
Als sich in den frühen 2000er Jahren ein heißer Sommer über die Region legte, kam das Unglück für einen kleinen Tümpel auf dem Campus der Universität Konstanz. Der Tümpel trocknete 2003 aufgrund einer zu dünnen Tonschicht vollständig aus. Der Boden riss, was die Abdichtung nachhaltig beschädigte.Campus Uni Konstanz berichtet, dass über zwei Jahrzehnte später unter der Leitung von Gregor Schmitz, dem Botanischen Garten der Universität Konstanz, und Lothar Damaschek vom Landesamt Vermögen und Bau, Amt Konstanz, eine Wiederherstellungsinitiative ins Leben gerufen wurde. Diese Maßnahme ist Teil der Initiative „Nature Positive Universities“, welcher die Universität Konstanz beigetreten ist, mit dem Ziel, neue Biotope im Campusbereich zu schaffen.
Die Wiederherstellung begann im Januar 2024 mit der detaillierten Aufnahme des Bodenprofils und der Vermessung der alten Tonschicht. Ende Januar folgten Baggerarbeiten, um die defekte Tonschicht zu entfernen und anzupassen, wobei hochwertiger Ton aus einer Baugrube im Konstanzer Stadtteil Paradies eingebracht wurde. Die neue Schicht übertrifft in ihrer Dicke die vorherige und soll langfristig den ökologischen Anforderungen gerecht werden.
Vielfalt der Rückkehr
Begleitend zur Wiederherstellung wurden Strukturelemente wie Baumstämme und Wurzelstücke hinzugefügt und eine erste Bepflanzung mit Flatterbinsenhorsten und Armleuchteralgen durchgeführt. Der tiefste Punkt des Tümpels misst nun 70 cm, was den Tieren das Überwintern erleichtert. Im Sommer 2024 folgten die ersten Beobachtungen: Junge Wasserfrösche und Plattbauchlibellen Rückkehr in das neu belebt Gewässer war ein wichtiger Meilenstein.Nature ergänzt, dass die Biodiversität vielerorten drastisch leidet und die Gefahr besteht, dass etwa 1 Million Arten vom Aussterben bedroht sind.
Im Frühjahr 2025 zählte Schmitz 108 Laichballen des Springfrosches im Tümpel. Zu finden sind hier verschiedene Amphibienarten, darunter auch Berg- und Teichmolche. Außerdem wurden mindestens vier Schwimmkäferarten identifiziert, während Larven der Blattbauchlibellen und eine besondere Art der Köcherfliegen beobachtet wurden. Trotz der positiven Entwicklungen müssen die Tümpel auch in diesem Jahr aufgrund eines trockenen Frühjahrs weiterhin mit Wasser aus dem Botanischen Garten versorgt werden.
Biodiversitätskrise im globalen Kontext
Die Bemühungen in Konstanz sind nicht nur lokal von Bedeutung, sondern Teil eines weit höheren Kontextes. Das EU-Parlament verabschiedete im Juni 2021 seine Strategie zur Biodiversität, mit dem Ziel, bis 2050 die globalen Ökosysteme zu restaurieren und angemessen zu schützen.Europäisches Parlament betont, dass mindestens 30 Prozent der Meeres- und Landflächen der EU geschützt werden sollen, während zehn Prozent weitgehend unberührt bleiben müssen.
Die Dringlichkeit ist evident: Biologen warnen vor der bevorstehenden sechsten Massenaussterben-Phase, die durch menschliche Aktivitäten beschleunigt wird. Die Erhaltung von Biotopen, wie sie in Konstanz geschaffen wurden, ist eine wichtige Maßnahme, um den Verlust der Biodiversität zu verlangsamen. Es bleibt zu hoffen, dass die positiven Effekte des Konstanzer Tümpels Schule machen und als Beispiel für ähnlich bedrohte Ökosysteme dienen.