
Am 20. März 2025 wird Dr. Nataliia Steblyna, eine herausragende ukrainische Journalistin und Medienwissenschaftlerin, an der Europa-Universität Viadrina im Sommersemester 2025 ihre Lehrtätigkeit als erste Gastprofessorin am Kompetenzverbund Interdisziplinäre Ukrainestudien (KIU) aufnehmen. Ihr Engagement zielt darauf ab, Erfahrungen und Wissen zu teilen sowie das deutsche Hochschulsystem kennenzulernen. Steblyna ist Professorin an der Wassyl-Stus-Universität, die aufgrund des anhaltenden Krieges an einen sicheren Standort migrieren musste.
In ihrem Lehrangebot wird Steblyna Themen behandeln, die für das Verständnis der aktuellen Situation in der Ukraine von großer Bedeutung sind: digitale Medienanalyse, russische Propaganda und Kommunikation in Kriegszeiten. Der erste Kurs beschäftigt sich mit digitaler Datenanalyse und erfordert keine Vorkenntnisse im Programmieren, während der zweite Kurs die Auswirkungen von Propaganda auf das Denken thematisiert. Darüber hinaus wird im dritten Kurs Krisenkommunikation, im speziellen Kontext des Ukraine-Kriegs, behandelt.
Herausforderungen der ukrainischen Hochschulbildung
Die Hochschulbildung in der Ukraine ist seit dem Beginn des Krieges in einer tiefen Krise. Viele Studierende sind abgelenkt und müssen oft arbeiten, um finanzielle Unterstützung zu leisten. Die Sicherheitslage im Land bleibt kritisch, gekennzeichnet durch gezielte russische Angriffe auf Medien. Seit dem 24. Februar 2022 berichten zahlreiche Journalistinnen und Journalisten über die Situation. Leider wurden seitdem 13 Medienschaffende von russischen Streitkräften getötet, darunter auch einige in ukrainischen Städten.
Laut RSF sind die gefährlichsten Regionen für Journalisten Donezk, Charkiw, Luhansk und Kyjiw. Diese gefährlichen Umstände haben nicht nur zu einem Rückgang an Berichterstattung geführt, sondern auch zu gezielten Angriffen auf Redaktionsbüros und Hotels. Besonders besorgniserregend ist, dass derzeit achtzehn ukrainische Medienschaffende von russischen Streitkräften inhaftiert sind, während etliche andere unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten werden.
Medienlandschaft im Wandel
Der Angriffskrieg in der Ukraine hat die Medienlandschaft erheblich verändert. Es gibt einen spürbaren Rückgang an Medienangeboten, insbesondere in frontnahen Gebieten. Seit der Invasion im Februar 2022 haben sich mehrere große ukrainische Fernsehsender zu einem Telemarathon zusammengeschlossen, der mit 37 Millionen Dollar Steuergeldern finanziert wird. Kritiker bemängeln, dass dies die Diversität und die Möglichkeit zu einem freien Meinungsaustausch stark beeinträchtigt.
Die EU-Kommission hat Bedenken zur staatlichen Finanzierung des Telemarathons geäußert. Das Nachrichtenportal strana.ua wurde seit dem 20. August 2021 blockiert, was den Zugang zu unabhängigen Informationen weiter erschwerte. Zudem warnen Journalistinnen und Journalisten vor einer möglichen Einschränkung von Plattformen wie Telegram, die als wichtige Informationsquelle gelten.
Dr. Steblyna, die sich in ihrer Forschung intensiv mit Manipulationen und russischer Propaganda in den Medien befasst, erwartet von ihren Studierenden Kreativität und Interesse. Den zukünftigen Medienmachern wird nahegelegt, ihre Hausaufgaben selbstständig zu erledigen und dabei auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu verzichten. Neben ihrer akademischen Tätigkeit ist Steblyna auch eine talentierte Musikerin, die Akkordeon, Harmonika und Bassgitarre spielt und in einer Rockband in der Ukraine aktiv ist.
Die anhaltenden Herausforderungen und die ungewisse Zukunft für die Medien in der Ukraine unterstreichen die Relevanz der Themen, die Steblyna an der Viadrina behandelt. Der Krieg hat nicht nur die Bildung, sondern auch die Informationslandschaft täglich neu geprägt und wird noch lange Einfluss auf die ukrainische Gesellschaft ausüben.