
Am 15. Mai 2025 lädt der Sonderforschungsbereich „Sexdiversity“ (SFB 1665) zu einem Vortrag im Rahmen der Distinguished Lecturer Series ein. Prof. Dr. Anelis Kaiser Trujillo wird von 16 bis 18 Uhr im Forschungsgebäude CBBM, Raum B1/B2 (Levi-Montalcini), über das Thema „Bridging the Gap: Geschlecht/Gender, Neurowissenschaften und Diversität in der Hirnforschung“ sprechen. Der Vortrag wird in Englisch gehalten und befasst sich mit dem Einfluss des biologischen Geschlechts auf Verhalten, Kognition und Kommunikation.
Im Fokus der Präsentation steht eine kritische Diskussion über die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen, insbesondere im Hinblick auf die Ergebnisse der funktionellen Magnetresonanztomographie ((f)MRT). Prof. Dr. Anelis Kaiser Trujillo ist Professorin für Gender Studies in MINT am Institut für Informatik der Technischen Fakultät der Universität Freiburg und bringt interdisziplinäre Ansätze aus den Bereichen Neurowissenschaften, Psychologie und Gender Studies ein.
Aktuelle Forschung und Genderaspekte
Der Vortrag tritt in einen umfassenderen wissenschaftlichen Kontext, der sich mit den Herausforderungen und Vorurteilen in den neurowissenschaftlichen Geschlechterstudien auseinandersetzt. Sigrid Schmitz hebt hervor, dass Meta-Analysen in diesem Bereich oft methodische und interpretative Biases aufzeigen, die einer einfachen geschlechterdifferenten Zuschreibung biologischer Ursachen für Verhalten widersprechen.
Moderne Konzepte zur neuronalen Plastizität bieten neue Erklärungsansätze für die Entwicklung von Gehirnstrukturen und verhalten. Die Berücksichtigung dieser Konzepte sowie eine differenzierte Methodik sind zentrale Zielsetzungen der aktuellen Forschung. Zudem analysiert ein Forschungsstrang die Auswirkungen neurowissenschaftlicher Wissensproduktion in gesellschaftlichen Kontexten, etwa in Bezug auf die Nutzung von Gehirnen als Erklärungsinstanz für Verhalten.
Die Rolle von Gender in der Neurowissenschaft
Das Feld der Neurowissenschaften wird zunehmend von neoliberalen Konzepten beeinflusst, die Gehirne als Ressourcen für Selbst- und Fremd-Optimierung betrachten (Neuroenhancement). Gender und andere interdependente Kategorien wie Ethnizität und soziale Schichtung bleiben weiterhin entscheidende Faktoren, die Differenzierungen und Diskriminierungen fördern. Ein zentrales Ziel der Forschung ist die Analyse der Genderaspekte im Kontext der Neuro-Gouvernementalität.
Zusätzlich zur erwähnten Veranstaltung stehen im Mai auch andere wichtige Themen auf der Agenda. So findet am 8. Mai 2025 eine Fachtagung zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten statt. Diese Tagung, die von 09.30 bis 15.30 Uhr im Senatssaal der Fachhochschule Kiel stattfindet, befasst sich mit bestehenden Barrieren beim Zugang zu Gesundheitsinformationen.
Die Fachtagung hat das Ziel, die aktuellen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung aufzuzeigen, Ideen auszutauschen und neue Lösungsansätze zu entdecken. Dabei präsentieren zwei renommierte Expert*innen im Bereich Gesundheitsförderung ihre Ansätze und es sind mehrere praxisorientierte Workshops geplant. Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur Anmeldung können auf der Webseite der Fachhochschule Kiel gefunden werden.
Insgesamt spiegeln diese Veranstaltungen ein wachsendes Bewusstsein für die Vernetzung von Geschlecht, Gender, Neurowissenschaften und Gesundheitsversorgung wider. Die interdisziplinären Ansätze zeigen auf, dass Geschlecht eine nicht zu vernachlässigende Dimension in vielen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Kontexten darstellt.