
Ein bedeutender fossiler Fund in Syrien bringt neues Licht auf die Evolutionsgeschichte der Schildkröten. Wissenschaftler der Eberhard Karls Universität Tübingen haben die erste bekannte fossile Wirbeltierart aus der Region beschrieben, die den Namen Syriemys lelunensis trägt. Dieser Fund gilt als der älteste Nachweis der Stereogenyini, einer ausgestorbenen Linie der Halswender-Schildkröten, deren Ursprung mehr als zehn Millionen Jahre zurückdatiert wird. Das Team um die Paläontologen analysierte mehrere bedeutende Überreste aus einem geologischen Kontext aus der Kreidezeit bis zum Miozän (145 bis etwa 5,3 Millionen Jahre) – eine Zeit, in der Syrien unter Wasser lag, was die Erhaltung dieser Fossilien begünstigte. uni-tuebingen.de berichtet, dass die Sammlung unter anderem einen vollständig erhaltenen Innenabdruck des Panzers sowie Bauchpanzerknochen und Beckenknochen umfasst.
Ein entscheidender Aspekt der Forschung sind die im umgebenden Gestein enthaltenen winzigen Foraminiferen, die für die Altersbestimmung von Syriemys lelunensis von großer Bedeutung sind. Die Analyse dieser Mikroorganismen zeigt, dass die Stereogenyini nicht nur in Süßwasserlebensräumen vorkamen, wie es bei heutigen Halswender-Schildkröten der Fall ist, sondern auch in salzwasserbeeinflussten Habitaten lebten. Fossilien dieser Gruppe sind weltweit verbreitet, darunter Funde in Südamerika, Nordamerika, der Karibik, Afrika und Ostasien.
Der kulturelle Kontext und die politische Relevanz
Die Entdeckung trägt auch zur Diskussion über die wissenschaftliche Forschung in Syrien bei. Die komplexe politische Situation des Landes hat die wissenschaftliche Gemeinschaft über Jahre hinweg beeinflusst. Der Artikel, der als Teil einer Artikelreihe mit dem Titel „Recovering lost time in Syria“ geplant ist, soll die geologische Vergangenheit und die stagnierende Wissenschaft in Syrien beleuchten. Diese Veröffentlichung stellt den Wert des Landes für die Paläontologie und die damit verbundene Forschung in den Vordergrund.
Die Bedeutung von Schildkröten in der Paläontologie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seit Millionen von Jahren sind Schildkröten Zeugen der Evolution und haben kaum Veränderungen durchlebt. Die harten Panzer der Schildkröten fossilieren gut und liefern wertvolle Informationen über vergangene Epochen und Umweltveränderungen. tierdo.de hebt hervor, dass diese Tiere nicht nur essenzielle Aufgaben in den Ökosystemen erfüllen, sondern auch in vielen Kulturen als Symbole für Langlebigkeit und Beständigkeit gelten.
Ein Blick auf die urzeitlichen Schildkröten
Ein weiteres faszinierendes Beispiel für die Vielfalt der Schildkröten ist die urzeitliche Schildkröte Solnhofia, die kürzlich in Bayern entdeckt wurde. Ihre Überreste zeigen, dass sie einen großen Kopf und einen Schnabel hatte, der ideal zum Zerkleinern harter Nahrung, wie Muscheln und Schnecken, geeignet war. Diese Schildkröte verfügte über kurze, stämmige Beine, die endeten in Krallen und somit eine Anpassung an ihre Küstenlebensweise darstellten. Im Gegensatz dazu haben moderne Meeresschildkröten lange, paddelartige Flossen.
Schließlich wird durch die Untersuchung dieser und anderer Schildkrötenarten klar, dass Fossilien nicht nur Geschichten über Tiere erzählen, sondern auch über die vergangene Umwelt und die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Die älteste bekannte fossile Schildkröte, die Odontochelys semitestacea, lebte vor etwa 220 Millionen Jahren, was die Tiefe der Fossilgeschichte und die Rolle der Schildkröten in der Erdgeschichte weiter unterstreicht. scinexx.de berichtet, dass die Todursache der Entdeckung jedoch unbekannt blieb, was Raum für weitere Forschung eröffnet.