
Forschende der Technischen Universität München (TUM) haben einen bahnbrechenden Ansatz entwickelt, um die Effizienz moderner Immuntherapien zu steigern. Diese Therapien, einschließlich der CAR-T-Zelltherapien, nutzen manipulierte Immunzellen, um Tumoren zu bekämpfen. Mit ihrem neuen Verfahren können die Wissenschaftler nun besser nachvollziehen, wie sich diese Zellen im Körper verhalten, was entscheidend für die Verbesserung zukünftiger Behandlungsmethoden ist. Es gibt ein großes Interesse daran, das Verhalten dieser modifizierten Zellen zu verstehen, insbesondere in Bezug auf ihre Mobilität und Vermehrung im Körper sowie mögliche unerwartete Reaktionen auf gesundes Gewebe. Aktuell fehlen jedoch klinisch einsetzbare Verfahren, um diese Aspekte zu überwachen und zu bewerten, berichtet die Technischen Universität München.
Die CAR-T-Zell-Therapie, die 2017 in den USA erstmals zugelassen wurde, ist ein herausragendes Beispiel für diese Form der Immuntherapie. Bei dieser Therapieform werden T-Zellen aus dem Blut der Patienten entnommen und im Labor genetisch so modifiziert, dass sie chimäre Antigen-Rezeptoren (CAR) bilden. Diese modifizierten Zellen sind darauf trainiert, gezielt Krebszellen zu erkennen, an sie zu binden und sie zu zerstören. Um die Wirksamkeit der CAR-T-Zellen zu erhöhen, werden sie oft in großen Mengen vermehrt und dem Patienten wieder zugeführt. In einigen Fällen kann eine Überbrückungstherapie notwendig sein, während die CAR-T-Zellen heranwachsen. Laut der vfa sind diese gentechnisch modifizierten Therapien mittlerweile eine bedeutende Option, besonders wenn herkömmliche Behandlungen versagen.
Ein langer Weg zur Anwendung und Forschung
In den letzten Jahren hat sich das Interessensspektrum der CAR-T-Therapie über die Behandlung von Krebs hinaus ausgeweitet. Es werden erste Erfolge bei der Anwendung dieser Therapie gegen Autoimmunerkrankungen beobachtet. Bislang wurden weltweit etwa 50 bis 100 Menschen mit Autoimmunerkrankungen experimentell behandelt. Ein Beispiel ist die Patientin Fabienne Schröder, die an Myasthenie, einer schweren neuromuskulären Erkrankung, litt. Nach der CAR-T-Zelltherapie erlebte sie erhebliche Verbesserungen ihrer Lebensqualität. Vor der Therapie war sie stark eingeschränkt und benötigte einen Rollstuhl, doch nach der Behandlung zeigte sich eine signifikante positive Entwicklung, berichtet die Tagesschau.
Es wird jedoch deutlich, dass die Therapie individuell für jeden Patienten hergestellt werden muss, was den Aufwand und die Kosten erheblich erhöht. Die Kosten für eine einzige Infusion der CAR-T-Zelltherapie liegen schätzungsweise bei etwa 200.000 Euro. Georg Schett und Andreas Mackensen von der Uniklinik Erlangen haben ähnliche Erfolge bei der Behandlung von Patienten mit systemischem Lupus erythematodes festgestellt. Eine dieser Patientinnen konnte nach der Therapie wieder ohne Medikamente leben.
Ausblick auf die Zukunft
Wie die Forschung zeigt, ist die Anwendung der CAR-T-Zelltherapie bei Autoimmunerkrankungen bereits vielversprechend, doch die Reise ist noch lange nicht zu Ende. Große Studien zur Wirksamkeit dieser Therapieform laufen derzeit weltweit, darunter auch Projekte zur Wirkung bei Multipler Sklerose, die von Manuel Friese am Universitätsklinikum Eppendorf untersucht werden. Erste Patientinnen mit Multipler Sklerose haben CAR-T-Zellen erhalten, jedoch wird kein sofort sichtbarer Nutzen erwartet, da die Erkrankung oft bereits zu irreversiblen Schäden am Nervensystem führt.
Die vielversprechenden Fortschritte machen deutlich, dass das Verständnis der Abläufe im Immunsystem und die Entwicklung neuer Überwachungsmethoden für die Sicherheit der Therapien unerlässlich sind. In naher Zukunft könnten möglicherweise sogar Zulassungen für CAR-T-Zelltherapien bei Autoimmunerkrankungen folgen, die das Behandlungsspektrum erweitern und neue Hoffnung für betroffene Patienten bringen.