
Am 20. Mai 2025 kündigt die Philipps-Universität Marburg eine bedeutende Veranstaltung an: die Christian Wolff-Vorlesung 2025, die von Prof. Dr. Nadja Germann gehalten wird. Diese Vorlesung findet am Donnerstag, dem 22. Mai 2025, um 20 Uhr s.t. in der Aula der Alten Universität in Marburg statt. Das Thema Dieser Vorlesung ist von herausragender Relevanz: „Philosophisches Denken im arabisch-islamischen Kulturraum und westliche Vorstellungen von Aufklärung“.
In der heutigen öffentlichen Wahrnehmung wird die arabisch-islamische Philosophie häufig vernachlässigt, obwohl bedeutende Denker wie Avicenna, Averroes und al-Ghazālī aus dieser Tradition stammen. Prof. Germann widerspricht der weit verbreiteten Auffassung, dass die Philosophie im „Orient“ seit dem Mittelalter stagniert sei, während die europäische Aufklärung florierte. Sie beleuchtet die Grenzen des arabisch-islamischen Denkens über Wissen und Aufklärung und hinterfragt, was unsere Wahrnehmung dieser Traditionen über unser eigenes Wissen aussagt.
Christian Wolff und seine Bedeutung
Christian Wolff, geboren am 24. Januar 1679 in Breslau, war ein deutscher Universalgelehrter und ist eine Schlüsselfigur der Aufklärung. Im Jahr 1745 wurde er zum Freiherrn von Wolff erhoben. Er gilt als einer der bedeutendsten Philosophen zwischen Leibniz und Kant und hatte maßgeblichen Einfluss auf die preußische Gesetzgebung sowie auf die terminologische Grundlegung der deutschen Philosophie. Viele Begriffe, die er definierte, wie Bewusstsein und Bedeutung, sind bis heute im alltäglichen Sprachgebrauch zu finden.
Seine akademische Laufbahn begann er mit dem Studium der Theologie, Physik und Mathematik in Jena ab 1699. Bereits 1702 habilitierte er sich und trat 1703 in das Lehramt ein. Klüger wurde er Professor für Mathematik und Philosophie an der Universität Halle, wo er bis zu seiner Verbannung 1723 aufgrund von Atheismus-Vorwürfen lehrte. Seine Rückkehr nach Halle 1740 markierte einen Neuanfang, der in seiner Ernennung zum Kanzler der Universität 1743 gipfelte. Wolff starb am 9. April 1754 in Halle, und sein Grab blieb ungeklärt.
Ein kritischer Blick auf die Philosophiegeschichte
Prof. Dr. Nadja Germann ist Professorin für arabische Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihre Forschung verbindet Elemente der Philosophiegeschichte, Sprachreflexion und Kulturwissenschaft. Insbesondere setzt sie sich für eine dezentrale Sicht auf die Philosophiegeschichte ein und hinterfragt eurozentrische Perspektiven. Die Christian Wolff-Vorlesung, die seit 1999 durchgeführt wird, trägt zur Diskussion der Ideen der Aufklärung und deren modernen Relevanz bei und richtet sich an Wissenschaftler*innen, Philosoph*innen sowie die interessierte Öffentlichkeit.
Ein zentraler Punkt von Germanns Vortrag wird sein, auf die Stärken und die dynamische Entwicklung des arabisch-islamischen Denkens im Vergleich zur westlichen Aufklärung einzugehen. Dies könnte nicht nur dazu beitragen, das Verständnis der Philosophiegeschichte zu erweitern, sondern auch die Vorurteile zu hinterfragen, die oft mit dem Thema verbunden sind. Insbesondere die intensive Lektüre arabischer Philosophen durch Wolff, die seine eigene philosophische Entwicklung prägte, wird ein interessantes Element in der bevorstehenden Vorlesung sein.
Die Verbindung von östlichem und westlichem Denken bleibt ein wichtiges Feld in der aktuellen philosophischen Diskussion, wobei die Christian Wolff-Vorlesung eine Plattform für solche Überlegungen bietet. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich auf der Webseite der Philipps-Universität Marburg hier.