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Schöninger Speere: Neueste Datierung bringt alten Jagdfunden neues Leben!

Schöningen, Niedersachsen, erhebt sich nicht nur als ein Ort mit malerischer Landschaft, sondern auch als bedeutender historischer Schauplatz, dank seiner beeindruckenden archäologischen Funde. Insbesondere die Schöninger Speere stellen die ältesten erhaltenen hölzernen Jagdwaffen der Welt dar. Erst kürzlich wurde das Alter dieser faszinierenden Artefakte durch ein internationales Forschungsteam reevaluiert. Diese Neuorientierung führte zu einer Korrektur von 400.000 Jahren auf 200.000 Jahre, was die gesamte Datierung der damaligen Jagdpraktiken weitreichend beeinflusst hat. Wie die Johannes Gutenberg-Universität Mainz berichtet, beruhen frühere Altersabschätzungen auf weniger präzisen Schichtanalysen, während die aktuellen Erkenntnisse durch ein verfeinertes Verfahren der Aminosäure-Racemisierung gesichert wurden.

Das Forschen und Dokumentieren der Schöninger Speere fand in einem einzigartigen, luftdicht erhaltenen Jagdlager statt, das bis zur Absenkung des Grundwasserspiegels 10 Meter unter Wasserspiegel lag. Diese idealen Erhaltungsbedingungen haben die Überlieferung von 20 bis 25 Jagdwaffen, darunter bis zu zehn Speere von bis zu 2,5 Metern Länge, ermöglicht. Die Funde wurden in einer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Science Advances detailliert beschrieben.

Die Bedeutung der Funde

Eine der bemerkenswertesten Entdeckungen in Schöningen ist die strategische Jagd auf Pferde. Insgesamt wurden über 50 Pferde erlegt, was auf höchst spezialisierte Jagdstrategien der damaligen Bewohner hinweist. Diese Erkenntnisse unterstreichen nicht nur die Fähigkeiten der Neandertaler, sondern auch die hohe Qualität menschlicher Kooperation und Organisation vor 200.000 Jahren. Bemerkenswert ist, dass die Funde in Schöningen in die Mittlere Altsteinzeit und die Zeit der frühen Neandertaler eingeordnet werden, was sie zu einem Schlüssel für unser Verständnis der menschlichen Verhaltensevolution macht.

Die Forschungsarbeit wird von einigen Experten als „experimentell“ und „umstritten“ bewertet. Kritiker, wie Thomas Terberger und Jutta Winsemann, zeigen sich skeptisch hinsichtlich der Schwächen im geologischen Ablagerungsmodell, während andere, wie Tobias Lauer, die Methodik als sinnvoll erachten, jedoch betonen, dass eine Kalibrierung der Daten unerlässlich sei. Trotz dieser Diskussionen bleibt festzustellen, dass die Schöninger Speere die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen weltweit sind.

Das Paläon: Ein Fenster in die Steinzeit

Das Forschungsmuseum „paläon“, eröffnete 2013, dient als Wahrzeichen für diese bedeutsamen Funde. Entworfen von einem Züricher Architekturbüro, fasziniert das futuristische Bauwerk Besucher mit seinem umfangreichen Angebot. Neben den Schöninger Speeren zeigt das Museum auch andere ausgestorbene Tierarten, wie Säbelzahnkatzen und Waldelefanten. Eine Besonderheit ist das fast vollständige Skelett eines Waldelefanten, das 2017 entdeckt wurde.

Das Museum bietet nicht nur Führungen zum Ausgrabungsstandort an, sondern behandelt auch bedeutende Themen wie Klimawandel und geologische Veränderungen. Die Führungen können für Gruppen von bis zu 25 Personen organisiert werden, wobei der Eintritt für Erwachsene 9 Euro (ermäßigt 6 Euro) beträgt. Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison, und ein Café sowie ein Bistro sorgen für die Verpflegung der Gäste.

Insgesamt verdeutlicht das Ensemble aus historischen Funden und modernem Museum, wie Schöningen nicht nur in der regionalen, sondern auch in der globalen Archäologie von Bedeutung ist. Die Region lockt zahlreiche Besucher an, die mehr über die sehr frühen Jagdpraktiken und gesellschaftliche Strukturen der Menschen vor 200.000 Jahren erfahren möchten. Laut presse.uni-mainz.de und buskompass.de wird Schöningen möglicherweise sogar in Zukunft den Status eines Weltkulturerbes erreichen.

Die Stätte ist nicht nur ein Rückblick auf die Vergangenheit der Menschheit, sondern auch ein lebendiger Teil der Forschung zur menschlichen Evolution und dem Verständnis unserer Vorfahren.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
presse.uni-mainz.de
Weitere Infos
buskompass.de
Mehr dazu
welt.de

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