
Am 8. Mai 2025 stellte Tanya Raab ihr Buch „Shalom zusammen!“ an der Europa-Universität Viadrina vor. Die Veranstaltung wurde von der Abteilung für Chancengleichheit, der Hochschulseelsorge und dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder) e. V. organisiert. In einer abwechslungsreichen Lesung unterhielt Raab das Publikum mit persönlichen Anekdoten über ihr Leben als junge, queere Jüdin und bot gleichzeitig aufklärerische Einblicke zur Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus.
Die Lesung fand 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges statt, ein historischer Kontext, den Raab in ihren Ausführungen auch bewusst thematisierte. Sie kritisierte die weit verbreitete Formulierung „Tag der Befreiung“ und forderte eine ehrlichere Auseinandersetzung mit der Geschichte. Raab machte deutlich, dass viele Deutsche noch bis zum Kriegsende gegen ihre Befreier kämpften, womit sie eine Erinnerungsdebatte anstoßen wollte, die über bloße Feiertage hinausgeht.
Persönliche Perspektiven und gesellschaftliche Herausforderungen
Tanya Raab, 2000 in der Ukraine geboren und in Frankfurt (Oder) aufgewachsen, thematisierte in ihrer Lesung auch ihre eigenen Erfahrungen mit dem Judentum. Ihre Familie habe das Jüdische als eine kulturelle Angelegenheit betrachtet und nicht primär als religiöse Erziehung. Ein prägender Wendepunkt in Raabs Leben war eine Reise nach Israel mit ihrem Großvater, die ihre Auseinandersetzung mit ihrem Jüdisch-Sein maßgeblich beeinflusste.
Aktiv in der digitalen Welt, lebt Raab sichtbar und offen als Jüdin, was sich auch in ihrer Präsenz auf Instagram spiegelt. Sie erklärt Kindern den Schabbat und diskutiert alltäglichen Antisemitismus. Die Autorin appellierte an ihr Publikum, die Begriffe „Jude“ und „Jüdin“ offen zu verwenden, um negative Assoziationen abzubauen. Diese Botschaft stieß auf positive Resonanz bei den Zuhörer:innen, die mit Applaus reagierten und Exemplare ihres Buches erwarben.
- Raabs Erzählungen beinhalteten auch persönliche Erlebnisse wie die Exotisierung und Fetischisierung von Jüdinnen und Juden in ihrem Dating-Leben.
- Sie äußerte Bedenken, ihre Tochter mit Kippah in die Kita zu schicken, aus Angst, sie sonst mit negativen Erfahrungen zu belasten.
Die Lesung von Tanya Raab stellte nicht nur eine literarische Veranstaltung dar, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion über Identität, Erinnerungsarbeit und das Leben in einer pluralen Gesellschaft. Es bleibt abzuwarten, wie ihre aufrüttelnden Impulse in der Öffentlichkeit weiterverarbeitet werden.
Für weitere Informationen zu Tanya Raab und ihrer Lesung besuchen Sie bitte die Seite der Europa-Universität.