
In der medizinischen Forschung zu Darmkrebs gibt es vielversprechende Entwicklungen, die darauf abzielen, die Behandlungsergebnisse für Patienten zu verbessern. Ein neuer Sonderforschungsbereich – TRR 417 – befasst sich mit der eingehenden Analyse des Tumormikromilieus, welches entscheidend die Wirksamkeit von Immuntherapien beeinflusst. Die Universität Freiburg berichtet, dass Darmkrebs heilbar ist, wenn er früh erkannt und operativ entfernt wird. Bei fortgeschrittener Erkrankung sind Immuntherapien vielversprechend, wirken jedoch nur bei etwa 16% der Patienten. Darüber hinaus besteht die Herausforderung, dass die Mehrheit der Patienten kaum auf bestehende Immuntherapien anspricht.
Diese Schwierigkeiten liegen in dem komplexen Tumormikromilieu begründet, das aus verschiedenen Zelltypen besteht und aktiv vom Tumor manipuliert wird. Dieses Milieu steht in engem Austausch mit den Tumoren, insbesondere bei Metastasen in der Leber und dem Bauchfell, was die Behandlung weiter erschwert. TRR 417 vereint Experten aus Medizin, Biologie und Datenwissenschaften, die zusammenarbeiten, um therapeutische Ansätze zur Veränderung des Tumormikromilieus zu entwickeln und die Behandlung von Darmtumoren zu verbessern.
Anforderungen an Immuntherapien
Im Rahmen der aktuellen Forschung wird besonders das mikrosatelliten-stabile kolorektale Karzinom (MSS CRC) untersucht, das 85-90% der kolorektalen Karzinome ausmacht. Die MedUni Wien hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die mögliche Ursachen für das Therapieversagen bei diesen Tumoren identifiziert. Dabei steht die Rolle der yẟ T-Zellen im Fokus, die direkt auf Signale von kranken Zellen reagieren können. Doch bei Patient:innen mit MSS CRC zeigen diese Zellen eine unzureichende Funktion zur Krebsbekämpfung.
Ein zentrales Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass Bindegewebszellen, auch Fibroblasten genannt, die Aktivität der Vẟ1+ T-Zellen blockieren. Diese Erkenntnisse könnten neue Wege zur Verbesserung der Immuntherapien aufzeigen, insbesondere durch die Hemmung des Moleküls TIGIT auf diesen T-Zellen, um die Blockade teilweise aufzuheben. Zukünftige Forschungen werden sich intensiver mit der Interaktion dieser Zellen befassen.
Einfluss des Mikrobioms
Zusätzlich zur Rolle der T-Zellen untersucht das Krebs-Mikrobiom-Projekt den Einfluss des Darmmikrobioms auf die Wirksamkeit von Immuntherapien. Unter der Leitung von Professor Michael Scharl am Universitätsspital Zürich zielt das Team darauf ab, neue Behandlungsansätze für Tumoren zu entwickeln, die nicht auf Standardtherapien ansprechen. Die Zusammensetzung des Mikrobioms könnte hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Erste klinische Studien haben eine erfolgreiche Übertragung von Spenderstühlen in den Darm von Patienten gezeigt, die auf Immuntherapien reagierten.
Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass das Mikrobiom das Fortschreiten der Erkrankung stoppen und die Wirksamkeit von Immuntherapien verstärken kann. Langfristig strebt das Projekt an, personalisierte Therapien zu entwickeln, die auf spezifischen Bakterienstämmen basieren, möglicherweise sogar in Form von Mikrobiom-Tabletten zur Verbesserung der Immuntherapie.
Dank der interdisziplinären Zusammenarbeit von Experten aus verschiedenen Forschungsbereichen könnten innovative Ansätze zur Behandlung von Darmkrebs Wirklichkeit werden. Die laufenden Erhebungen und Studien liefern wichtige Erkenntnisse, die nicht nur das Verständnis von Darmkrebs vertiefen, sondern auch neue Hoffnung für Patienten mit schwer behandelbaren Tumoren bringen.