
In der aktuellen Diskussion um die Ethik der Mensch-Tier-Beziehung startet am 21. Oktober eine Ringvorlesung unter dem Titel „Zwischen Wildnis und Polis – Aktuelle Debatten um die Ethik der Mensch-Tier-Beziehung“. Diese Veranstaltungsreihe wird vom Centrum für Bioethik der Universität Münster in Kooperation mit dem Philosophischen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf organisiert. Der erste Teil der Vorlesung wird in Düsseldorf stattfinden, während die weiteren Beiträge im Botanicum in Münster, im Hörsaal SG 3, zu hören sein werden.
Die Vorlesungsreihe verfolgt das Ziel, aktuelle Ideen und Streitpunkte innerhalb der tierethischen Diskussion zu erörtern. Besonders im Fokus stehen das Mensch-Tier-Verhältnis, die politische Dimension dieser Beziehung sowie Themen wie angewandte Ethik und Tierversuche. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe ist der erste Vortrag in Münster für den 25. November angesetzt. Prof. Dr. Peter Niesen von der Universität Hamburg wird an diesem Tag über das Thema „Politische Repräsentation von Tieren: warum und wieviel?“ sprechen.
Der gesellschaftliche Kontext von Tierrechten
Diese Vorlesungsreihe kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Thema Tierrechte zunehmend in der Gesellschaft diskutiert wird. Der Internationale Tag der Tierrechte, der seit 1998 am 10. Dezember begangen wird, thematisiert nicht nur Rechte für Tiere, sondern auch den Unterschied zwischen Tierschutz und Tierrechten. Während Tierschutz darauf abzielt, Tierleid zu vermeiden und die Tierhaltung zu regulieren, erfordert der Bereich der Tierrechte individuelle Rechtsansprüche, die grundlegenden Schutz für Tiere vor Gewalt und Tötung bieten.
In Deutschland ist der Tierschutz laut Grundgesetz ein Staatsziel, jedoch sind Tiere nicht rechtsfähig. Dies steht im Kontrast zu Entwicklungen wie in Ecuador, wo Tiere 2022 als Rechtssubjekte anerkannt wurden. Solche rechtlichen Fortschritte spiegeln eine wachsendes Bewusstsein für den Umgang mit Tieren wider, das auch mit der Klimakrise verknüpft ist. Das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Tieren nimmt zu.
Politische Repräsentation und der „political turn“
Die Diskussion über die politische Repräsentation von Tieren gewinnt zunehmend an Bedeutung. Tiere können nicht für sich selbst sprechen oder wählen. Daher gibt es neue Ansätze, die politische Vertretung von Tieren zu fördern. In Deutschland hat seit Sommer 2022 eine Bundestierschutzbeauftragte ihre Arbeit aufgenommen, und es werden Vorschläge für reservierte Sitze im Parlament für Tiervertreter diskutiert.
Diversen NGOs setzen sich für die Rechte und Interessen von Tieren ein. Trotz der Gründung von Tierschutzparteien, die jedoch bislang keine signifikante Rolle im politischen System spielen, zeigt sich ein wachsendes Interesse an dem sogenannten „political turn“, der den Fokus auf die politischen Fragestellungen dieser Beziehungen legt. Die Übertragung grundlegender politischer Konzepte wie Freiheit und Gerechtigkeit auf Tiere ist ein wichtiger Teil dieser Entwicklung.
Insgesamt ist die Vorlesungsreihe nicht nur eine Plattform für akademischen Austausch, sondern auch ein wichtiger Schritt in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den Rechten von Tieren. Weiterführende Informationen und eine Übersicht über alle Termine sind auf der Website der Universität Münster verfügbar unter www.uni-muenster.de/Bioethik/aktuelles/index.html.