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Vergangenheit neu entdeckt: 34 Reichsstädte im Fokus der Forschung

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat ein bedeutendes Langzeitprojekt gestartet, das sich mit der Erforschung der kleinen und mittleren Reichsstädte im Südwesten Deutschlands beschäftigt. Laut presse.uni-mainz.de wird innerhalb von neun Jahren das Schriftgut aus 34 ehemaligen Reichsstädten erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Projekt trägt den Titel „Regesta Civitatum Imperialium – Regesten als Grundlage der Erforschung der kleinen und mittleren südwestdeutschen Reichsstädte im Spätmittelalter (bis 1521)“ und wird von Prof. Dr. Jörg Rogge und Prof. Dr. Steffen Krieb geleitet. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die erste drei Jahre umfassende Phase mit rund einer Million Euro.

Forschungshintergrund

Ein zentrales Ziel des Projekts ist die detaillierte Untersuchung der Rolle und Funktion kleinerer Städte innerhalb der Reichsverfassung. Der Fokus liegt auf Aspekten wie Netzwerken, Kommunikationssystemen, Konfliktbewältigung und der Sicherung des politischen Status. Die bisherige Forschung beschränkte sich vor allem auf größere Reichsstädte, wodurch eine Forschungslücke bezüglich kleinerer Städte entsteht, die nun geschlossen werden soll.

Die 34 ausgewählten Städte aus Bayern und Baden-Württemberg stellen ein einmaliges Forschungsfeld dar. Die Experten der JGU erfassen Dokumente wie Urkunden, Briefe, Gerichtsbeschlüsse und Ratsprotokolle, um sie in Regesten zusammenzufassen. Diese Zusammenfassungen werden in einer Datenbank gesammelt und online zur Verfügung gestellt.

Herausforderungen und Zielsetzung

Laut den Verantwortlichen besteht eine wesentliche Herausforderung in der Erfassung kommunaler Überlieferungen. Vor Ort müssen oft spezielle Erfassungstechniken angewandt werden, um die benötigten Daten zu erhalten. Frühe Rückschlüsse aus den bisherigen Forschungen werfen offene Fragen auf, etwa zur Passivität dieser Reichsstädte und zu den alltäglichen Lebensbedingungen der dort lebenden Menschen.

Die Ergebnisse des Projektes sollen die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung kleinerer Städte im 15. Jahrhundert beleuchten und helfen, ein besseres Verständnis für deren Rolle im späten Mittelalter zu entwickeln.

Das Projekt „Regesta Civitatum Imperialium“ wird in enger Anlehnung an das erfolgreiche Programm „Regesta Imperii“ durchgeführt, welches umfassend die deutschen Kaiserurkunden seit der Karolingerzeit dokumentiert. Hierbei ist Prof. Dr. Steffen Krieb nicht nur Projektleiter, sondern auch für die Regesten Kaiser Friedrichs III. zuständig, die bis 2033 bearbeitet werden und bereits über 40.000 Dokumente erfassen.

Die Regesta Imperii dienen als internationales Quellenwerk zur deutschen und europäischen Geschichte des Mittelalters, verzeichnen wichtige Nachrichten über Könige und Kaiser von der Karolingerzeit bis zur Neuzeit und sind seit 2006 vollständig online verfügbar. In der digitalen Datenbank sind etwa 196.000 Einträge dokumentiert, was die Zugänglichkeit und Nutzung dieser historischen Quellen verbessert (mittelalter.geschichte.uni-mainz.de).

Digitale Innovation und Open Access

Die digitale Bereitstellung geschichtlicher Daten hat seit den 1990er Jahren einen rasanten Fortschritt erlebt. Die Regestendatenbank umfasst aktuelle Arbeiten und ältere Bestände, die nun im Open Access zugänglich sind. Diese Forschungen werden durch die Mitarbeit von renommierten Fachleuten unterstützt, zu denen auch ein Team aus der Akademie der Wissenschaften und der Literatur gehört (regesta-imperii.de).

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der Schaffung strukturiert zugänglicher Daten verspricht das Projekt nicht nur eine intensive Quellenerschließung, sondern auch eine breitere wissenschaftliche Diskussion über die oft unterschätzte Bedeutung kleiner und mittlerer Städte im historischen Kontext.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
presse.uni-mainz.de
Weitere Infos
mittelalter.geschichte.uni-mainz.de
Mehr dazu
regesta-imperii.de

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