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Vom Schweigen zur Stimme: Schulz enthüllt Jugend von Schwedt in den 90ern!

Am 27. März 2025 las der Autor Daniel Schulz im Logensaal der Europa-Universität Viadrina aus seinem Buch „Wir waren wie Brüder“. In seiner Lesung thematisierte Schulz das gewaltvolle Aufwachsen junger Männer im Brandenburg der 1990er Jahre, eine Zeit, die von politischen Umbrüchen und sozialen Spannungen geprägt war. Bei dem Event, das von der Viadrina-Vizepräsidentin Janine Nuyken eingeläutet wurde, sprachen die Anwesenden über das schweigende Trauma der Jugend dieser Zeit und die Herausforderungen, die sie zu bewältigen hatte. Nuyken, die in Frankfurt (Oder) aufgewachsen ist, erinnerte an die politischen Spannungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft, bemerkte jedoch auch, dass diese Spannungen in der Viadrina eher zu Implosionen als Explosionen führten.

Schulz schilderte in seiner Lesung die ambivalente Situation der Kleinstadt-Jugend, die zwischen Trägheit und Angst gefangen war. Besonders eindringlich thematisierte er die Einsamkeit dieser Jugendlichen sowie den Einfluss gewalttätiger, rechter Gruppen, die in den 90er Jahren an Stärke gewannen. Das Publikum hatte die Gelegenheit, über jugendliche Sehnsüchte und die Rolle der Frauen in diesem gesellschaftlichen Umbruch zu diskutieren. Neben der Lesung fanden auch persönliche Gespräche statt, in denen Schulz Bücher signierte und mit den Lesern über seine Erfahrungen sprach.

Gesellschaftliche Kontexte der 90er Jahre

Um Schulz‘ Lesung besser einordnen zu können, ist es wichtig, den sozialen und politischen Kontext der 1990er Jahre in Brandenburg zu betrachten. In dieser Dekade erlebte die Region einen umfassenden Wandel. Die sogenannten „Baseballschlägerjahre“ waren geprägt von zahlreichen gewalttätigen Übergriffen, begleitet von einer stark ausgeprägten rechten Szene. Schwedt beispielsweise, eine Stadt, die stark von der Wende betroffen war, verlor viele Arbeitsplätze; jeder vierte Bürger war von Arbeitslosigkeit betroffen. Diese Perspektivlosigkeit führte zur Abwanderung und zu einem Anstieg der sozialen Lebensbrüche, die viele Jugendliche erlebten.

Die steigende Kriminalität und das Aufkommen gewaltsamer Neonazi-Gruppen greifen die Identitätssuche vieler Jugendlicher auf. Ein aktuelles Projekt von Schülern der Talsand-Gesamtschule Schwedt beschäftigte sich mit diesen Themen. In einem einjährigen Forschungsprojekt, das Archivrecherchen und Zeitzeugeninterviews umfasste, wurde eine Wanderausstellung erstellt. Diese zeigt die Auswirkungen der rechten Gewalt in den 90ern und wurde durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ unterstützt.

Prävention und gesellschaftlicher Dialog

Der Umgang mit rechtsextremistischen Tendenzen bei Jugendlichen war in den 90er Jahren ein zentrales Thema. Das Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt (AgAG) wurde damals ins Leben gerufen, um diese Problematik zu adressieren. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Projekte gefördert, die sich an Jugendliche abwandten, die sich in rechten Milieus bewegten. Trotz dieser Bemühungen kritisierten Experten die weitgehende Vernachlässigung von (potenziellen) Opfern rechter Gewalt.

Aktuell sind die Herausforderungen im Umgang mit rechten Strömungen und der damit verbundenen Gewalt immer noch präsent. Die ständig wachsende Notwendigkeit für präventive Maßnahmen zeigt sich angesichts von Einschüchterungsversuchen durch rechtspopulistische Akteure gegen sozialpädagogische Projekte. Auch die Rolle der Mehrheitsgesellschaft wird zunehmend als faktorielle Dimension für die Entstehung rechtsextremer Gewaltverhältnisse wahrgenommen. Diese Dringlichkeit wurde auch während der Lesung von Schulz hervorgehoben, als er darauf hinwies, dass die Gesellschaft in der Lage sein sollte, dem wachsenden Rechtsruck entgegenzuwirken.

Die Lesung von Daniel Schulz war nicht nur eine literarische Veranstaltung, sondern auch der Auftakt zur Konferenz „Haltung zeigen!? Diversitätsdiskurse und Konfliktbearbeitung“, die am 28. März 2025 stattfand. Diese Konferenz zielte darauf ab, ein Bewusstsein für gesellschaftliche Diversität zu schaffen und an der kritischen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen von heute festzuhalten.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
europa-uni.de
Weitere Infos
brandenburg.de
Mehr dazu
bpb.de

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