
Eine bahnbrechende Studie von Professorin Bergita Ganse an der Universität des Saarlandes bringt neue Hoffnung für die Überwachung der Frakturheilung. Die Forschung zeigt, dass die Heilung von Knochenbrüchen entscheidend von der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung des Gewebes abhängt. Mithilfe handelsüblicher Messgeräte, die Licht nutzen und damit strahlenfrei sind, können Ärzte den Heilungsverlauf von Frakturen genauer und effektiver verfolgen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in renommierten Fachzeitschriften, darunter „Biosensors and Bioelectronics“ und „Journal of Functional Biomaterials“, veröffentlicht.
Die neu entwickelte Methode ermöglicht es, ein Messgerät unkompliziert auf die Haut über der Bruchstelle zu platzieren, selbst bei Gipsverbänden. Dies erlaubt eine schnelle Kontrolle des Heilungsverlaufs, ohne dass Röntgen- oder CT-Aufnahmen nötig sind. Während Röntgen- und CT-Bilder nur punktuelle Momentaufnahmen liefern und zudem strahlenbelastend sind, können die neuen Geräte kontinuierliche Daten zur Heilung liefern.
Die Heilung im Detail
In Studien mit 55 Patienten, die an Schienbeinbrüchen litten, und 51 Kontrollpersonen haben die Forscher festgestellt, dass der Blutfluss und die Sauerstoffsättigung charakteristische Verläufe während der Knochenregeneration aufweisen. So steigt der Blutfluss zu Beginn der Heilung an, fällt jedoch nach zwei bis drei Wochen wieder ab. Ein ähnliches Verhalten zeigt die Sauerstoffsättigung. Abweichungen in den Messwerten könnten auf eine Verzögerung im Heilungsprozess hinweisen, die durch Faktoren wie zu viel Bewegung, Rauchen oder bestehende Krebserkrankungen verursacht werden können.
Die Entwicklung dieser vielversprechenden Technik wird von der Werner Siemens-Stiftung mit acht Millionen Euro gefördert. Des Weiteren wird an intelligenten Implantaten gearbeitet, die sowohl die Überwachung als auch die Förderung der Knochenheilung unterstützen sollen. Die Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der NASA zielt darauf ab, die Mechanismen des Knochenabbaus im All zu erforschen.
Globale Relevanz und Anwendung
Diese innovative Methode könnte nicht nur die medizinische Versorgung in hochentwickelten Ländern verbessern, sondern auch in ärmeren Ländern von entscheidender Bedeutung sein. Tatsächlich sind viele Menschen in solchen Regionen mit Herausforderungen konfrontiert, die ihren Zugang zu medizinischer Versorgung stark einschränken. So berichtet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass Armut eine der häufigsten Krankheitsursachen darstellt und jährlich etwa 100 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze drängt, oft aufgrund von medizinischen Kosten.
Zusätzlich führt der Mangel an Ressourcen, sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen in Entwicklungsländern zu einem hohen Krankheitsrisiko. Faktoren wie Arbeitslosigkeit, fehlende Schulbildung und unzureichende Familienplanung verstärken die ohnehin schon prekäre Gesundheitslage. Diese sozialen Herausforderungen machen die Einführung und Etablierung neuer medizinischer Technologien umso wichtiger.
In diesem Zusammenhang haben Wissenschaftler auch bemerkt, dass eine gesundheitszentrierte und klimaresiliente Entwicklung von höchster Bedeutung ist. Eine bevölkerungsbezogene, präventive Herangehensweise könnte entscheidend sein, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit in betroffenen Regionen zu mildern. Der Lancet Countdown Bericht über Gesundheit und Klimawandel in Lateinamerika verdeutlicht diese Notwendigkeit und unterstreicht die Dringlichkeit solcher Maßnahmen.