat Lisa Pingel nicht nur einen wichtigen Schritt für ihre eigene Karriere gemacht, sondern auch für die Gleichstellungsarbeit an der FernUniversität, die sich auf die Förderung von Gerechtigkeit und Chancengleichheit konzentriert. Ihre Vision umfasst sowohl strukturelle Veränderungen als auch individuelle Unterstützung, um den betroffenen Personen eine Stimme zu geben und einen Raum für Veränderung zu schaffen. Die Reise zur Gleichstellung ist lang und herausfordernd, doch mit Pingel an der Spitze wird die FernUniversität auf einem vielversprechenden Weg voranschreiten.