
Am 13. August 2025 veröffentlichte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ein bedeutendes Diskussionspapier mit dem Titel „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“. Dieses dokumentiert die alltägliche Nutzung sozialer Medien durch viele Kinder und Jugendliche in Deutschland und thematisiert die damit verbundenen Gefahren. Die Autoren warnen vor riskantem und suchtartigem Verhalten und heben sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das psychische, emotionale und soziale Wohlbefinden hervor.
Positives kann aus der sozialen Interaktion in diesen Plattformen resultieren, doch überwiegen die möglichen negativen Aspekte. Dazu zählen Symptome von Depression und Angst, Aufmerksamkeitsprobleme sowie Schlafstörungen. Diese Erkenntnisse decken sich mit den Beobachtungen, dass 11 % der Jugendlichen Anzeichen eines problematischen Verhaltens in Bezug auf soziale Medien zeigen, wobei der Anteil bei Mädchen mit 13 % höher ist als bei Jungen, die bei 9 % liegen. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass 36 % der Jugendlichen ständig online mit Freunden in Kontakt stehen, was vor allem bei 15-jährigen Mädchen (44 %) der Fall ist.
Handlungsempfehlungen der Leopoldina
Um Kinder und Jugendliche vor den negativen Folgen der sozialen Medien zu schützen, schlägt das Papier mehrere Maßnahmen vor. Zu den zentralen Empfehlungen gehören:
- Altersabhängige Zugangs- und Funktionsbeschränkungen für soziale Medien.
- Das Verbot für Kinder unter 13 Jahren, eigene Social-Media-Accounts zu erstellen.
- Die gesetzlich geforderte elterliche Zustimmung für 13- bis 15-Jährige.
- Die altersgerechte Gestaltung sozialer Netzwerke für 13- bis 17-Jährige, einschließlich des Verbots von personalisierter Werbung und algorithmischen Empfehlungen.
- Ein Verbot der Nutzung von Smartphones in Kitas und Schulen bis zur 10. Klasse.
Zusätzlich wird betont, dass es politischer Handlungsbedarf gibt, um die Vorschläge auf EU-Ebene und mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung umzusetzen. Ein weiterer Vorschlag ist die Einführung der „EUDI-Wallet“ als digitaler Altersnachweis, um die Einhaltung von Altersgrenzen zu erleichtern.
Notwendigkeit der Medienkompetenz
Die Diskussion um die psychische Gesundheit von Jugendlichen wird auch von der WHO aufgegriffen. Dr. Hans Henri P. Kluge betont die Notwendigkeit, Medienkompetenz zu fördern und schlägt Maßnahmen wie Altersbeschränkungen für soziale Medien vor. In der Tat zeigen frühere Studien, dass problematische Nutzer weniger seelisches und soziales Wohlbefinden aufweisen und häufiger mit Schlafmangel und einem höheren Substanzkonsum konfrontiert sind.
Darüber hinaus ist es entscheidend, offene Dialoge über digitales Wohlbefinden in Familien und Schulen zu führen. Die Leopoldina fordert, die Ausbildung von Erziehungs- und Gesundheitsfachkräften zu stärken, um riskantes Nutzungsverhalten frühzeitig zu erkennen. Zudem sollten niedrigschwellige Public-Health-Kampagnen initiiert werden, um über die Einflüsse sozialer Medien aufzuklären.
Zusammenfassend wird deutlich, dass neben den positiven Effekten sozialer Medien die Risiken ernst genommen werden müssen. Schützende Maßnahmen und eine gezielte Förderung der digitalen Kompetenzen können helfen, das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu schützen, während sie in einer zunehmend digitalen Welt aufwachsen. Für eine sichere und verantwortungsvolle Nutzung sozialer Medien ist ein konzertierter Ansatz von Politik, Bildungseinrichtungen und Familien notwendig.