
Im Rahmen ihrer öffentlichen Frühjahrssitzung 2025 hat die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig acht neue Mitglieder aufgenommen. Unter diesen ist auch Prof. Dr. Hartmut Rosa, Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt. Die Akademie, die 1846 gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Gedanken von Leibniz zu verfolgen, die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Hierbei treffen sich über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zu einem regelmäßigen Austausch über Methoden und Forschungsergebnisse.
Rosa, der als Mitglied der philologisch-historischen Klasse in die Akademie aufgenommen wurde, plant, seine Forschung zu sozialer Energie und deren Ursprung einzubringen. In den vergangenen Jahren hat er sich intensiv mit Modernisierungsprozessen beschäftigt, die er als Wege beschreibt, „die Welt buchstäblich in Bewegung zu versetzen“. Diese Konzepte sind zentrale Themen seiner bisherigen Arbeiten und spiegeln sich in seinem Buch „Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne“ wider.
Soziale Energie und ihre Auswirkungen
Hartmut Rosa ist Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Im Zuge seiner Forschung stellt er die Frage, was politische Operationen und Transformationen antreibt. In Zusammenarbeit mit dem Historiker Ian Morris hat Rosa soziale Energie definiert als die „Fähigkeit, Dinge in der Welt gegen Widerstand zu bewegen und zu erreichen“. Diese Definition führt ihn zu einer Analyse, die auch eine gesellschaftliche Energiekrise umfasst, in der es notwendig ist, Investitionen und Wachstum zu fordern.
Sein Vortrag „Brauchen wir ein Konzept sozialer Energie?“ fand am 7. November 2023 an der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Hier zitierte Rosa Theodor W. Adorno aus „Minima Moralia“, um die Hoffnung auf einen Ausweg aus der Steigerungslogik aufzuzeigen. Diese revitalisierenden Ansätze werden auch in der Akademie der Wissenschaften weiter diskutiert.
Akademien der Wissenschaften und ihre Rolle
Die Akademien der Wissenschaften in Deutschland haben sich den Grundlagenforschungen verschrieben und engagieren sich für den interdisziplinären Austausch. Die Akademienunion, ein Zusammenschluss von acht deutschen Wissenschaftsakademien, vereint über 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie unterstützen nicht nur exzellente Forschung, sondern fördern auch den wissenschaftlichen Austausch und beraten Gesellschaft sowie Politik bei zukünftigen Fragen.
Das Akademienprogramm, das größte Langzeit-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland für geistes- und sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung, wird von der Akademienunion koordiniert. Es beschäftigt sich mit der Erschließung, Sicherung und Erforschung kultureller Überlieferungen weltweit. Hartmut Rosa und seine neuen Kolleginnen und Kollegen sehen sich somit nicht nur in einer traditionsreichen Institution, sondern auch im Kontext eines umfassenden Forschungsnetzwerks, das aktuelle und zukunftsorientierte Themen aufgreift.