
Eine aktuelle Studie unter der Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat alarmierende Ergebnisse zur Mikroplastik-Belastung in einer der entlegensten Regionen des Mittelmeers, der Bucht der Illa Grossa, offengelegt. Obwohl sich diese Region 55 Kilometer vom Festland entfernt befindet, zeigt die Untersuchung eine alarmierend hohe Konzentration von Mikroplastik und Mikrogummi.
Insgesamt wurden Sedimentproben an fünf Standorten innerhalb der Caldera von Illa Grossa entnommen, und die Ergebnisse verdeutlichten eine durchschnittliche Belastung von 1.514 Mikroplastik- und Mikrogummipartikeln pro Kilogramm Sediment. Besonders besorgniserregend war die höchste Konzentration von 6.345 Partikeln aus einer Probe, die aus dem Inneren der Korallenkolonie stammte.
Die Herausforderungen der Korallen
Die untersuchte Korallenart, Cladocora caespitosa, ist die einzige riffbildende Steinkorallenart im Mittelmeer und spielt eine entscheidende Rolle im marinen Ökosystem. Sie bildet nicht nur wichtige Riffstrukturen, sondern bietet auch Lebensraum für zahlreiche andere Arten. Diese Korallen sind zudem Indikatoren für Umweltveränderungen und tragen zur Photosynthese sowie Planktonaufnahme bei, was besonders in Zeiten von Hitzestress von Bedeutung ist.
Die Studie, veröffentlicht im Marine Pollution Bulletin, nutzt fortschrittliche Analysemethoden wie die Laser-Direkt-Infrarotspektroskopie (LDIR), um die Größe, Form und Polymerart der Mikroplastikpartikel zu untersuchen. Über 90% der identifizierten Partikel waren kleiner als 250 Mikrometer, was sie potenziell für die Korallen aufnehmbar macht.
Ursachen der Mikroplastikverschmutzung
Die Mikroplastikverschmutzung ist ein drängendes Umweltproblem, das vor allem in marinen Ökosystemen verheerende Auswirkungen hat. Laut einem Bericht von Thermoplastic Composites stammen viele Mikroplastikpartikel von abgebauten größeren Kunststoffteilen. Diese gelangen durch Flüsse ins Meer und verändern die mikrobielle Gemeinschaft, was den Stickstoffkreislauf stört und möglicherweise giftige Algenblüten fördert.
Ein alarmierendes Faktum ist, dass jährlich über zehn Millionen Tonnen Plastikabfälle in die Ozeane gelangen. Die Auswirkungen sind gravierend: Mikroplastik kann bei Meerestieren zu physischen Blockaden im Verdauungssystem führen, und viele Organismen verwechseln es mit Nahrung, was zu einem Rückgang ihrer Populationen beiträgt.
Dringender Handlungsbedarf
Die Ergebnisse der Kieler Studie verdeutlichen, dass selbst abgelegene Schutzgebiete nicht vor der Plastikverschmutzung gefeit sind und ein dringender Handlungsbedarf besteht. Um Mikroplastik effektiv zu reduzieren, sind individuelle sowie kollektive Maßnahmen erforderlich. Verbraucher können ihren Plastikverbrauch verringern und nachhaltigere Produkte wählen. Gleichzeitig sollten Regierungen strengere Vorschriften zur Plastikproduktion und -entsorgung einführen.
Innovative Lösungen, darunter biologisch abbaubare Materialien und verbesserte Recyclingpraktiken, sind unerlässlich. Auch Aufklärungskampagnen, um das Bewusstsein für die Gefahren von Mikroplastik zu schärfen, sind notwendig. So kann gemeinsam gegen die Plastikflut vorgegangen werden, um die marinen Ökosysteme und die Gesundheit unseres Planeten zu schützen.