
Ein internationales Team unter der Leitung von Jan-Claas Dajka vom Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB) hat kürzlich die Wirksamkeit der 2022 verabschiedeten Biodiversitätsziele untersucht. Diese Ziele wurden im Rahmen des „Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal“ von zahlreichen Ländern unterzeichnet. Der Vertrag sieht vor, bis 2030 mindestens 30 Prozent der globalen Landes- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Dies stellt eine signifikante Verbesserung gegenüber den 2010 verabschiedeten Aichi-Zielen dar, die aufgrund vieler nicht messbarer Vorsätze als unzureichend kritisiert wurden. Dajka hebt hervor, dass der Kunming-Montreal-Vertrag einen neuen strategischen Plan mit robusten, wissenschaftsbasierenden Zielen bietet.
Die aktuelle Studie analysierte wissenschaftliche Arbeiten zur marinen Biodiversität sowie politische Abkommen zwischen 2010 und 2020. Die Forschenden identifizierten sechs wichtige Biodiversitätsvariablen, die für die Überwachung der marinen Biodiversität entscheidend sind. Dazu zählen die räumliche Verbreitung einer Spezies, genetische Variabilität, äußere Merkmale und die Struktur von Ökosystemen. Die Studie betont, dass grundlegende Indikatoren wie Artenzahl und genetische Vielfalt für den Fortschritt im Naturschutz von zentraler Bedeutung sind. Sekundäre Klassen wie die Struktur und Funktion von Ökosystemen sind ebenfalls wichtig, sollten jedoch nicht überbewertet werden. Dajka fordert politische Institutionen zur Umsetzung dieser Erkenntnisse auf, indem geeignete Indikatoren auf nationaler Ebene entwickelt und wissenschaftlich fundierte Maßnahmen ergriffen werden.
Globale Anstrengungen zur Biodiversität
Im Kontext dieser Studie fand im Jahr 2025 die 15. Weltnaturkonferenz in Montreal, Kanada, statt, auf der Vertragsstaaten der Biodiversitätskonvention (CBD) den „Globalen Biodiversitätsrahmen“ beschlossen. Die Hauptziele sind der Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 zu stoppen und den Trend umzukehren. Dies umfasst langfristige Ziele bis 2050 sowie 23 spezifische Ziele für 2030. Neben der Forderung, mindestens 30 Prozent der Land- und Wasserfläche zu schützen, wird auch betont, dass die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften gewahrt bleiben müssen. Bis 2030 sollen zudem 30 Prozent der geschädigten Ökosysteme an Land und im Meer renaturiert werden.
Finanzierung spielt eine entscheidende Rolle in diesen Bemühungen. Die Staaten des Globalen Nordens haben sich verpflichtet, bis 2025 jährlich 20 Milliarden US-Dollar in den Globalen Süden zu investieren, und dieser Betrag soll bis 2030 auf 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr steigen. Insgesamt wird angestrebt, bis 2030 weltweit 200 Milliarden US-Dollar jährlich in den Schutz der biologischen Vielfalt zu investieren.
Bedrohungen der marinen Biodiversität
Wissenschaftler weltweit warnen vor der Bedrohung der Artenvielfalt im Meer. Laut einer Umfrage des Marine Stewardship Council (MSC) betrachten über zwei Drittel der 60 befragten Ozeanexperten den Klimawandel als größte Bedrohung für die marine Gesundheit. Weitere Risiken sind Überfischung und Veränderungen der marinen Lebensräume. Dennoch zeigen 45 Prozent der Befragten Optimismus, da sie Fortschritte in der Forschung und der Politik verzeichnen. Um die Gesundheit der Meere zu sichern, sind jedoch schnellere und ambitioniertere internationale Maßnahmen erforderlich.
Regionale Ansätze für nachhaltiges Fischereimanagement zeigen bereits positive Ergebnisse, und der MSC ruft zur Unterzeichnung des globalen Abkommens zum Schutz der Biodiversität auf Hoher See (BBNJ) auf. Mindestens 60 Staaten müssen diesem Abkommen beitreten, damit es in Kraft tritt. Ein zentraler Aspekt dieses Abkommens ist der Schutz der Artenvielfalt in Meeresgebieten, die außerhalb nationaler Hoheitsgewässer liegen. Dr. Beth Polidoro vom MSC betont die Notwendigkeit, nachhaltige Fischereien zu fördern und passende politische Rahmenbedingungen zu schaffen.
Zusammenfassend verdeutlichen die aktuellen Entwicklungen und die Forschungsergebnisse, dass die globale Politik in Bezug auf den Schutz der Biodiversität nachgebessert hat. Dennoch ist die Herausforderung groß, und der Handlungsbedarf zur Sicherung der marinen biologischen Vielfalt bleibt dringend.