
Ein neues Forschungsprojekt zur Bekämpfung sexuellen Kindesmissbrauchs hat in Berlin die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Team der Rechtspsychologie der Medical School Berlin, unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Lehmann, wurde für das Projekt WRITE – Written Risk Indicators Triggering Exploitation ausgewählt. Dieses innovative Vorhaben hat sich in einem internationalen Wettbewerbsfeld von über 300 Bewerber:innen durchgesetzt und erhält nun Fördergelder von Safe Online. WRITE ist eines von 20 Projekten, die in den nächsten zwei Jahren unterstützt werden, um die Klassifizierung und das Verständnis textbasierter Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch (CSEAM) zu verbessern, wie medicalschool-berlin.de berichtet.
Die Untersuchung von textbasiertem CSEAM ist ein bislang untererforschtes Gebiet. Die Auswirkungen dieses Phänomens auf die Konsumierenden sind weitgehend unklar. Das Hauptziel von WRITE ist es, eine evidenzbasierte Grundlage zu schaffen, die helfen soll, textbasierten Kindesmissbrauch besser zu erkennen, zu verhindern und effektiv damit umzugehen. Zur Umsetzung des Projekts hat das Team internationale Kooperationspartner:innen, darunter INHOPE, Save the Children Finland, Rigr AI und die irische Polizei An Garda Siochana, gewonnen. Ein Gremium internationaler Expert:innen, darunter Prof. Dr. Kelly Babchishin und Prof. Dr. Alexander Schmidt, unterstützt das Vorhaben ebenfalls tatkräftig.
Globale Bemühungen gegen Kindesmissbrauch
Die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen Kinder- und Jugendmissbrauch zeigt sich auch auf globaler Ebene. Eine umfassende Einbeziehung von Technologie und gemeinsamen Anstrengungen ist entscheidend für die Bekämpfung des Problems. So hat beispielsweise der Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR) der Vereinten Nationen eine Einreichung veröffentlicht, die sich mit ausbeuterischen Praktiken gegen Kinder im digitalen Raum beschäftigt. Die Herausforderungen sind zahlreich, und umfassende Maßnahmen, wie die Etablierung von Unterstützungszentren für Opfer sexuellen Missbrauchs in Indien, sind ebenso erforderlich, um effektive Unterstützung anzubieten, wie justrights.international hervorhebt.
In Indien wurden technologische Lösungen bereitgestellt, um die Berichterstattung und Untersuchung von Fällen von sexuellem Missbrauch und Ausbeutung zu verbessern. Dies umfasst Engagement mit dem Indian Cybercrime Coordination Centre und die Unterzeichnung mehrerer Memoranda of Understanding, um die digitale Sicherheit für Kinder zu erhöhen. In solchen Initiativen fließen technologische Innovationen, rechtliche Unterstützung und Aufklärungsprogramme ein, um die Gefahren im Netz zu bekämpfen.
Steigende Zahlen zur Kindesmissbrauchskriegsführung in Deutschland
Angesichts globaler Entwicklungen bleibt auch Deutschland von einem besorgniserregenden Anstieg der Fallzahlen bei Sexualdelikten gegen Kinder und Jugendliche nicht verschont. Laut einem Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) vom 8. Juli 2024 ist die Zahl der registrierten Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern im Jahr 2023 auf 16.375 gestiegen, was einem Anstieg von 5,5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besorgniserregend ist, dass über 50 % der Fälle eine Beziehung zwischen Opfer und Täter aufweisen, oft handelt es sich hierbei um Familienangehörige oder enge Bekannte, wie bka.de die Bundesministerin Nancy Faeser zitiert.
Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der BKA-Statistik ist die massive Zunahme an Fällen von kinder- und jugendpornografischen Inhalten. Die Fallzahlen haben sich seit 2019 mehr als verdreifacht, mit 45.191 Fällen im Jahr 2023, ein Anstieg von 7,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Betroffenen sind oft minderjährig, wobei ein hoher Prozentsatz der Tatverdächtigen selbst Kinder oder Jugendliche sind. Diese alarmierenden Statistiken unterstreichen die Dringlichkeit von Maßnahmen wie dem Projekt WRITE, um dem Missbrauch entgegenzuwirken und das Wohl von Kindern im digitalen Raum zu schützen.