
Ein vielversprechendes Forschungsprojekt an der Freien Universität Berlin könnte die Herstellung und Nutzung von Chlor revolutionieren. Das Team um Prof. Dr. Sebastian Hasenstab-Riedel präsentiert eine neue Chlor-Technologie, die besonders umweltfreundlich ist. Unterstützt wird dieses innovative Vorhaben von der Werner Siemens-Stiftung (WSS), die in den kommenden zehn Jahren 18 Millionen Euro bereitstellt. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, nachhaltige Lösungen für die Chemieindustrie zu entwickeln und gleichzeitig die Ressourcennutzung zu optimieren.
Chlor ist eine essentielle Grundchemikalie, die in der Herstellung von über der Hälfte aller chemischen Produkte benötigt wird. Jährlich produziert Deutschland rund 5,5 Millionen Tonnen Chlor, was 2,3 Prozent des gesamten Stromverbrauchs ausmacht. Die Herausforderungen in der Produktion, Lagerung und dem Transport von Chlorgas sind jedoch erheblich. Daher hat das Forschungsteam eine neue Technik entwickelt, um Chlor in ionischen Flüssigkeiten zu speichern, die bei Raumtemperatur flüssig sind. Dies vereinfacht die Herstellung und den Transport von Chlor aus erneuerbaren Stromquellen.
Zukunftsorientierte Ansätze
Die entstehende Chlortechnologie könnte dazu beitragen, dass überschüssiger Solarstrom in Mitteleuropa zur Chlorproduktion genutzt wird. Zudem ermöglicht diese Technologie, im globalen Süden Chlor kostengünstig mit Solarenergie zu produzieren und zu transportieren. Neben den Vorteilen bei der Chlorherstellung generiert der Prozess auch Wasserstoff und Natronlauge als wertvolle Nebenprodukte. Prof. Hasenstab-Riedel und sein Team haben vier wesentliche Themenfelder für die Weiterentwicklung der Chlorspeicherplattform identifiziert.
- Urban Mining von Hightech-Metallen: Europa ist abhängig von Ländern wie China für wertvolle Metalle aus Elektromotoren, Windturbinen und Handys. Die neue Technologie könnte helfen, diese Metalle durch Recycling zurückzugewinnen.
- Aufschließen von Biomasse: Jährlich entstehen 4 Millionen Tonnen Glycerin und 100 Millionen Tonnen Lignin. Ionische Flüssigkeiten könnten dazu genutzt werden, diese Abfälle in nützliche Materialien umzuwandeln.
- Umwandlung von Altlasten und Batterien: Elektrochemische Verfahren könnten Chlor aus schädlichen Verbindungen wie Insektiziden und chlorierten Kunststoffen zurückgewinnen.
- Stationäre Speicherbatterien: Die Chlor-Plattform könnte auch zur Speicherung von Solar- oder Windenergie verwendet werden. Ionische Flüssigkeiten ermöglichen eine effizientere Energienutzung.
Ein weiterer kritischer Aspekt der Forschung betrifft die sichere Speicherung und Elektrolyse von Chlorwasserstoff (HCl). Dieses Produkt, ein wichtiges Nebenprodukt der chemischen Industrie, stellt eine wertvolle Ressource für die Wasserstoff- und Chlorproduktion dar. Die neue Technologie ermöglicht die sichere Bindung von HCl in Form von Bichloriden, wodurch handhabung und Transport erheblich erleichtert werden. Laut einem in „Science Advances“ veröffentlichten Artikel sind diese Entwicklungen vielversprechend für die Zukunft der Energieversorgung und der chemischen Industrie.
Die vielversprechende Chlor-Technologie könnte einen Schlüssel zu einer nachhaltigeren Zukunft darstellen. Die Kombination aus erneuerbarer Energie, effizienter Ressourcennutzung und innovativen Speichermethoden zeigt, wie neue chemische Ansätze zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks der Industrie beitragen können. Laut fu-berlin.de wird diese Initiative durch die Werner Siemens-Stiftung unterstützt, die seit 2003 Innovationsprojekte in Technik und Naturwissenschaften fördert. Die Forschungsergebnisse könnten die Grundlagen für eine umweltfreundlichere chemische Industrie legen.
Die Entwicklungen bieten somit nicht nur neue Perspektiven für die Chlorproduktion, sondern könnten auch bedeutende Allianzen in der Industrie fördern, die sich für nachhaltige Praktiken einsetzen. Die Features dieser Technologie haben das Potenzial, die Chemiebranche in Europa und darüber hinaus nachhaltig zu transformieren.
Für eine detailliertere Betrachtung der Themen und der Technologie besuchen Sie bitte die Seiten der Werner Siemens Stiftung und chemie.de.