
Ein neues europäisches Projekt mit dem Namen TRACE-PD wird am 1. Juni 2025 gestartet. Das Hauptziel dieses Verbundprojekts ist es, das Verständnis der Parkinson-Krankheit in ihren frühen Phasen zu verbessern, bevor erste Symptome auftreten. Die Koordination erfolgt durch die Philipps-Universität Marburg unter der Leitung von Prof. Dr. David Pedrosa. Diese Initiative, die mit einem Gesamtbudget von etwa 1,3 Millionen Euro ausgestattet ist, wird durch die EU-Forschungsinitiative Joint Programme – Neurodegenerative Disease Research (JPND) gefördert. Der Marburger Teil dieses Projektes erhält eine nationale Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 266.000 Euro.
TRACE-PD untersucht zentrale Mechanismen der Krankheitsprogression und hat die Identifikation neuer Biomarker zum Ziel. Besonderes Augenmerk liegt auf den Resilienz- und Kompensationsmechanismen des Gehirns. Dazu werden multizentrische Datensätze von Patienten in der Frühphase der Erkrankung analysiert. Diese Analysen umfassen moderne Verfahren wie EEG, MEG, PET, SPECT und MRT. Zudem findet eine internationale Zusammenarbeit statt, die auch Untersuchungen am Karolinska Institutet in Stockholm miteinschließt, um die Wirkung kompensatorischer Prozesse bei Dopaminersatztherapien zu erforschen.
Die Phasen der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist in Deutschland die häufigste Form von Parkinson-Syndromen. Der Verlauf gliedert sich typischerweise in zwei Phasen: das Prodromal-Stadium und die klinische Phase. Im Prodromal-Stadium, das mehrere Jahre dauern kann, treten kaum motorische Symptome auf. Allerdings sind depressive Verstimmungen, Verstopfungen, Verlust des Geruchssinns und REM-Schlafstörungen häufige Begleiterscheinungen. In der klinischen Phase hingegen manifestieren sich motorische Symptome, die sich im Verlauf verschlechtern. Obwohl diese zu Beginn medikamentös gut behandelbar sind, nimmt die Wirksamkeit zunehmend ab.
Der Verlauf der Parkinson-Krankheit wird in fünf Stadien unterteilt:
- Stadium 1: Symptome wie Zittern auf einer Körperseite, kaum Einfluss auf den Alltag.
- Stadium 2: Verstärkung der Symptome, Bewegungseinschränkungen auf beiden Seiten, Schwierigkeiten beim Erledigen alltäglicher Aufgaben.
- Stadium 3: Deutliche Bewegungsverlangsamung, erhöhtes Sturzrisiko, Einschränkungen im Alltag.
- Stadium 4: Voll ausgeprägte Symptome, schwere Beeinträchtigungen, eingeschränkte Selbstständigkeit.
- Stadium 5: Fortgeschrittene Symptome, erhebliche Beinschmerzen und Steifheit, häufige Betreuung notwendig.
Der Bedarf an Biomarkern
Eine der großen Herausforderungen in der Parkinson-Forschung ist die Entwicklung von Therapien, die den Verlauf der Krankheit nachhaltig beeinflussen können. Gegenwärtig erfolgt die Behandlung vor allem symptomatisch. Die Identifikation von Biomarkern ist dabei entscheidend. Diese messbaren biologischen Indikatoren könnten es ermöglichen, den Krankheitsprozess frühzeitig zu erkennen und damit die Entwicklung krankheitsmodifizierender Therapien voranzutreiben.
Ein bedeutender Fortschritt wurde mit der Entdeckung von fehlgefaltetem alpha-Synuclein im Nervenwasser oder Blut erzielt. Dieser biomarkerbasierte Ansatz könnte eine frühzeitige Diagnose ermöglichen, potenziell bis zu zehn Jahre vor dem Auftreten motorischer Symptome. Ein neuer Seed Amplification Assay (SAA) bietet eine Treffsicherheit von 97 % für den Nachweis von alpha-Synuclein, was einen Durchbruch in der Diagnosetechnologie darstellt.
Die Forschung zielt darauf ab, den Übergang von symptomatischen zu präventiv-personalisierten Therapieansätzen bis 2040 zu ermöglichen. Professorin Brit Mollenhauer hebt hervor, dass realistische Fortschritte in der Parkinson-Forschung innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahrzehnten zu erwarten sind. Sie ist sich sicher, dass die Entwicklung neuer Therapien und Diagnosewerkzeuge eine Verbesserung der Lebensqualität für Patienten mit Parkinson ermöglichen wird.