
Am 9. September 2025 startet das Projekt „ResoLut“ (Resonanzorientiertes Lehren und Lernen), das vier Hochschulen aus drei Ländern vereint, um Lehr-Lernkonzepte zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Das Projekt wird durch das EU-Programm Erasmus+ für die Dauer von drei Jahren gefördert. Ziel ist es, Entfremdung und Benachteiligung im schulischen Kontext zu reduzieren. PH Karlsruhe berichtet, dass die Resonanzpädagogik der Schlüssel zu diesen neuen Ansätzen ist, indem sie Unterricht als Beziehungsraum versteht und die sozial-emotionale Interaktion zwischen Schüler:innen, Lehrkräften und Bildungsinhalten in den Mittelpunkt stellt.
Die Projektpartner, zu denen die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (Deutschland) als Projektleitung sowie die Staatliche Akademie für Angewandte Wissenschaften in Nysa (Polen), die Pädagogische Hochschule Kärnten (Österreich) und die Ludwig-Maximilians-Universität München (Deutschland) gehören, verfolgen das Ziel, die Bildungsqualität durch verstärkte sozial-emotionale Interaktionen zu stärken. Der resonanzpädagogisch gestaltete Unterricht wird sich an den Interessen und Lebenslagen der Schüler:innen orientieren.
Innovative Lehr-Lernkonzepte und Schulkooperationen
Im Rahmen des Projekts werden neue Lehr-Lernkonzepte an Kooperationsschulen erprobt, die sowohl als Modellschulen als auch als Impulsgeber fungieren. Lehrkräfte dieser Schulen sind in den Entstehungsprozess der Konzepte eingebunden. Dies geschieht durch gemeinsame Arbeitsgruppen und Workshops, die einen aktiven Austausch zwischen den Lehrenden und Studierenden ermöglichen.
Eine zentrale Maßnahme des Projekts wird die Integration der neuen Konzepte in die Lehrkräfteaus- und -fortbildung an den beteiligten Hochschulen und Lehrerfortbildungszentren sein. Hierbei wird ein Curriculum entwickelt, das die resonanzpädagogischen Prinzipien, Zielsetzungen und Methoden beschreibt, um Lehramtsstudierende sowie praktizierende Lehrkräfte mit diesen Konzepten vertraut zu machen.
Resonanzpädagogik im Kontext
Die Resonanzpädagogik selbst, wie sie von Hartmut Rosa beschrieben wird, Stichpunkte aus seiner Analyse „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“, hat sich als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Gesellschaft entwickelt. Rosa untersucht, wie die Weltbeziehungen des Menschen von Entfremdung geprägt sind, was sich in psychischen und physischen Erkrankungen wie depressivem Burnout äußert. Sein Buch „Resonanzpädagogik“, veröffentlicht von Beltz im Jahr 2016, thematisiert, wie Schulen zu Resonanzräumen werden können. Der Begriff „Anverwandlung“ spielt hierbei eine zentrale Rolle und beschreibt persönliche Begegnungen mit Lerninhalten.
Rosa plädiert für eine Bildungsarchitektur, die das Resonanzverlangen wiederentdeckt und die emotionale Qualität von Resonanzerfahrungen in den Vordergrund stellt. Diese Ansätze stehen im Einklang mit den Herausforderungen, die auch in der modernen Schule bestehen, wo Indifferenz und Widerstand bei Schüler:innen zu beobachten sind. Dies wird in der Lehrer:innenliteratur ausführlich besprochen, wie unter anderem in vielen positiven Bewertungen des Buches, welche Anregungen zur Neugestaltung der Bildungsprozesse bieten.
Insgesamt zeigt sich, dass das Projekt „ResoLut“ nicht nur aktuelle Probleme in der Bildung angeht, sondern auch die theoretischen Grundlagen der Resonanzpädagogik in die Praxis umsetzt. Dies könnte zu einem teilweisen Paradigmenwechsel in den Schulen führen.