
Am 23. Mai 2025 wurde das „Fachnetzwerk Infektionen“ ins Leben gerufen, das erste seiner Art im Rahmen des Studiennetzwerks des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Die Initiative soll die klinische Forschung im Bereich Infektionsmedizin signifikant verbessern und damit schneller und effektiver klinische Studien umsetzen. Die erste Patientin, die Bioproben und klinische Daten zur Verfügung gestellt hat, wurde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gewonnen, wo eine Dengue-Virus-Infektion vorliegt. Das Fachnetzwerk wird unter der Koordination der Universitätsmedizin Frankfurt implementiert.
Ein zentrales Ziel des Fachnetzwerks ist die systematische Erhebung von klinischen Daten und Bioproben von Patienten, die an Infektionskrankheiten leiden. Diese sollen an insgesamt 15 Hochschulstandorten in Deutschland über die Projektlaufzeit hinweg gesammelt werden. Die Kohorte, die bis 2030 Patienten in die Studien aufnehmen soll, wird die medizinische Forschung im Lande vorantreiben und neue Therapieansätze entwickeln. Die ersten Aktivitäten sind Teil der Pilotierungsphase, die bis Juli 2025 dauert.
Effizienzsteigerung durch Standardisierung
Das Fachnetzwerk fokussiert sich in der Pilotierungsphase auf die Einführung standardisierter Screening-Verfahren zur Verbesserung der Patientenrekrutierung und den Aufbau notwendiger Aktivitäten und Strukturen an den teilnehmenden Standorten. Durch die enge Zusammenarbeit mit weiteren Fachnetzwerken innerhalb des NUM SN soll der interdisziplinäre Austausch gefördert werden. Diese Maßnahmen sollen zu einer zentralen Unterstützung führen und somit die Effizienz klinischer Studien weiter steigern.
Darüber hinaus wird ein „Masterstudienprotokoll“ eingeführt. Dies ermöglicht eine standardisierte und qualitätsgesicherte Sammlung der Patientendaten sowie der Bioproben, was für eine hohe Datenintegrität und Vergleichbarkeit sorgt. Die ersten fünf Forschungsbereiche, die innerhalb der Studie ausgewählt wurden, sind Atemwegsinfektionen, Blutstrominfektionen, Magen-Darm-Infektionen, neue Erreger und Infektionen des Nervensystems.
Herausforderungen und Lösungen
Klinische und klinisch-epidemiologische Studien in Deutschland stehen vor zahlreichen Herausforderungen, darunter wissenschaftliche, technische und organisatorische Probleme – oft begünstigt durch ein aufwendiges Vertragswesen und landesspezifische Regelungen. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, hat das NUM-Studiennetzwerk sich zum Ziel gesetzt, ein leistungsfähiges Netzwerk für klinische Studien zu schaffen und organisatorische Hürden abzubauen. Maßnahmen zur Stärkung der Sichtbarkeit und zur Förderung der lokalen Infrastruktur an Universitätskliniken sollen dazu beitragen, die Effizienz zu steigern.
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Einführung einer digitalen Rekrutierungsplattform zur Identifikation potenzieller Studienteilnehmer. Diese digitale Lösung wird von der Hochschulmedizin Dresden entwickelt und soll dabei helfen, Ein- und Ausschlusskriterien zu formalisierten und eine interaktive Auswertung gegen klinische Daten zu ermöglichen.
Das Netzwerk Universitätsmedizin umfasst alle 37 deutschen Universitätsmedizinstandorte, was eine umfassende Verknüpfung und Kooperation in der Forschung ermöglicht. Die Frage der schnellen Reaktion auf neue Erreger und Gesundheitskrisen wird durch die neuen Strukturen im Fachnetzwerk ebenfalls adressiert. Bioproben und Daten stehen der wissenschaftlichen Gemeinschaft nach einer Prüfung der Anträge zur Verfügung.
Langfristig zielt das Fachnetzwerk darauf ab, praxisverändernde Forschungsergebnisse zu fördern und die Verfügbarkeit moderner Therapien zu beschleunigen. Weitere Fachnetzwerke, unter anderem für Intensiv- und Schlaganfallmedizin, sind in Planung. Diese Initiativen sind ein Bestandteil der Gesamtstrategie des NUM, die Effizienz und Qualität klinischer Studien in Deutschland massiv zu verbessern.
Insgesamt wird die Etablierung des Fachnetzwerks Infektionen als entscheidender Schritt zur Stärkung der Infektionsforschung in Deutschland gewertet, der durch die gezielte Überführung innovativer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis einen positiven Einfluss auf die Patientenversorgung haben soll.