
Am 10. Juni 2025 fand eine spannende Veranstaltung an der Universität Passau statt, die sich mit den Themen Diversität und queere Identitäten auseinandersetzte. Die Eröffnung wurde von Prof. Dr. Christina Hansen, der Vizepräsidentin für Internationales und Diversity, geleitet. Im Rahmen des Events präsentierten verschiedene Studierende und Wissenschaftlerinnen ihre Arbeiten, die einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Chancen von LGBTQIA*-Themen boten.
Julia Wiesmayr, eine Studentin der Sprach- und Textwissenschaften, beeindruckte das Publikum mit ihrem Vortrag „Sprache, die man sieht: Gebärdensprache als Teil sprachlicher Vielfalt“, in dem sie nicht nur über die Bedeutung der Gebärdensprache referierte, sondern auch aktive Gebärden vermittelte. Auch Skander Fiala, ein Student der Text- und Kultursemiotik, verdeutlichte die Herausforderungen der queeren Identitätsfindung in Medien anhand des Beispiels des Films „I Saw the TV Glow“ (2024).
Vielfalt der Perspektiven
Ein herausragender Beitrag kam von Sarah Beyvers, einer Forscherin am Lehrstuhl für Englische Literatur und Kultur. In ihrem Vortrag „Rage against the Machine: Video Games, Queer Play and Ludic Resistance“ thematisierte sie die Regelbrüche beim Videospielen und deren Zusammenhang mit queerem Spielverhalten. Die Relevanz solcher unkonventioneller Ansätze stellt eine wichtige Stimme in aktuellen Diskussionen über Diversität dar.
Nina Kunze, Doktorandin in Kunst- und Landesgeschichte, beleuchtete in ihrem Referat die Rolle von Frauen im Mittelalter und deren Machtstellung. Ebenso präsentierte Dr. Jonathan Rose, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Anglistik, spannende Einblicke in die Welt der Gay BDSM Erotica und deren politischen Diskurse. Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Dr. Vanessa Vollmann, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ihrer Analyse „The Intersectional Butterfly on Hope and Feathers“ thematisierte.
Besonders eindrücklich war die Analyse von Nina Riedler und August Krocker, die Genderdarstellungen in dem Film „Arrival“ (2016) untersuchten. In einer breiten Palette von Vorträgen wurde der Fokus auf die Herausforderungen und Chancen in der Auseinandersetzung mit Geschlecht und Identität gelegt.
Queere Sichtbarkeit in der Gesellschaft
Auf die Relevanz queerer Identitäten in der Gesellschaft verweist auch die Bachelorarbeit von Simon Rosen und Uwe Koeberich, die als Teil ihrer Ausbildung an der katho NRW entwickelt wurde. Die Arbeit untersucht, wie die zeitgenössische Kinder- und Jugendliteratur (KJL) queere Lebensweisen repräsentiert und welchen Einfluss sie auf die Identitätsentwicklung von Heranwachsenden hat. Dabei wird deutlich, dass mangelhafte Repräsentation häufig mit Stereotypen und der Notwendigkeit verbunden ist, sich besonders zu beweisen. Diese Intervention ist wichtig, da queere Klient*innen in der Kinder- und Jugendhilfe keine Seltenheit sind, und die Literatur hier als Werkzeug für Empowerment und frühe Aufklärung fungieren kann.
Das Forschungsprojekt „Queeres Leben“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zielt darauf ab, die Einbeziehung queerer Diversität in Schulbücher und Lehrpläne systematisch zu analysieren. Die aktuellen Forschungsergebnisse des Georg-Eckert-Instituts zeigen, dass es einen erheblichen Beratungsbedarf bei Bildungsmedienverlagen gibt, um die heteronormativen Strukturen in den Lehrmaterialien zu hinterfragen und anzugehen.
Die Veranstaltung an der Universität Passau zeichnete sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt an Themen und Perspektiven aus. Die Präsentationen, die von Studierenden und Lehrenden gehalten wurden, machten die Bedeutung von Diversität und queerer Identität für die Gesellschaft besonders deutlich. Der Austausch und die Sichtbarkeit in akademischen und Bildungsinstitutionen sind entscheidend für das Verständnis und die Akzeptanz von verschiedenen Lebensrealitäten.