
Die Technische Universität Berlin hat einen Aufruf gestartet, um Grundrisse von Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern und Nichtwohngebäuden zu sammeln, die zwischen 2015 und 2025 erstellt wurden. Ziel ist es, die zukünftig anfallenden Massen an Dämmstoffabbruch abzuschätzen und Recyclingstrategien zu entwickeln. Tanja Broszies, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin, hebt hervor, dass es derzeit keine verlässlichen Statistiken über das verbaute Dämmmaterial gibt. Obwohl der Bund jährlich die neu gebaute Fläche veröffentlicht, bleibt unklar, wie viel Dämmstoff tatsächlich verbaut wird.
Aktuell landen die meisten Dämmstoffe, die bei Abbruchmaßnahmen anfallen, in der Verbrennung oder auf der Deponie, ohne dass eine Wiederverwertung stattfindet. Durch die Analyse von mindestens 90 verschiedenen Gebäudegrundrissen möchte die Universität ein statistisch verlässliches Bild der aktuellen Situation erstellen. Insbesondere Grundrisse von Einfamilienhäusern sind von Interesse, da viele dieser Gebäude in Privatbesitz sind. Zudem wird betont, dass alle Informationen anonymisiert und unter strengen Datenschutzrichtlinien gespeichert werden.
Der Bedarf an Recycling und die Ökobilanz von Dämmstoffen
Über 50% des Abfallaufkommens in Deutschland gehen auf Bau- und Abbruchabfälle zurück. Der Anstieg der Dämmstoffabbruchmengen wird in den kommenden Jahren erwartet. Frühere Forschungsprojekte zeigen, dass der Transportaufwand für Dämmmaterialien entscheidend für die Umsetzung von Recyclingstrategien ist. Daher ist die TU Berlin bestrebt, ein Prognosemodell für künftige Dämmstoff-Abfallmengen zu entwickeln. Weitere Informationen für die Übermittlung von Grundrissen sind auf der Webseite der TU Berlin zu finden: tu.berlin/go232123.
Ein wichtiger Aspekt in der Diskussion um Dämmstoffe ist ihre Ökobilanz. Bestimmte Materialien schneiden hier besser ab als andere. Laut einer Studie sind Holzfaser-Einblasdämmung sowie Hanf- und Jutematten die besten Dämmstoffalternativen. Zellulose-Einblasdämmstoffe, HBCD-freie Polystyrol-Platten (EPS) und Holzfasermatten belegen den zweiten Platz, während andere Dämmstoffe wie PU- und XPS-Platten hinter diesen abschneiden. Die Verarbeitung von Holzfaser-Dämmplatten und Schaumglasplatten ist besonders energieintensiv und beeinflusst negativ ihre Ökobilanz.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Die Herausforderung bei der stofflichen Verwertung alter Dämmstoffe liegt darin, dass ein Großteil weiterhin mit HBCD belastet ist. Das CreaSolV®-Verfahren vom Fraunhofer-Institut bietet eine Möglichkeit zur Trennung und Wiederverwertung belasteter EPS, wird jedoch bislang nur im kleinen Maßstab angewendet. Anstatt in Müllverbrennungsanlagen sollten alte Dämmstoffe einer stofflichen Verwertung zugeführt werden, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und die Ökobilanz zu verbessern. Voraussetzung dafür sind jedoch recyclinggerechte Konstruktionen ohne Materialmix und unlösbare Verbindungen.
Die Reformierung der Entsorgungsstrategien für Dämmstoffe ist entscheidend für eine nachhaltige Bauweise und den umweltfreundlichen Umgang mit Baustellenabfällen. In diesem Kontext ist die Initiative der TU Berlin von großer Bedeutung, um frühzeitig umfassende Daten und Informationen zu sammeln, die letztlich dazu beitragen könnten, die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen voranzutreiben und die ökologischen Fußabdrücke von Neubauten signifikant zu reduzieren.