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Neues Projekt zur Bekämpfung von Antisemitismus startet an Viadrina!

Am 16. Juli 2025 wurde das Projekt „Seeing Antisemitism Through Law“ (SATL) an der Europa-Universität Viadrina offiziell vorgestellt. Dieses ambitionierte Vorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und hat das Ziel, die rechtliche Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland, Frankreich, Polen, dem Vereinigten Königreich und der Ukraine seit 1945 zu analysieren. Die Leitung übernimmt ein Team aus erfahrenen Forschenden, bestehend aus Dr. Reut Paz, Prof. Dr. Thilo Marauhn und Prof. Dr. Benjamin Lahusen.

Ein zentrales Element des Projekts ist die Erstellung einer Datenbank, die nahezu 1.500 dokumentierte Fälle von Antisemitismus aus den angeführten Ländern umfasst. Neu in der aktuellen Forschungsphase ist die Einbeziehung von Gerichtsfällen aus der Ukraine, was angesichts des ongoing Krieges besondere Herausforderungen mit sich bringt. Dr. Reut Paz erläutert zudem, dass der Zugang zu vielen Gerichtsakten oft erschwert ist, da zahlreiche Dokumente gesperrt sind.

Ziele und Herausforderungen der Antisemitismusforschung

Das Projekt SATL bringt eine definitorische Herausforderung mit sich, da Antisemitismus nicht nur ein rechtliches, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen darstellt. Eine eigene Definition wurde erarbeitet, die vier Kategorien umfasst: israelbezogener Antisemitismus, religiöser Antisemitismus, geschichtliche Antisemitismen sowie konspiratorischer Antisemitismus. Die Verwendung der Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) wurde bewusst ausgeschlossen, da sie als zu neu und umstritten erachtet wird.

Ähnliche Ziele verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMFTR), das Forschungsvorhaben zur Antisemitismusbekämpfung in Deutschland und Europa fördert. Die Förderung zielt darauf ab, das Verständnis des Antisemitismus zu vertiefen und die Rechte jener zu stärken, die unter antisemitischen Vorfällen leiden. So wurden in der ersten Förderphase zehn Forschungsverbünde ins Leben gerufen, die sich mit Themen wie Antisemitismusprävention im Bildungsbereich und dem rechtlichen Umgang mit antisemitischen Vorfällen befassen.

Forschungsergebnisse und gesellschaftliche Implikationen

Laut Studien sind antisemitische Einstellungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich ausgeprägt; in Deutschland und Frankreich lag die Zustimmung zu antisemitischen Stereotypen zwischen 2016 und 2018 bei etwa 16 bis 17 Prozent. Auffällig ist der Widerspruch zwischen sinkenden Umfragewerten über Antisemitismus und einem Anstieg antisemitischer Straftaten, insbesondere im rechtsradikalen Milieu. Experten bezeichnen diesen Anstieg als Syndrom eines Bedürfnisses nach einfacher Welterklärung und Selbstversicherung.

Die Komplexität des Antisemitismus wird auch in der Forschung thematisiert. Der Sozialwissenschaftler Theodor W. Adorno beschrieb Antisemitismus in den 1950er Jahren als „das Gerücht über die Juden“. Neuere Studien verdeutlichen, dass Antisemitismus nicht nur in alten Vorurteilen verwurzelt ist, sondern durch gesellschaftliche Dynamiken und veränderte Wahrnehmungen geprägt wird. So kann der Einfluss von sozialer Radikalisierung, insbesondere im Internet, als treibende Kraft für das Wiederaufleben antisemitischer Ressentimente betrachtet werden.

In Anbetracht der wachsenden Zahl antisemitischer Vorfälle stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung: Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht nur Aufgabe des Rechtsstaates, sondern auch der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft. Diese gebündelten Anstrengungen sind entscheidend für die Stärkung der jüdischen Lebensrealität in Deutschland und Europa und zum Schutz vielfältiger Identitäten.

Zusammenfassend zeigt die laufende Forschung in diesem Bereich, dass Antisemitismus ein vielschichtiges und dynamisches Phänomen ist, das auch durch politisches sowie gesellschaftliches Handeln adressiert werden muss. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um Fortschritte im Verständnis und in der Bekämpfung des Antisemitismus zu erzielen.

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BMBF hebt hervor, dass …

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Statistische Auswertung

Beste Referenz
europa-uni.de
Weitere Infos
geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de
Mehr dazu
bpb.de

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