
Die Diversität in den deutschen Klassenzimmern nimmt stetig zu. Heute haben rund 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland einen Migrationshintergrund. Dieses Phänomen stellt die Schulen vor neue Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Sprache und Integration. Viele Schüler sind in Deutschland geboren, während andere vor Konflikten geflohen sind und nun die Sprache lernen sowie ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten müssen. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, hat die Universität Potsdam ihre Lehramtsausbildung reformiert und an die steigende Vielfalt angepasst.
Im Rahmen des Projekts „Lehramt.International“, das seit 2021 vom DAAD gefördert wird, können Studierende interkulturelle Qualifikationen erwerben. Dies geschieht durch Studienaufenthalte im Ausland, praktikumsnahe Erfahrungen und internationale Projekte an der Hochschule. Die zweite Förderphase des Projekts hat nun begonnen, und das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB) wird sich verstärkt auf die Vermittlung von Future Skills konzentrieren, die für eine globalisierte Welt unerlässlich sind.
Herausforderungen und Chancen der Mobilität
Mobilitätsstudien zeigen jedoch, dass Lehramtsstudierende seltener Auslandsaufenthalte tätigen als Studierende anderer Fachrichtungen. Gründe dafür sind häufig Bedenken hinsichtlich eines verzögerten Studienabschlusses, der Verlust des Arbeitsplatzes oder familiäre Verpflichtungen. Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, sollen kurzzeitige Aufenthalte an Partneruniversitäten sowie an deutschen Schulen im Ausland gefördert werden.
Ein Beispiel für den internationalen Austausch ist eine Arbeitsgruppe der Didaktik der Mathematik, die nach Reykjavik reiste, um Erfahrungen mit isländischen Lehrkräften auszutauschen. Studierende nahmen an Hospitationen in Sekundarschulen teil und entwickelten Hybrid-Workshops. Dies öffnet Türen für zukünftige Lehrkräfte, sich interkulturell zu qualifizieren und Sprachkompetenzen zu stärken. Sprachkenntnisse sind entscheidend für erfolgreiche interkulturelle Verständigung, wie auch Seminare mit deutscher Auslandsschulen in Jakarta und Bogotá gezeigt haben.
Ein integrativer Ansatz
Die Initiative zur Verbesserung der Lehramtsausbildung erfolgt vor dem Hintergrund konkreter gesellschaftlicher Herausforderungen. Seit 2015 haben Hunderttausende Menschen aus Syrien Zuflucht in Deutschland und den umliegenden Ländern gesucht. Hochschulen in Deutschland sowie in Jordanien und dem Libanon arbeiten zusammen, um soziale Arbeit zu fördern und die Integration von Flüchtlingen zu gewährleisten. Das Projekt „Refugees, Host Communities and the Sustainable Development Goals“ zielt darauf ab, fachliche Dialoge zu schaffen und interkulturelle Kompetenzen zu fördern, um Multiplikatoren für die soziale Arbeit auszubilden.
Ein weiterer zentraler Punkt in der Diskussion um interkulturelle Bildung ist nicht nur die Integration von Flüchtlingen, sondern auch die Anerkennung der kulturellen Vielfalt in Deutschland. Der Deutsche Kulturrat plädiert für einen Perspektivenwechsel in der interkulturellen Bildung, die die Chancen des Zusammenlebens in den Vordergrund stellt.
Die Förderung von Mehrsprachigkeit und kultureller Bildung ist entscheidend, um eine inklusive Bildungslandschaft zu schaffen, die Kinder und Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten anspricht. Durch interkulturelle Dialoge und Austauschprogramme wird der Grundstein für eine Gesellschaft gelegt, die in ihrer Vielfalt stark ist und den Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist.
Das DAAD-Projekt „UP Network for Sustainable Teacher Education“ orientiert sich dabei an den UN-Nachhaltigkeitszielen, die auch die Integration und die soziale Kohäsion in den Fokus rücken. Die Erfahrungen aus den internationalen Kooperationen zeigen: Ein respektvolles Miteinander und der Austausch über kulturelle Unterschiede fördern nicht nur das Lernen, sondern auch das Verständnis untereinander.
Die Entwicklungen in der deutschen Bildungslandschaft zeigen, dass interkulturelle Bildung nicht nur ein theoretisches Konzept ist, sondern eine praktische Notwendigkeit, die alle gesellschaftlichen Bereiche betrifft. Die Herausforderungen sind groß, doch die Möglichkeiten, diese gemeinsam zu gestalten, sind vielversprechend.
Universität Potsdam berichtet über die Entwicklungen in der Lehramtsausbildung und die Teilnahme der Hochschulen an internationalen Projekten.
DAAD informiert über die interkulturellen Austauschprojekte im Rahmen der Flüchtlingsthematik und soziale Arbeit.
Bundeszentrale für politische Bildung legt Ergebnisse zur kulturellen Bildung und den Herausforderungen der Integration dar.