
Am Montag, dem 22. September, findet an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) eine Lesung mit dem Titel „Das Russland-Netzwerk – Wie der Kreml die deutsche Demokratie angreift“ statt. Die Veranstaltung beginnt um 18.00 Uhr im Gräfin-Dönhoff-Gebäude, Raum GD 102. Referentin ist Dr. Susanne Spahn, eine renommierte Osteuropa-Historikerin und Politologin. Ihr Vortrag beleuchtet den Einfluss Russlands auf politische Kräfte in Deutschland, die prorussische Positionen vertreten und analysiert die Strategien Moskaus seit der Annexion der Krim im Jahr 2014.
Das Thema wird auch vor dem Hintergrund des aktuellen geopolitischen Konflikts betrachtet, insbesondere im Hinblick auf Russlands aggressiven Krieg gegen die Ukraine. Im Zentrum stehen dabei Aspekte wie Informationskrieg, Desinformation, Propaganda sowie Sabotageakte und Cyberangriffe, die die westlichen Demokratien destabilisieren sollen. Diese Erkenntnisse beruhen auf einer wissenschaftlichen Analyse und persönlichen Erfahrungen, die Dr. Spahn in ihrem Buch „Das Russland-Netzwerk – Wie ich zur Russland-Versteherin wurde und warum ich es heute nicht mehr sein kann“ geteilt hat.
Hybride Kriegsführung und Sabotageakte
Russland hat in den letzten Jahren vermehrt hybride Angriffe auf Deutschland durchgeführt. Diese umfassen unter anderem Spionage, Sabotage, Drohnenüberwachung und Desinformation, wie aus den Berichten von ZDF hervorgeht. Mehrere Vorfälle, darunter die Beschädigung hunderter Autos im Spätwinter durch das Einspritzen von Bauschaum in Auspuffanlagen, deuten auf mögliche russische Hintergründe hin. Sicherheitsbehörden in Europa haben seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ihre Wachsamkeit erhöht, um solchen Bedrohungen entgegenzuwirken.
General Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, äußert, dass hybride Angriffe auf Deutschland mittlerweile alltäglich sind. Die Taktiken Russlands bleiben dabei häufig unterhalb der Schwelle des militärischen Konflikts, was eine Reaktion nach Artikel 5 des NATO-Vertrags verhindert. Trotz dieser zurückhaltenden Strategie spüren viele in Deutschland die Auswirkungen, sei es durch Cyberangriffe oder durch direktespionage-gestützte Sabotageakte, welche zunehmend kritische Infrastrukturen gefährden.
Die Gerasimov-Doktrin und ihre Auswirkungen
Die hybride Kriegsführung Russlands verfolgt das Ziel, militärische und nicht-militärische Mittel zu kombinieren. Die so genannte Gerasimov-Doktrin beschreibt diese Vorgehensweise, bei der das Risiko eines offenen Konflikts vermieden wird. Diese Strategie wird vor allem von Russlands Militärgeheimdienst GRU unterstützt, welcher auch für die Durchführung geheimer Operationen verantwortlich ist. Die Einheit 29155 des GRU spielt hierbei eine Schlüsselrolle und hat in der Vergangenheit durch Sabotagen, wie dem Putschversuch in Montenegro 2016, von sich reden gemacht.
Die Techniken Russlands, darunter Desinformation und Cyberangriffe, haben in den letzten Jahren an Komplexität und Häufigkeit zugenommen. Angriffe auf Wahlprozesse, wie bei den US-Wahlen 2016, sowie die Verbreitung von Fake-Videos in Deutschland verdeutlichen die Reichweite dieser Missionen. Sicherheitskreise berichten sogar von einer Zunahme von Drohnenüberflügen über militärische Anlagen und Industriegebiete, um die Reaktionen der Abwehr zu testen.
Die bevorstehende Lesung wird somit nicht nur als eine akademische Auseinandersetzung mit der Thematik dienen, sondern auch als wichtige Plattform für den Austausch unter Wissenschaftlern, Künstlern und Journalisten. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist nicht nur ein Hinweis auf den zunehmenden Bedarf an Sensibilisierung bezüglich der hybriden Bedrohungen, sondern kann auch als Teil einer breiteren Diskussion über die Zukunft der demokratischen Institutionen in Europa gesehen werden. Interessierte können sich bis zum 15. September per E-Mail an warsensing@europa-uni.de anmelden.