
Am 10. Oktober 2025 kündigte die Universität Witten/Herdecke (UW/H) die Fortsetzung ihrer öffentlichen Ringvorlesung „Mensch-Tier-Beziehung #govegan“ an. Die dritte Auflage der Veranstaltungsreihe beginnt am 16. Oktober 2025 im Rahmen des Wintersemesters 2025/2026. Ziel ist es, unterschiedliche Perspektiven zu Tierschutz, Umweltbewusstsein und Ethik zu vereinen und einen gesellschaftlichen Diskurs zu fördern. Die Verantwortlichen der Ringvorlesung umfassen Prof. Dr. Jan Ehlers, Vizepräsident für Lehre und Lernen, Jun.-Prof. Dr. Theresa Sophie Busse, Juniorprofessur für Digital Health, und Dr. Julia Nitsche, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik und Bildungsforschung.
Die Vortragsreihe wird verschiedene Themenbereiche abdecken, darunter Tierethik, Recht, Religion, Medizin und Ökologie. Insgesamt werden zehn Expert:innen Einblicke geben, die zum kritischen Diskurs anregen sollen. Zu den besonderen Gästen gehört Martin Rütter, ein bekannter Hundetrainer, der über hündische Körpersprache und artgerechtes Zusammenleben sprechen wird. Auch Christian Gruber, Tierarzt und Trauercoach, behandelt den emotionalen Umgang mit dem Verlust von Haustieren. Hanne Winter und Louise Johansen von der Vegetarian Society of Denmark widmen sich der staatlichen Förderung und gesellschaftlichen Unterstützung im pflanzenbasierten Lebensmittelsektor.
Vorlesungsdetails und Zugang
Die Vorlesung findet jeden Donnerstag von 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr statt und ist kostenlos sowie live über Twitch zugänglich. Bei regelmäßiger Teilnahme wird ein Zertifikat ausgestellt, das zur Anrechnung als Wahlfach oder Fortbildung genutzt werden kann. Die Ringvorlesung endet am 29. Januar 2026. Weitere Informationen sind auf der Webseite der Ringvorlesung zu finden.
Die Beziehung zwischen Mensch und Tier hat sich über Jahrhunderte entwickelt und unterliegt vielfältigen Einflüssen. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung entstehen solche Beziehungen aus unterschiedlichen Umständen und manifestieren sich auf unterschiedlichste Weise. Wissenschaftliche Ansätze, wie die Archäozoologie, helfen, die Ursprünge dieser Beziehungen zu erforschen, insbesondere die Anfänge der Tierdomestizierung.
Ethik und Anthropozentrik
Eine der zentralen Fragestellungen im Kontext der Mensch-Tier-Beziehungen ist die Ethik. Der Beitrag von Prof. Kompatscher thematisiert Interaktionen zwischen Menschen und Tieren in Geschichte und Gegenwart sowie die Machtverhältnisse, die diese Beziehungen prägen. Es werden künstliche Grenzen zwischen „Menschen“ und „Tieren“ gezogen, die auch gesellschaftliche und moralische Dimensionen umfassen. Diese Hierarchien reflektieren das anthropozentrische Weltbild, das viele gesellschaftliche Überzeugungen prägt.
Wesentliche Aspekte der Diskussion sind auch die Kategorisierung von Tieren und die damit verbundene Diskriminierung, bekannt als Speziesismus. Das Zusammenspiel von Tierschutz und den Bedürfnissen der Menschen wirft die Frage auf, inwieweit aktuelle Zustände im Umgang mit Tieren veränderbar sind. Zahlreiche Stimmen fordern Reformen, um das Tierwohl ernsthaft zu berücksichtigen.
Die Forschungsinteressen wandeln sich zudem, insbesondere durch die Wiederansiedlung von Wildtieren in urbanen Gebieten. Diese Entwicklungen stellen neue Herausforderungen und Dimensionen der Mensch-Tier-Beziehungen dar. Die unterschiedlichen Sichtweisen werden durch eine Vielzahl von Erzählungen und emotionalen Bindungen sichtbar, die Einfluss auf Entscheidungen über den Umgang mit Tieren haben. Der Diskurs über Mensch-Tier-Interaktionen wird also nicht nur von wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auch von kulturellen und gesellschaftlichen Narrativen geprägt.