
Ein internationales Forschungsteam, bestehend aus Mitgliedern der Freien Universität Berlin, der Psychologischen Hochschule Berlin und den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, hat eine umfassende Studie zu Persönlichkeitsstörungen veröffentlicht. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal British Journal of Psychiatry publiziert. Die Studie befasst sich insbesondere mit den zentralen Merkmalen dieser psychischen Erkrankungen, die sowohl das individuelle Wohlbefinden als auch das soziale Zusammenleben erheblich beeinträchtigen können.
Zu den charakteristischen Symptomen von Persönlichkeitsstörungen zählen unter anderem Schwierigkeiten beim Aufbau und der Pflege von Beziehungen sowie ein fragiles oder wechselhaftes Selbstbild. Die Betroffenen haben oft Probleme, die Emotionen und Motive anderer Menschen nachzuvollziehen. Diese Schwierigkeiten gehen häufig mit primitiven Abwehrmechanismen einher, wie etwa der Tendenz, bei negativen Gefühlen andere anzugreifen oder unbeteiligte Personen für eigenes Leid verantwortlich zu machen. Obwohl solche Mechanismen kurzfristigen Schutz vor belastenden Emotionen bieten, führen sie langfristig zu Schwierigkeiten im Miteinander.
Ursachen von Persönlichkeitsstörungen
Die Herkunft dieser Persönlichkeitsstörungen ist oft in ungünstigen Kindheitserfahrungen zu finden. Die Studie basiert auf Interviews sowie klinischen Diagnosen von über 500 Personen in Deutschland und der Schweiz. Es zeigt sich, dass frühkindliche Erlebnisse, familiäre Umstände und die Erziehung prägende Faktoren für die Entwicklung psychischer Störungen sind. Besonders abwertendes und emotionsarmes Verhalten der Eltern trägt signifikant zur Entstehung von Persönlichkeitsstörungen bei, was durch die Erkenntnisse von Metamorphosen gestützt wird.
Wiederholte Ablehnung und Kritik in der Kindheit führen bei vielen Jugendlichen zu einem negativen Selbstbild. Schätzungen zufolge erfüllen rund 10% der Jugendlichen die Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Alarmierend ist, dass rund 70% der Befragten mit BPS von traumatischen Kindheitserlebnissen berichten. Die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen in der Jugend liegt zwischen 3 und 5%. Zudem geben 40% der Jugendlichen mit BPS an, erhebliche Beeinträchtigungen in der elterlichen Bindung zu verspüren.
Die emotionalen Anforderungen und die Unterstützung, die in der Kindheit fehlen, haben weitreichende Folgen. Kinder, die emotional vernachlässigt werden, haben nämlich ein bis zu 67% höheres Risiko, im Erwachsenenalter an psychischen Erkrankungen zu leiden. Ein starkes Gefühl der Unzulänglichkeit, das äußert in Schüchternheit, sozialer Ängstlichkeit und einem verzerrten Selbstbild, kann Symptome der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung hervorrufen. Therapieansätze wie die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) haben sich als wirksam erwiesen, um diesen Patienten zu helfen.
Therapeutische Ansätze
Angesichts der vielschichtigen Ursachen und der komplizierten Symptome von Persönlichkeitsstörungen ist ein umfassender therapeutischer Ansatz erforderlich. Dr. André Kerber, einer der leitenden Forscher, hebt hervor, dass ein besseres Verständnis dieser psychologischen Mechanismen besonders in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Krisen von Bedeutung ist. Psychotherapien müssen oft verschiedene Methoden kombinieren, um den vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden, die in der therapeutischen Beziehung und der Bereitschaft zur Therapie gegeben sind.
Besonders hervorzuheben ist, dass emotionale Faktoren in der Kindheit entscheidend für die spätere Entwicklung psychischer Erkrankungen sind. Negative Erfahrungen, etwa in sozialen Gruppen oder durch Mobbing, haben nachhaltige Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung und können langfristige Folgen in der Lebensqualität nach sich ziehen. Die Erkenntnisse dieser Studie bieten wertvolle Ansätze für Therapie und Prävention, die gezielt psychodynamische Konzepte einbeziehen können.