
Lehramtsstudierende an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PHHD) sehen sich häufig mit psychischen Herausforderungen konfrontiert, sprechen jedoch oft darüber im Verborgenen. Dies geschieht aus Angst, ihre Verbeamtung zu gefährden. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage, an der über 500 Kommiliton:innen beteiligt waren, zeigt alarmierende Ergebnisse. Diese Umfrage ist Teil eines umfangreichen Projekts des Seminars „Evaluations- und Interventionsforschung“, das von 35 BiWi-Masterstudierenden im Auftrag des Rektorats und des Gesundheitsmanagements „PHeel Good“ organisiert wurde, wie PH Heidelberg berichtet.
Die Umfrage befasste sich nicht nur mit psychischen Belastungen, sondern auch mit der Bekanntheit von studienunterstützenden Angeboten. Professor Dr. Christian Rietz, der den Masterstudiengang leitet, hebt hervor, dass die Studierenden wertvolle Kompetenzen im Projektmanagement und in der Methodenausbildung erlernen. Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 17% der Studierenden psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, während die Anzahl der Betroffenen als signifikant höher eingeschätzt wird. Ein Grund dafür liegt in der Sorge um die Verbeamtung: 80% der Befragten gaben an, dass sie befürchten, bei einer Offenlegung ihrer Belastungen ihre beruflichen Perspektiven zu gefährden.
Hindernisse für Hilfe
Die Zurückhaltung bei der Inanspruchnahme psychologischer Hilfe ist vielschichtig. Neben der Angst vor negativen Auswirkungen auf die Verbeamtung sind auch lange Wartezeiten, organisatorischer Aufwand und Scham häufige Barrieren. Viele Lehramtsstudierende zögern, professionelle Hilfe zu suchen, was sich mit den Erkenntnissen aus dem BLLV deckt. Dort wird auf den zunehmenden Druck verwiesen, dem junge Menschen (18-25 Jahre) ausgesetzt sind, was sich negativ auf ihre psychische Gesundheit auswirkt.
Der Barmer-Arztreport von 2018 zeigt einen Anstieg psychischer Erkrankungen in dieser Altersgruppe. Prof. Dr. Christoph Staub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, nennt Zeit- und Leistungsdruck sowie finanzielle Sorgen als Gründe. Wichtig ist, dass bereits psychologische Erstberatungen durch Studierendenwerke angeboten werden, um niederschwellige Hilfe anzubieten. Dennoch fehlt es an einem breiten Bewusstsein im Lehramtsstudium für die psychische Gesundheit.
Studierende im Fokus
Die Daten aus den Umfragen und Studien verdeutlichen die Dringlichkeit, den Umgang mit psychischen Belastungen in der Studierendenschaft intensiver zu thematisieren. Laut einer Metaanalyse leiden viele Studierende unter psychischen Störungen, wobei die Lebenszeitprävalenz suizidaler Gedanken bei etwa 25% liegt. Diese Zahl weicht erheblich von der Allgemeinbevölkerung ab und unterstreicht die Vulnerabilität von Studierenden, die oft mit psychischen Erkrankungen in ihr Studium starten, wie die Ergebnisse aus der Forschung und Lehre nahelegen.
Die „best3“-Studie von 2023 zeigt, dass 30% der Studierenden unter studienerschwerenden Beeinträchtigungen leiden und 65,2% psychische Beeinträchtigungen äußern. Dies potenziert die Notwendigkeit, mehr niedrigschwellige Beratungsangebote und Aufklärungsinitiativen an Hochschulen zu schaffen. Ein Drittel der Studierenden ist armutsgefährdet, was den Druck zusätzlich erhöht.
Professorin Dr.in Karin Vach, Rektorin der PH Heidelberg, betont, dass die Ergebnisse der Umfragen als Grundlage zur Weiterentwicklung von Gesundheitsangeboten der Hochschule dienen sollen. Zudem sollen die gesammelten Daten zur Nichtinanspruchnahme von Psychotherapie auch im Kultusministerium zur Sprache kommen, um auf die kritische Lage aufmerksam zu machen.
Insgesamt wird deutlich, dass es einer umfassenden Strategie bedarf, um den psychischen Belastungen von Studierenden adäquat zu begegnen und ihnen die notwendige Hilfe und Unterstützung zu bieten.