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Psychopathie: Neue Erkenntnisse über Kindheit und Persönlichkeitsentwicklung!

Neue Ansätze in der Psychopathieforschung erweitern das Verständnis dieser komplexen Störung, indem sie über das klassische Bild des kriminellen Verhaltens hinausgehen. Stattdessen werden problematische Persönlichkeitsmerkmale in den Fokus gerückt, die im DSM-5-Alternativmodell für Persönlichkeitsstörungen verankert sind. Dazu zählen Rücksichtslosigkeit, Impulsivität und Furchtlosigkeit. Diese Merkmale sind auch Gegenstand einer aktuellen Studie des Instituts für Psychologie und Medizin (IFPM) an der medizinischen Hochschule Hamburg, die von Prof. Dr. Silvia Gubi-Kelm und Prof. Dr. Dahlnym Yoon geleitet wird. Die Doktorandinnen Theres Volz und Finja Mäueler unterstützen das Projekt, das die Auswirkungen belastender Kindheitserfahrungen untersucht.

Die Forschenden definieren belastende Kindheitserfahrungen als Erlebnisse wie Missbrauch und Vernachlässigung, die die Entwicklung antisozialer Persönlichkeitsmerkmale fördern können. Insbesondere emotionale Missbräuche könnten ausschlaggebend für die Entstehung solcher Merkmale sein. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass bestehende Vorstellungen von Psychopathie überdacht werden müssen, um ein besseres Verständnis für die Ursachen und Ausprägungen der Störung zu entwickeln. Dieser Ansatz steht im Einklang mit dem angestrebten Ziel, präventive Maßnahmen und therapeutische Interventionen zu verbessern, um Kindern zu helfen, die bereits Anzeichen von psychopathischen Merkmalen zeigen.

Frühe Anzeichen und Diagnose

Ein häufiges Anliegen von Eltern ist die Frage, ob Mangel an Empathie oder Reue bei ihren Kindern ein Anzeichen für Psychopathie sein könnte. Experten betonen, dass die meisten Kinder keine Psychopathie entwickeln, auch wenn sie manchmal gemeine Verhaltensweisen zeigen. Psychopathie ist ein Kontinuum, und einige Merkmale, wie mangelnde Schuldgefühle oder Manipulation, sind bei vielen Kindern zu finden. Dennoch ist der Begriff „Psychopath“ keine offizielle Diagnose. Stattdessen wird die „antisoziale Persönlichkeitsstörung“ verwendet, wobei auch die „Verhaltensstörung mit gefühllosen und emotionslosen Merkmalen“ für Kinder ab 12 Jahren im DSM-5 berücksichtigt wird.

Studien haben gezeigt, dass frühzeitige Anzeichen von Psychopathie bereits bei Kindern ab zwei Jahren erkennbar sein können. Zu den Warnsignalen gehören unter anderem Lügen, hinterhältiges Verhalten sowie ein stark egozentrisches Verhalten. Um die Merkmale von Psychopathie bei Jugendlichen zu beurteilen, kommt häufig das Youth Psychopathic Traits Inventory (YPI) zum Einsatz. Dieses Instrument erfasst Aspekte wie unehrlichen Charme, Grandiosität und Impulsivität. Frühzeitige Interventionen sind entscheidend, denn Kinder mit psychopathischen Merkmalen benötigen spezielle Behandlungen, die über herkömmliche Disziplinierungsmaßnahmen hinausgehen, da sie oft wenig auf diese reagieren.

Therapeutische Interventionen

Die Behandlung von Psychopathie und antisozialer Persönlichkeitsstörung ist herausfordernd. Menschen mit hoher Psychopathiewertung sind oft nicht gut zugänglich für therapeutische Interventionen, was den therapeutischen Nihilismus fördert. Die Evidenz für die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungsmethoden, wie beispielsweise kognitive Verhaltenstherapie oder dialektisch-behaviorale Therapie, ist noch unzureichend. Dennoch wird an unterschiedlichen Therapieansätzen gearbeitet, um die Symptome von Psychopathie zu verringern.

Maßnahmen wie belohnungsbasierte Interventionen haben sich als hilfreich erwiesen, um positive Verhaltensänderungen hervorzurufen. Auch der Einsatz von Medikamenten wie Antipsychotika kann Teil des Behandlungsplans sein, um aggressive Verhaltensweisen zu minimieren. In Anbetracht der Komplexität der Störung und der vielfältigen Faktoren, die zur Entwicklung psychopathischer Merkmale beitragen können – darunter genetische, familiäre und umweltbedingte Einflüsse – ist professionelle Hilfe für betroffene Kinder unerlässlich.

Zusammenfassend zeigen die aktuellen Entwicklungen in der Psychopathieforschung und -behandlung, dass ein tiefgreifendes Verständnis der Störung unerlässlich ist, um wirksame Therapien zu entwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es bleibt ein wichtiges Anliegen, dass weitere Forschungsergebnisse zur Verbesserung der Evidenzqualität in diesem Bereich beitragen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
medicalschool-hamburg.de
Weitere Infos
medde.org
Mehr dazu
elibrary.klett-cotta.de

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