
Am 10. September 2025 wird die Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen eine Gauß-Professur verleihen. Prof. Dr. Dennis Baldocchi von der University of California in Berkeley wird diese Auszeichnung erhalten. Baldocchi zählt zu den führenden Experten für Land-Atmosphäre-Wechselwirkungen und hat maßgebliche Beiträge zur Erforschung des Austausches von Kohlenstoff und Wasser zwischen Vegetation und Atmosphäre geleistet. In den nächsten zwei Monaten wird er an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen forschen, wo er eng mit Prof. Dr. Alexander Knohl und seinem Team in der Abteilung Bioklimatologie zusammenarbeiten wird. Diese Forschungskooperation soll neue Erkenntnisse über die komplexen Wechselwirkungen in naturnahen Ökosystemen ermöglichen, die entscheidend für die Klimaforschung sind, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen von Klimawandel und Landnutzung.
Baldocchi ist zudem Mitbegründer und wissenschaftliche Leitfigur des internationalen Messnetzwerks FLUXNET, das zur Erfassung des Austauschs von Treibhausgasen und Energie weltweit dient. Dies verdeutlicht die Relevanz seiner Arbeit für die Weiterentwicklung der Klimaforschung und die daraus resultierende Bewertung der Folgen menschlicher Aktivitäten auf unsere Umwelt. Ein bevorstehendes internationales Symposium zu Land-Atmosphäre-Austauschprozessen, das Anfang Oktober 2025 in Göttingen stattfinden wird, wird eine Plattform bieten, um die neuesten Forschungsergebnisse zu präsentieren und den wissenschaftlichen Austausch zu fördern.
Wechselwirkungen in naturnahen Ökosystemen
Im Rahmen der Untersuchungen an der Universität Göttingen wird auch der Arbeitsbereich von Prof. Dr. Alexander Knohl die Wechselwirkungen zwischen Boden, Leben und Luft in naturnahen Ökosystemen analysieren. Es zeigen sich zahlreiche Rückkopplungsprozesse zwischen biologischen, pedologischen und atmosphärischen Faktoren. Wasser, Kohlenstoff, Gase und Feststoffe sind essentielle Komponenten dieses Austauschs. Pflanzen und Vegetation spielen dabei eine zentrale Rolle und sind maßgeblich an diesen wechselseitigen Interaktionen beteiligt. Andersherum beeinflussen menschliche Tätigkeiten, insbesondere die Landnutzung, erheblich die Dynamik zwischen den verschiedenen Sphären, was durch den Klimawandel verstärkt wird.
Ein zentraler Bestandteil der Forschung ist die Agrarmeteorologie, die sich mit dem Wachstum von Nutzpflanzen, witterungsbedingten Produktionsbedingungen sowie relevanten Risiken für die Landwirtschaft befasst. Dabei werden zahlreiche Forschungsschwerpunkte gesetzt, die auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Agrarökosysteme untersuchen. Dazu gehören die Analyse möglicher Anpassungsmaßnahmen und die Anwendung neuer Methoden zur Untersuchung wetterbedingter Risiken.
Komplexe Rhythmen des Klimas
Die Wechselwirkungen zwischen Landoberflächenprozessen und Klima zeigen sich auch in der Entstehung multipler Gleichgewichtszustände. Insbesondere in Regionen wie Nordafrika können Rückkopplungen zwischen atmosphärischer Zirkulation und Vegetationsbedeckung zu stabilen Zuständen von Wüsten- und Grünflächen führen. Solche Erklärungen zur Begrünung der Sahara im mittleren Holozän verdeutlichen, wie empfindlich diese ökologischen Systeme auf Veränderungen reagieren können.
Zusätzliche Untersuchungen, die unter anderem den Einfluss von Permafrostböden auf das klimatische Gleichgewicht analysieren, zeigen, dass Wechselwirkungen zwischen Bodentemperatur, Wasser und organischem Kohlenstoff dazu führen können, dass es zwei deutlich unterschiedliche Zustände geben kann. Diese Forschung ist essenziell, um das Verständnis über die dynamischen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen natürlichen Sphären zu erweitern und hilft dabei, die potenziellen Übergangszonen mit geringerer Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen zu identifizieren.
Insgesamt ist die Arbeit von Prof. Dr. Dennis Baldocchi und die Forschung in Göttingen ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Verständnisses der komplexen Wechselwirkungen zwischen Klima, Vegetation und menschlichen Aktivitäten. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um wirksame Strategien zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln.