
Am 7. Oktober 2025 wurde bekannt gegeben, dass Prof. Dr. Volker Haucke erneut die angesehene Reinhart-Koselleck-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhält. Diese Förderung in Höhe von 1 Million Euro wird über einen Zeitraum von fünf Jahren bereitgestellt und unterstützt Hauckes neuestes Forschungsprojekt, das sich mit der Entstehung von Präsynapsen aus kleinen Transportpaketen im Axon beschäftigt. Die Kommunikation zwischen Nervenzellen an Synapsen ist entscheidend für grundlegende Prozesse wie Bewegung, Denken, Fühlen und Erinnern. Mit diesem Projekt zielt Haucke darauf ab, bestehende Wissenslücken über die Bildung und Veränderung von Synapsen im Gehirn zu schließen.
Besonders bemerkenswert ist, dass dieses Forschungsprojekt erstmals die nanoskalige Struktur und molekulare Zusammensetzung der Transportpakete entschlüsseln soll. Haucke und sein Team legen den Schwerpunkt auf synaptische Vesikelproteine und spannungsabhängige Kalziumkanäle, deren Erkenntnisse potenziell neue Perspektiven für die Behandlung neurologischer und neuropsychiatrischer Erkrankungen bieten könnten. Um dies zu erreichen, verfolgt das Team einen multidisziplinären Ansatz, der Strukturbiologie, Proteomik, Zellbiologie und computergestützte Modelle vereint. Diese Methodik wurde bereits in früheren Forschungen zur Stabilität von Nervenzellverbindungen erfolgreich eingesetzt.
Forschungskontext und Relevanz
Haucke ist ein erfahrener Biochemiker und Molekularpharmakologe, der sich intensiv mit den Mechanismen der neuronalen Kommunikation beschäftigt. Synapsen, die spezielle Kontakte zwischen Nervenzellen darstellen, sind entscheidend für die Übertragung chemischer Signale. Das Ziel von Hauckes Forschung ist die Aufklärung der Qualitätskontrollmechanismen, welche die Funktion von Nervenzellen und deren synaptischen Kontakte über Jahrzehnte hinweg gewährleisten. Ein Versagen dieser Stabilität kann zu schwerwiegenden neurodegenerativen Erkrankungen und Demenz führen, was die Dringlichkeit seiner Studien unterstreicht.
Die DFG fördert in diesem Programm besonders innovative und risikoreiche Projekte. Bis zu zehn Reinhart-Koselleck-Projekte werden jährlich vergeben, wobei die Fördermittel bis zu 1,25 Millionen Euro betragen können. Die nun verleihene Auszeichnung an Haucke ist bereits die zweite für einen Forscher des Forschungszentrums (FMP) innerhalb eines Jahres, was die hohe Bedeutung der dortigen Forschung unterstreicht.
Zusammenspiel von Forschung und Technologie
Ein derzeit laufendes Forschungsprojekt am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main ergänzt Hauckes Arbeiten in einem wichtigen Aspekt. In einer Studie, die unter dem Titel „The proteomic landscape of synaptic diversity across brain regions and cell types“ veröffentlicht wurde, wurden über 1.800 verschiedene Proteine identifiziert, die die Diversität der Synapsen im Gehirn unterstützen. Diese Erkenntnisse könnten auch für Hauckes Forschungsprojekte von Bedeutung sein, da sie auf die jeweilige Rolle der Proteine in der Zellfunktion hinweisen. Synapsen sind entscheidend für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und haben unterschiedliche Funktionen, einschließlich der Steuerung des Hirnrhythmus und der Freisetzung von Neurotransmittern.
Die quantitative Massenspektrometrie, die in dieser Studie Verwendung fand, könnte auch in Hauckes Untersuchungen zur molekularen Struktur von Präsynapsen Anwendung finden. Zukünftige Studien könnten die Basis für gezielte therapeutische Interventionen liefern, die das Ziel haben, neurologische Störungen effizienter zu behandeln.
Haucke, der an der Freien Universität Berlin Biochemie studierte und an der Universität Basel promovierte, leitet seit 2012 das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie. Seine bisherigen Erfolge, einschließlich des Avanti Award, des ERC Advanced Grant und des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises, unterstreichen sein Engagement in der neurobiologischen Forschung. Als aktiver Teil des Exzellenzclusters NeuroCure an der Charité-Universitätsmedizin Berlin wird Haucke auch künftig eine zentrale Rolle in der Forschung zur neuronalen Kommunikation und deren Mechanismen spielen.
Die Ergebnisse seiner Arbeiten könnten einen entscheidenden Einfluss auf die zukünftige Therapie neurologischer Erkrankungen haben und dabei helfen, das Verständnis der zugrunde liegenden biologischen Prozesse erheblich zu erweitern.
FU Berlin berichtet, dass Volker Haucke die Reinhart-Koselleck-Förderung erneut erhält. Weitere Details zur Projektbeschreibung finden sich auf der Website des FMP. Weitere Informationen zu den synaptischen Mechanismen bietet die aktuelle Studie am Max-Planck-Institut für Hirnforschung.