
Am 11. März 2025 fand im Berliner Café Kyiv eine bedeutende Diskussionsrunde statt, die das Potenzial der Wissenschaft im Wiederaufbau der Ukraine beleuchtete. Diese Veranstaltung wurde vom Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU) und dem Kompetenzverbund Interdisziplinäre Ukrainestudien (KIU) organisiert. Experten aus Politik, Wissenschaft und Kultur kamen zusammen, um über die dringenden Herausforderungen und die Möglichkeiten der Unterstützung zu diskutieren. Das Café Kyiv hat sich als das europaweit größte Netzwerktreffen der ukrainischen Community etabliert, das einen Raum für den Austausch zwischen den Akteur*innen bietet.
Die Diskussion beinhaltete eine Paneldiskussion mit dem Titel „Von Desinteresse zur strategischen Partnerschaft?“. Hierbei wurde das sich verändernde Verhältnis zwischen Deutschland und der Ukraine thematisiert. Ljudmyla Melnyk wies darauf hin, dass der Krieg im Osten der Ukraine sowie die Annexion der Krim im Jahr 2014 einen neuen Impuls für die deutsch-ukrainischen Beziehungen gegeben haben. Dies sei auch im Kontext der politischen Ereignisse zu sehen, wie dem Eklat beim Besuch von Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus, den die KIU-Koordinatorin Susann Worschech als Zäsur ansah.
Die Rolle der Wissenschaft im Wiederaufbau
Die Herausforderungen, mit denen ukrainische Wissenschaftler während des Krieges konfrontiert sind, standen im Zentrum einer Gesprächsrunde, in der die Notwendigkeit harsch kritisiert wurde, die Professionen ukrainischer Wissenschaftler ernst zu nehmen. Philipp Schmädeke plädierte für eine „brain circulation“, um den kontinuierlichen Austausch von Wissen zu fördern. Der KIU-Koordinatorin Worschech zufolge spielt die Wissenschaft eine fundamentale Rolle im Wiederaufbau der Ukraine. Sie fordert zudem eine bedarfsorientierte Anpassung der Förderprogramme, um den Bedürfnissen der Wissenschaftler entgegenzukommen.
Deutschland hat sich verpflichtet, die Ukraine wesentlich in den Bereichen Wissenschaft und Forschung zu unterstützen. Dies wurde kürzlich durch ein Abkommen zwischen der deutschen Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, und ihrem ukrainischen Kollegen Oksen Lisovyi in Kiew besiegelt. Stark-Watzinger unterstrich die Notwendigkeit herausragender Wissenschaftler und Bildungsperspektiven für den Wiederaufbau der Ukraine. Ab Juli 2025 wird Deutschland daher mit 24 Millionen Euro bis 2029 den Aufbau eines deutsch-ukrainischen Hochschulnetzwerks fördern.
Finanzielle Unterstützung und internationale Kooperation
Die Bedeutung internationaler Unterstützung ist in der aktuellen Situation offensichtlich. So schätzt die Kyiv School of Economics, dass die Zerstörungskosten in der Ukraine 150 Milliarden Dollar betragen, während die Weltbank die Gesamtkosten für den Wiederaufbau auf 411 Milliarden Dollar über zehn Jahre projiziert. Die internationale Gemeinschaft hat bereits 60 Milliarden Dollar zugesagt, überwiegend von der EU, während das Europäische Parlament 50 Milliarden Euro als Wiederaufbauhilfe genehmigte. Auch die USA haben neue Aufbauhilfen in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar angekündigt.
Die deutsche Bundesregierung hat ein großes Interesse daran, die ukrainische Wirtschaft durch Investitionen anzukurbeln. Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine wachsen, mit einem Anstieg von 30% im Jahr 2023. Allerdings bestehen auch Risiken aufgrund von Zerstörung und Korruption, die Investitionen potenziell gefährden können.
Der Weg zum Wiederaufbau erfordert Kooperation und Unterstützung nicht nur von staatlicher Seite, sondern auch von der Gesellschaft. Diskussionen wie die im Café Kyiv sind von zentraler Bedeutung, um das Bewusstsein für die Ukraine zu schärfen und die Zusammenarbeit zwischen den Ländern zu vertiefen. Die Veranstaltungen zeigen deutlich, dass die Wissenschaft ein Schlüssel zum Wiederaufbau ist und dass ein nachhaltiger Austausch zwischen den Nationen notwendig ist.