
Das documenta Institut in Kassel, das am 13. Mai 2023 offiziell gegründet wurde, ist eine eigenständige Forschungseinrichtung, die von der Universität Kassel als alleiniger Gesellschafterin betrieben wird. Diese innovative Institution verfolgt das Ziel, die Forschung zur documenta und zur zeitgenössischen Kunst zu stärken und zu fördern. Der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Timon Gremmels, fungiert als Aufsichtsratsvorsitzender des Instituts, dessen Aufsichtsrat aus Vertretern des Landes Hessen, der Universität Kassel, der Kunsthochschule Kassel sowie der documenta und Museum Fridericianum gGmbH besteht.
Ein zentraler Faktor für die Wirksamkeit des Instituts ist die Erhöhung der Drittmittel. Die Präsidentin der Universität Kassel, Prof. Dr. Ute Clement, betont die Bedeutung dieser unabhängigen Forschungseinrichtung für die Einwerbung solcher Mittel. Geleitet wird das Institut von Gründungsdirektor Prof. Dr. Heinz Bude, der ein umfassendes Forschungsprogramm entwickelt hat. Die Forschungsaktivitäten des Instituts sind zweigeteilt: Sie umfassen einerseits die historische und zukünftige Betrachtung der documenta und andererseits die Untersuchung des globalen Feldes der Gegenwartskunst.
Forschung und Zugang zu Archiven
Wissenschaftler des Instituts haben privilegierten Zugang zum Archiv der documenta. Dieser Zugang zielt darauf ab, eine gemeinsame Verortung des Instituts und des Archivs zu fördern. Diese enge Verzahnung ist entscheidend für die Forschungsarbeit und die dokumentarische Aufarbeitung der bedeutenden Ausstellungsreihe. Die Finanzierung des Instituts beträgt zunächst rund 770.000 Euro jährlich, mit einer geplanten Erhöhung auf etwa 1,5 Millionen Euro bis 2033.
Von besonderer Bedeutung sind auch die drei documenta-Professuren, die seit 2021 an der Universität Kassel finanziert werden und in die Forschung des Instituts eingebunden sind. Diese Professuren sind mit den Namen Liliana Gómez, Felix Vogel und Mi You verbunden und bilden den forscherischen Kern des Instituts, wobei ihre Studien sich an aktuellen Themen und Strömungen im Bereich der Ausstellungsstudien orientieren.
Öffentliche Wissenschaft und internationale Kooperationen
Das documenta Institut versteht sich als Zentrum für Ausstellungsstudien und einen Ort des Austausches über zeitgenössische Kunst. Es wendet sich mit Interventionen sowohl an lokale als auch an internationale Öffentlichkeit und greift Anliegen der zeitgenössischen Kunst in Formaten des „public reasoning“ auf. Dies zeigt das Engagement der Institution, die diskursive Auseinandersetzung mit Fragen der Kunst, Gesellschaft und Politik zu fördern.
Zusammen mit internationalen Partner*innen baut das Institut Kooperationen auf, um als ein international angesehenes Forschungszentrum für Fragen des Ausstellungswesens in der zeitgenössischen Kunst wahrgenommen zu werden. Dabei ist die Unabhängigkeit des Instituts besonders hervorzuheben, da es nicht an den fünfjährigen Rhythmus der documenta Ausstellungen gebunden ist. Diese Flexibilität ermöglicht es dem Institut, sich dynamisch mit den verschiedenen Facetten der Kunstwelt auseinanderzusetzen.
Mit der Neuausschreibung des Nachfolgeprozesses für den ausscheidenden Gründungsdirektor Heinz Bude, dessen Bewerbungsfrist am 26. Mai endet, und der Ausschreibung der kaufmännischen Geschäftsführung geht das Institut entschlossen in eine neue Phase. Die Notwendigkeit, die verantwortlichen Personen zu benennen und die strukturelle Ausrichtung der Institution weiterzuentwickeln, ist ein entscheidender Schritt, um das Potenzial des documenta Instituts auszuschöpfen und langfristig zu sichern.