
Ein neues internationales Kooperationsprojekt mit dem Titel „Powering Wealth. How Rich Families Shape the Energy Transition in Germany and Mexico, c. 1870-2024“ nimmt Formen an. Die Freie Universität Berlin, unter der Leitung von Dr. Andrea Binder vom Otto-Suhr-Institut, wird dieses Projekt zusammen mit Dr. Alice Krozer vom El Colegio de México und Thorsten Benner vom Global Public Policy Institute in Berlin realisieren. Ziel des Projekts ist es, den Einfluss wohlhabender Familien auf die Energiewende in Deutschland und Mexiko zu untersuchen, wobei beide Länder auf eine unterschiedliche historische Entwicklung in der Energienutzung zurückblicken.
Das Projekt erhält eine Förderung von 1,39 Millionen Euro von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderlinie „(Aus-)Wirkungen von Reichtum“. Durch diese Mittel wird eine detaillierte Analyse der Investitionsstrategien von High-Net-Worth Individuals (HNWIs) angestrebt. Dabei soll der Einfluss dieser Personen sowohl auf geschichtliche als auch gegenwärtige energiepolitische Transformationsprozesse untersucht werden.
Forschungsmethodik und Zielsetzungen
Ein zentrales Element der Forschung ist die Entwicklung einer Typologie generationenübergreifender Investitionsstrategien, die sowohl qualitative Interviews als auch Archivquellen einbezieht. Historisches process tracing wird genutzt, um die Entscheidungsfindungsprozesse hinter Investments zu rekonstruieren. Die theoretische Grundlage bildet das Konzept des „Energiepakts“, das die Wechselwirkungen zwischen HNWIs, staatlichen Akteuren und der Wählerschaft betrachtet.
Ein wichtiger Aspekt der Studie ist die Frage, ob die finanziellen Einflüsse der Reichen fördernd oder bremsend auf die Energiewende wirken. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit will das Projekt auch mit Künstler*innen beider Länder zusammenarbeiten, um die Wirkung über den akademischen Bereich hinaus zu erweitern. Die Laufzeit des Projekts erstreckt sich bis 2029.
Gesellschaftliche Kontexte und Herausforderungen
Die Untersuchung der Machtbeziehungen in sozialen Innovationen der Energiewende ist von zentraler Bedeutung. Laut einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IOEW) ist die Analyse der Machtdynamik in verschiedenen nationalen Kontexten wie Deutschland, Polen und Großbritannien essenziell. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass das Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Macht-Dimensionen und Akteuren entscheidend für das Verständnis der sozialen Innovationen ist. Hierbei gilt es, sowohl die Veränderungen als auch die Reproduktion dieser Machtverhältnisse zu beobachten.
Die Energiewende zielt darauf ab, fossile und atomare Energieträger durch regenerative Energien zu ersetzen. Experten erwarten einen Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien auf etwa 43 Prozent im Jahr 2023. Doch diese Transformation birgt auch Risiken. So könnten soziale Ungleichheiten verstärkt werden, da insbesondere einkommensschwache Haushalte stark von den Veränderungen betroffen sind. Etwa 14 Prozent der deutschen Haushalte sind von „Energiearmut“ betroffen.
Die Herausforderungen der Energiewende zeigen sich nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft. Vorschläge zur Lösung der Energiearmut beinhalten Spendenprogramme für Haushaltsgeräte und bessere Isolierungsmaßnahmen. Außerdem wird Bürgerbeteiligung als notwendig erachtet, um eine gerechtere Energiewende zu gestalten.
Der historische Kontext der Elektrifizierung, beginnend in den 1880er-Jahren, verdeutlicht zudem die Entwicklung von neuen Industrien und einer neuen Kultur. Dies bildet einen wichtigen Hintergrund für das Verständnis, wie sich der Einfluss von Reichtum auf gegenwärtige und zukünftige energiepolitische Maßnahmen auswirken könnte. Die Rolle von wohlhabenden Akteuren bleibt eine entscheidende Fragestellung für die kommenden Jahre.
Insgesamt bietet das Projekt „Powering Wealth“ einen vielversprechenden Ansatz, um die komplexen Beziehungen zwischen Reichtum und Energiewende zu beleuchten und zu klären, welchen Einfluss vielfältige Akteure auf die gesellschaftlichen Transformationsprozesse haben.
Für weitere Details zu den regionalen Herausforderungen und der Erforschung der sozialen Folgen der Energiewende siehe Deutschlandfunk, und für Informationen über Machtbeziehungen in der Energiewende lesen Sie die Publikation des IOEW. Das Projekt selbst ist detailliert auf der Site der Freien Universität Berlin beschrieben.