
Die Technische Universität Chemnitz hat am 21. Mai 2025 das Forschungsprojekt KIKORECO ins Leben gerufen. Dieses ambitionierte Vorhaben, das im April 2025 offiziell gestartet ist, hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Kopfstützen für Kindersitze aus recycelten Carbonfasern zu entwickeln. Partner des Projekts sind die Professur für Textile Technologien und die Cetex Institut gGmbH. Finanziell unterstützt wird das Projekt mit rund 1,4 Millionen Euro aus dem Just Transition Fund der Sächsischen Aufbaubank.
Die geplanten Kopfstützen zeichnen sich durch ihr geringes Gewicht, eine ressourceneffiziente Produktion und hohe Crashsicherheit aus. Zentrale Materialien sind gerichtete, recycelte Carbon-Vliesstoffe (grCV), die mittels innovativer Verarbeitungstechnologien wie Partikelschaum-Verbundspritzgießen (PVSG), Dry Fiber Placement (DFP) und Tailored Fiber Placement (TFP) verarbeitet werden. Ein zentrales Ziel des Projektes ist es, Gewichts- und CO₂-Einsparungen von 25 bis 30 Prozent im Vergleich zu den derzeit verwendeten Lösungen zu erreichen.
Innovationsstrategien im Leichtbau
Im Rahmen des Projekts wird eine Tailored Fiber Placement-Anlage für großformatige Halbzeuge angeschafft, die in der Carbon LabFactory in Boxberg verlagert wird. Diese neue Außenstelle der TU Chemnitz wird die Innovationsstrategie in der Kreislaufwirtschaft und im Leichtbau weiter stärken. Besonders in einem Strukturwandelgebiet wie der Lausitz spielt die wirtschaftliche Diversifizierung eine entscheidende Rolle. Die gesamte Projektlaufzeit erstreckt sich von April 2025 bis März 2028 und umfasst den Aufbau einer demonstratorischen Fertigungskette für Recycling-Verbundbauteile sowie Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.
Ein weiterer bedeutender Fortschritt in der Nutzung von recycelten Materialien ist die von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) entwickelte Technologie zur Verarbeitung von recycelten Carbonfasern (rCF). Diese Technologie ermöglicht die Herstellung von hochorientierten Tapes, welche die CO₂-Emissionen um bis zu 66 Prozent senken und zudem 88 Prozent der Festigkeit von Neufasern erreichen. Angesichts der wachsenden Menge an Carbonfaserabfällen wird eine nachhaltige Lösung zur Wiederverwendung dieser Materialien immer dringlicher.
Kreislaufwirtschaft und ihre Bedeutung
Die Entwicklung von Carbonfaser-verstärkten Kunststoffen (CFK) hat stark zugenommen, jedoch bringt dieser Trend auch eine Zunahme an Abfällen mit sich. Schätzungen zufolge werden bis 2030 etwa 8.000 Passagierflugzeuge in Europa ausgemustert, was zu einer großen Menge an CFK-Abfällen führen wird. Aktuell werden lediglich 15 Prozent dieser Abfälle recycelt, während der Großteil auf Müllverbrennungsanlagen oder Deponien landet.
Die DITF-Technologie nutzt moderne Verfahren wie Pyrolyse oder Solvolyse zur Rückgewinnung von Carbonfasern. In Kombination mit thermoplastischen Matrixfasern werden diese so verarbeitet, dass sie die mechanischen Eigenschaften von neuen Produkten imitieren können. Dies könnte eine Schlüsselrolle bei der Reduktion von Abfällen und Emissionen im Leichtbau spielen und die Leistungsfähigkeit von recycelten Materialien erheblich steigern.
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl die TU Chemnitz als auch die DITF durch ihre innovativen Ansätze zur Nutzung von recycelten Carbonfasern einen entscheidenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Die Schaffung eines ressourceneffizienten Modells, das die Maximierung der Ressourcennutzung und die Minimierung von Abfällen fördert, könnte langfristig zu einer nachhaltigen Transformation in der Industrie führen. Die Integration solcher Technologien ist entscheidend, um den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern und die Umweltbelastungen zu verringern.
Technische Universität Chemnitz, Ingenieur.de, Fraunhofer-Institut