
Am 6. Juni 2025 wurde das Team des Instituts für Journalistik der Technischen Universität Dortmund mit dem renommierten Alexis de Tocqueville Award in St. Louis (USA) ausgezeichnet. Dieser Preis wird jährlich von der World Association for Public Opinion Research (WAPOR) für das beste wissenschaftliche Paper zu den Themen Demokratie und öffentliche Meinung vergeben. Das ausgezeichnete Paper befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Medienskepsis und Demokratieunzufriedenheit in Deutschland und wird als durchdacht sowie empirisch fundiert beschrieben.
Die Forschungsgruppe, bestehend aus Dr. Thomas Roessing, Kristina Beckmann, Leonie Krzistetzko, Prof. Michael Steinbrecher und Prof. Günther Rager, hat in ihrer Langzeitstudie „Journalismus und Demokratie“ herausgefunden, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem sinkenden Vertrauen in Journalismus und dem allgemeinen Unmut gegenüber der Demokratie besteht. Dies führt zu der Feststellung, dass der Wohlstand der Befragten eng miteinander verknüpft ist mit deren Unzufriedenheit mit beiden Bereichen.
Vertrauenskrise im Journalismus
Die aktuellen Ergebnisse der Studie sind nicht nur für Wissenschaftler*innen von Interesse, sondern auch politisch hoch relevant. Eine eingehende Untersuchung zeigt, dass ein Teil der Bevölkerung Journalist:innen systematisch misstraut. Umfragen haben ergeben, dass rund 11% der Befragten den Medien nicht vertrauen und glauben, dass sie absichtlich getäuscht werden. Zudem glauben 15%, dass Medien und Politik zusammenarbeiten, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Diese Skepsis ist seit der Verbreitung des Begriffs „Lügenpresse“ seit 2014, besonders bei Pegida- und AfD-Demonstrationen, stark gewachsen.
In der Tat haben Angriffe auf Medienschaffende in Deutschland zwischen 2015 und 2022 dramatisch zugenommen, mit 287 registrierten tätlichen Angriffen. Die Verbreitung von Medienzynismus steht in einem klaren Zusammenhang mit Repräsentationslücken und mangelndem Medienwissen. Mangelndes Verständnis der journalistischen Funktionsweise verstärkt dieses Misstrauen und hat zu einem gespaltenen Bild des Journalismus in Ost- und Westdeutschland geführt.
Stärkung des Medienvertrauens
Die Studie legt nahe, dass mehr Transparenz in der journalistischen Arbeit und eine gezielte Förderung der Medienkompetenz in der Bevölkerung dazu beitragen könnten, das Vertrauen zu stärken. Medienkompetenz wird als wesentlich für die demokratische Teilhabe erachtet und umfasst kognitive, affektive und praktische Dimensionen. Kognitive Fähigkeiten beziehen sich auf das Wissen über Mediensysteme, während affektive Fähigkeiten die Wertschätzung des Journalismus umfassen.
Ein professioneller Journalismus wird als unverzichtbar für das Funktionieren einer Demokratie angesehen. Dennoch steht der Journalismus inmitten einer Vertrauenskrise, die auch durch die fortschreitende Digitalisierung und den Einsatz von KI befeuert wird. Erste Anwendungen von KI im Journalismus datieren vor etwa zehn Jahren, heute stehen Journalisten vor der Herausforderung, mit der Authentizität von Inhalten und der Aufrechterhaltung des Publikumsvertrauens umzugehen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Studie „Journalismus und Demokratie“ von der Stiftung Presse-Haus NRZ unterstützt wird und jährlich Politiker*innen, Journalist*innen sowie die Bevölkerung befragt, um die Erwartungen an den Journalismus und das Vertrauen in diese Institution umfassend zu analysieren. Diese Einsichten sind sowohl für die Medienlandschaft als auch für die politischen Strukturen von großer Bedeutung.
Für weitere Informationen dazu, wie der Journalismus in der heutigen Zeit wahrgenommen wird und welche Herausforderungen er zu bewältigen hat, finden Sie ausführliche Analysen in den jeweiligen Studien. So zeigt auch eine akademische Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung die Komplexität der Beziehung zwischen Journalismus und Gesellschaft.
Zusätzlich wird auf die umfassenden Untersuchungen zur Medienkompetenz und den Erwartungen an den Journalismus in der Journalismusstudie der TU Dortmund verwiesen, die spannende Einblicke in die unterschiedlichen Perspektiven bieten.