
In den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaft einen erheblichen Einfluss auf die Nuklearpolitik und Strahlensicherheit gehabt. Ein neues Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), geleitet von Prof. Dr. Maria Rentetzi, beleuchtet diese Entwicklung und wird von einem bedeutenden europäischen Forschungsprogramm unterstützt. Die FAU hat für das Projekt, das die Meilensteine der Nuklearpolitik und die gesellschaftlichen Perspektiven auf den Strahlenschutz untersucht, eine Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (ERC) erhalten. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung „Living with Radiation“ präsentiert, die vom 12. Juni bis 31. August im Siemens MedMuseum stattfindet, und einen Einblick in die Evolution des Strahlenschutzes und den Beitrag von Wissenschaftlerinnen in diesem Bereich gibt.
Die rechtlichen Grundlagen für den Strahlenschutz wurden bereits in den 1960er Jahren nach den Nuklearunfällen wie in Tschernobyl geschaffen. Die Herausforderungen des Strahlenschutzes sind vielfältig, insbesondere da radioaktive Strahlung in der Medizin, Forschung, Industrie und im Militär eingesetzt wird. Dabei ist die Toxizität dieser Strahlung oft nicht ausreichend bekannt, was dringende Maßnahmen und Standards zur sicheren Anwendung erforderlich macht. Diplomatische Gespräche zur Standardisierung von Schutzrichtlinien wurden insbesondere nach den Atombombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki notwendig. Bereits 1925 wurden auf der ersten internationalen Radiologie-Konferenz in London die ersten internationalen Strahlenschutzstandards beschlossen.
Die Rolle der Internationalen Atomenergiebehörde
Ein zentraler Akteur in diesem Bereich ist die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die 1957 gegründet wurde. Sie entstand aus dem Bedürfnis, eine Organisation zu schaffen, die sowohl die friedliche als auch die militärische Nutzung der Atomenergie kontrolliert. Die Gründung der IAEA wurde durch die unmissverständliche Genehmigung von 81 Staaten im Oktober 1956 sowie die Ratifizierung des IAEA-Statuts durch den US-Präsidenten Eisenhower am 29. Juli 1957 ermöglicht. Eisenhower hatte die Gründung der IAEA während seiner Rede in der UN-Generalversammlung im Jahr 1953 angeregt – ein faszinierendes Beispiel für internationale Zusammenarbeit in der Zeit des Kalten Krieges.
Die IAEA hat sich als bedeutende Organisation innerhalb des UN-Systems etabliert, wenn es darum geht, die Kernenergie weltweit sicher und friedlich zu nutzen. Zu den regulären Aufgaben der IAEA gehört es, internationale Normen für den Strahlenschutz zu setzen und die militärische Nutzung von Nukleartechnologien durch strenge Überwachungsmaßnahmen zu verhindern. Im Laufe ihrer Geschichte hat die IAEO nicht nur bei der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und Fukushima eine entscheidende Rolle gespielt, sondern auch Programme entwickelt, die die Nutzung von Nukleartechnologie in Medizin, Landwirtschaft und anderen Sektoren fördern.
Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
Die IAEO führt regelmäßig Berichte über die Entwicklungen im Bereich der Atomenergie in der UN-Generalversammlung durch und hat auch bei der Überwachung des Atomwaffensperrvertrags seit 1970 eine Schlüsselrolle gespielt. Der aktuelle Generaldirektor, Rafael Grossi, leitet die Organisation, die weltweit über 2.200 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 350 Inspektoren. Es gibt auch regionale Büros in Städten wie Genf, New York, Toronto und Tokio, die die Reichweite der Organisation erheblich erweitern.
Nicht zuletzt verdient die IAEO Beachtung für ihren Beitrag zur globalen Sicherheit, da sie im Jahr 2005 den Friedensnobelpreis erhielt – eine Anerkennung für ihre Bemühungen um den Frieden und die Sicherheit im Umgang mit Kernenergie. Zudem stehen die Organisation und ihr Wirken in der öffentlichen Diskussion, insbesondere hinsichtlich ihrer Unterstützung der zivilen Nutzung von Kernenergie, während sie gleichzeitig die militärische Nutzung verurteilt.
Die Ausstellung „Living with Radiation“ wird somit nicht nur die historischen Meilensteine der Nuklearpolitik beleuchten, sondern auch die Herausforderungen und Errungenschaften der Internationalen Atomenergiebehörde zur Sprache bringen, die in der heutigen Zeit relevanter denn je erscheinen.