
Die Parkinson-Krankheit gehört zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und betrifft fast 2% der Weltbevölkerung. Zu den typischen motorischen Symptomen zählen Zittern und Haltungsinstabilität. Doch auch nicht-motorische Symptome wie Schlafstörungen treten häufig auf. Diese Herausforderungen werden in einer aktuellen Analyse von Dr. Müge Yalçin und Prof. Dr. Angela Relógio von der MSH Medical School Hamburg behandelt. Sie untersucht die Rolle der inneren Uhr, auch bekannt als zirkadianer Rhythmus, in der Krankheitsentwicklung und -progression. Ihre Erkenntnisse basieren auf einer systematischen Auswertung wissenschaftlicher Literatur und wurden in dem Artikel „Circadian Clock Dysfunction in Parkinson’s Disease: Mechanisms, Consequences, and Therapeutic Strategy“ veröffentlicht, der in der Fachzeitschrift npj Parkinson’s Disease erscheint. [Medical School Hamburg] berichtet, dass Störungen der zirkadianen Rhythmen (ZR) häufig bei Parkinson-Patient:innen zu beobachten sind und möglicherweise das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen.
Dabei wiesen Forscher darauf hin, dass zirkadiane Mechanismen nicht nur die Schlaf-Wach-Zyklen, sondern auch andere biologische Prozesse wie Hormonfreisetzung und Körpertemperatur regulieren. Laut dem EU-Projekt CircaDopamine wird untersucht, wie diese Rhythmen bei Parkinson beeinflusst werden können. Eine chronotherapeutische Herangehensweise könnte vielversprechend sein, indem Therapien an die biologischen Rhythmen der Erkrankten angepasst werden. Das Ziel dieser Chronotherapie ist es, die Wirksamkeit der Therapie zu steigern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.
Schlaf und Bewegung als Therapieansätze
Die Bedeutung von Schlaf und Bewegung für Menschen mit Parkinson wird auch von der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. und der Parkinson Stiftung hervorgehoben. Anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April 2025 wird ein digitaler Informationstag abgehalten, der sich auf Bewegung und Schlaf konzentriert. Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert nicht nur die Motorik, sondern steigert auch die Lebensqualität der Betroffenen. Professorin Dr. Claudia Trenkwalder weist darauf hin, dass Bewegung und Sport die einzigen effektiven Strategien sind, um das Fortschreiten der Krankheit abzumildern. [Parkinson-Gesellschaft] hat eine umfassende Meta-Studie veröffentlicht, die die positiven Effekte von Bewegung bei über 7.900 Teilnehmern untersucht hat.
Obwohl die Studien deutliche Fortschritte zeigen, gibt es keine spezifischen Empfehlungen für bestimmte Sportarten oder Intensitäten. Eine dänische Studie aus 2024 hat ergeben, dass hochintensives Training motorische Symptome stärker verbessern kann als moderate Bewegung. Trotz dieser positiven Ergebnisse bleibt die Forschung in Bezug auf effiziente Trainingsprotokolle begrenzt und es besteht Bedarf an großangelegten Multicenter-Studien.
Zusätzlich zu den körperlichen Aktivitäten ist der Einfluss von Schlaf von großer Bedeutung. Schlafprobleme treten häufig bei Parkinson-Patienten auch schon vor der Diagnose auf. Diese Störungen können durch Medikamente und eine gestörte innere Uhr verursacht werden. Gesundheitsexperten raten dazu, die Schlafqualität durch spezielle Maßnahmen zu verbessern, etwa durch elektrisch verstellbare Betten oder angepasste Schlafhygiene. Erholsamer Schlaf ist für die neurobiologische Regeneration des Gehirns essenziell und spielt eine entscheidende Rolle im glymphatischen System, das bei der Reinigung des Gehirns während des Schlafs hilft.
Die Verknüpfung zwischen zirkadianen Rhythmen und der Parkinson-Krankheit eröffnet neue Perspektiven für die Therapie. Eine mögliche Lichttherapie könnte zur Linderung von Schlafstörungen bei Neurodegeneration beitragen. Zukünftige Entwicklungen in der Medikamentenforschung müssen das Konzept der Chronomedizin einbeziehen, um eine bessere Behandlung der Patienten zu ermöglichen. Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass mit fortschreitender Forschung neue Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten entwickelt werden können.