
Ulm hat kürzlich einen bedeutsamen Meilenstein in der Quantenforschung erreicht. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) hat die Stadt als ersten Quantenort im Rahmen der Initiative „100 Quantenorte“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung zielt darauf ab, Orte und Institute, die sich mit Quantenphysik beschäftigen, sichtbar zu machen und deren Bedeutung zu unterstreichen. Diese Ehrung wurde sowohl von der Universität Ulm als auch dem DLR-Standort Ulm feierlich begangen.
Der Übergabe der Plaketten durch Professor Claus Lämmerzahl von der DPG verlieh der Veranstaltung einen besonderen Rahmen. Universitätspräsident Professor Michael Weber betonte in seiner Rede die Ehre dieser Auszeichnung und die zentrale Rolle Ulms als Topstandort für Quantenforschung. Professor Wolfgang Schleich wurde für seine jahrzehntelange Forschung im Bereich Quantenphysik gewürdigt, was die tiefen Wurzeln dieser Disziplin in der Region verdeutlicht.
Entwicklung eines starken Quantenökosystems
Ulm hat sich zu einem dynamischen Quantenökosystem entwickelt. Dies ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Institutionen, außeruniversitären Einrichtungen und der Industrie. Professor Joachim Ankerhold hob in seiner Ansprache das enorme Potenzial dieses Ökosystems hervor, insbesondere die Attraktivität für junge Talente, die sich für die Naturwissenschaften interessieren.
Das DLR-Institut für Quantentechnologien, das seit seiner offiziellen Eröffnung im Mai 2021 einen Schlüsselfokus auf die Entwicklung quantenbasierter Technologien legt, spielt eine zentrale Rolle. Dieses Institut arbeitet intensiv an sicheren Kommunikationssystemen, Satellitennavigation und hochpräzisen Instrumenten. Momentan sind über 40 Forscher dort tätig, mit plänen, zukünftig etwa 200 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Die Zusammenarbeit mit der Universität Ulm ist hierbei besonders eng und fruchtbar.
Forschung und Anwendungen in Quantentechnologien
Beide Einrichtungen forschen in Schlüsselbereichen wie quantenbasierte Navigation, Sensorik, Kommunikation und Computing. Die Forschungsprojekte beinhalten hochpräzise Messmethoden für Anwendungen in der Raumfahrt und der medizinischen Bildgebung sowie abhörsichere Datenübertragung durch Quantenkommunikation.
Ein Beispiel für die praktische Anwendung der Forschung ist das COMPASSO-Projekt, das auf die Entwicklung einer neuen Generation von optischen Uhren abzielt. Diese Uhren sollen die Genauigkeit der Navigation auf einen bis zwei Zentimeter verbessern. Eine geplante Mission auf der Internationalen Raumstation im Jahr 2024 wird diese Technologien testen. Partner in diesem innovativen Vorhaben sind bekannte Industrieunternehmen wie Airbus und Menlo Systems.
Die Relevanz der Quantenphysik erstreckt sich jedoch weit über die Grenzen der Forschung. Sie benennt die Grundlagen moderner Technologien, die in Computern, Smartphones und sogar in alltäglichen Haushaltsgeräten Anwendung finden. In Anlehnung an die sogenannte „zweite Quantenrevolution“ sprechen Wissenschaftler von disruptiven Veränderungen, die in unterschiedlichsten Bereichen wie Medizin, Logistik und IT in den kommenden Jahren erwartet werden.
Insgesamt positioniert sich Ulm nicht nur als ein regionales Zentrum für Quantenforschung, sondern auch als ein bedeutender Akteur im globalen Wettbewerb um die führende Rolle in der Quanteninnovation. Wie [uni-ulm.de] berichtet, wird Ulm als erster Quantenort im Rahmen der DPG-Initiative nicht nur gewürdigt, sondern auch in eine interaktive Online-Landkarte integriert, auf der die Bedeutung dieser Initiative weiterhin sichtbar ist. Dies könnte langfristig auch Einfluss auf die Ansiedlung weiterer Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Region haben.