
Am 30. Juni 2025 fand im CIM Hub in Marburg der „CIM Repair Dialogue“ statt. Diese Veranstaltung brachte lokale Akteur*innen aus Repair-Cafés, Stadtverwaltung, Marburger Wirtschaft, Hochschulen und interessierten Bürger*innen zusammen, um die Chancen und Herausforderungen der von der EU beschlossenen Richtlinie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zu diskutieren. Diese Richtlinie soll ab 2026 in nationales Recht überführt werden, was eine signifikante Wende in der Reparaturkultur und im Recyclingmechanismus bedeutet. Laut uni-marburg.de war das Team des CIM Hubs gemeinsam mit der interdisziplinären CIM-Projektgruppe „Reparatur Hilfe“ für die Organisation zuständig.
Die Umfrageergebnisse, die im Vorfeld der Veranstaltung erhoben wurden, zeigen deutlich: Das Reparaturangebot in Marburg ist ausbaufähig, und die Sichtbarkeit der Repair-Cafés lässt deutlich zu wünschen übrig. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde vorgeschlagen, ein stadtweites Repair-Event zu organisieren, eine digitale Übersichtskarte für Reparaturorte zu erstellen und analoge Informationsmaterialien, wie Postkarten mit Standorten, zu verteilen. Zudem ist eine Integration der Übersichtskarte in das Bürger*innen-GIS „Marburg in Karten“ angedacht. Highlight der Veranstaltung war eine Improvisations-Performance des Fast Forward Theaters, die den kreativen Ansatz des CIM Hubs als Reallabor für innovative Ideen und gesellschaftliche Veränderungen unterstrich.
Reparaturrecht und Kreislaufwirtschaft
Die Dringlichkeit der Diskussion wird durch das neu eingeführte EU-Recht auf Reparatur untermauert. Dieses Gesetz verpflichtet Hersteller, erschwingliche und zugängliche Reparaturoptionen für Unterhaltungselektronik anzubieten. Laut greeninitiative.eco zielt das Gesetz darauf ab, Elektronikschrott zu reduzieren, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Es fordert Hersteller auf, Reparaturen nach Ablauf der Garantie anzubieten und Ersatzteile für bis zu 10 Jahre bereitzustellen, was die Gesamtnachhaltigkeit der Produkte erheblich verbessern könnte.
Hindernisse im bestehenden Produktdesign, wie die Verwendung proprietärer Schrauben, eingeschränkter Zugang zu Ersatzteilen und Softwareeinschränkungen, stellen jedoch Herausforderungen für die Reparaturfähigkeit dar. Dies führt zur geplanten Obsoleszenz vieler Geräte, was den Elektroschrott weiter in die Höhe treibt. Eine schockierende Zahl: Laut dem Global E-Waste Monitor 2024 wurden im Jahr 2022 weltweit 62 Millionen Tonnen Elektroschrott erzeugt, von denen nur 22,3 % ordnungsgemäß recycelt wurden. Prognosen gehen davon aus, dass diese Zahl bis 2030 auf 82 Millionen Tonnen ansteigen könnte.
Politische Unterstützung für die Kreislaufwirtschaft
Die Diskussion um Kreislaufwirtschaft hat auch auf politischer Ebene an Bedeutung gewonnen. Der EU-Umweltrat, geleitet von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, hat seine Position zum Kreislaufwirtschaftsaktionsplan der EU-Kommission beschlossen. Dieser Plan will einen Übergang zu einer ressourceneffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft in der EU erreichen. Zu den zentralen Maßnahmen gehören die Förderung der Langlebigkeit von Produkten und verbesserte Ökodesign-Kriterien, die den Verbrauchern den Zugang zu Reparaturmöglichkeiten erleichtern sollen. Ergänzend zu den bestehenden Initiativen fordert die EU-Kommission auch eine Überarbeitung relevanter rechtlicher Rahmenbedingungen, um die Ziele der Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, einschließlich der Einführung erweiterter Herstellerverantwortungsregelungen und Investitionen in qualitativ hochwertige Sortier- und Recyclinganlagen.
Es wird deutlich, dass die Kombination aus effizientem Recycling und Zugang zu Reparaturen entscheidend ist, um eine echte Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Während Marburg auf lokaler Ebene mit der Veranstaltung im CIM Hub wertvolle Initiativen zur Förderung von Reparaturen anstößt, sind auch EU-weit verbindliche Regelungen gefordert, um der geplanten Obsoleszenz und den wachsenden Elektroschrottmengen langfristig zu begegnen. Insgesamt zeigt sich ein globaler Trend hin zu einer nachhaltigeren, ressourcenschonenden Wirtschaft, der dringend Unterstützung durch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft benötigt.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zu den Aktivitäten des CIM Hubs finden Sie auf der Webseite des CIM Hubs: www.cim-hub.de.