
Forschende an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die eine direkte Verbindung zwischen Zentromeren und der Immunität aufzeigt. Die Studie, geleitet von Prof. Dr. Lars Dölken und veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Cell“, könnte weitreichende Implikationen für die Entwicklung neuer Immuntherapien gegen Krebs und chronisch-entzündliche Erkrankungen haben. Ziel der Forschung ist es, Mechanismen zu identifizieren, die eine Immunantwort auslösen, um bestehende Therapien zu verbessern.
Immuntherapien gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie das Immunsystem stimulieren, um gegen Krankheiten wie Krebs zu kämpfen. Im Rahmen dieser Studie kamen Virusmutanten, insbesondere Herpes-Simplex-Viren Typ 1 (HSV-1), zum Einsatz. Diese Viren, die in der Lage sind, in den Zellkern einzudringen, erzeugen starke Immunreaktionen, die den Probanden zugutekommen könnten. Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit Professor Nicolas Manel und Dr. Xavier Lahaye am Institut Curie in Paris sowie Professor Daniele Fachinetti durchgeführt.
Mechanismen der Immunabwehr
Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist, dass eingedrungene Viren die Stabilität der Zentromere stören. Dies führt zu einer selektiven DNA-Replikation, die von der Zelle erkannt wird. Diese Reaktion aktiviert das zelleigene Immunsystem, was eine systemische antivirale Reaktion zur Folge hat. Die Identifizierung solcher Mechanismen könnte die Grundlage für die Entwicklung effektiverer Immuntherapien gegen Viren oder Krebs bilden.
Die Forschung erfüllte alle relevanten ethischen Vorschriften, wobei FFPE-Leberproben von Patienten mit nachgewiesener HSV-1, HBV oder HCV-induzierter Hepatitis verwendet wurden. Diese Proben wurden vom Erasmus MC BioBank bereitgestellt, wobei das institutionelle „Opt-Out“-System zur Anwendung kam. Anonyme Informationen über das Geschlecht der Studienteilnehmer waren in diesem Kontext jedoch nicht verfügbar.
Technische Ansätze und Analysen
Für die Studie verwendeten die Wissenschaftler Zellkulturen und Zelllinien, die von ATCC und Horizon stammen. Die Verwendung verschiedener Zelllinien, wie HEK 293T und HFF-1, ermöglichte eine umfassende Analyse der Immunantwort. Techniken wie Western Blotting, qRT-PCR und die Anwendung von CRISPR zur Genbearbeitung wurden eingesetzt, um die Reaktion auf die Virusinfektionen intensiver zu untersuchen.
Statistische Analysen zur Bestimmung der Signifikanz der Ergebnisse wurden mit einem unpaired Student’s t-Test durchgeführt. Ein P-Wert von unter 0,05 galt als Indikator für die statistische Signifikanz der Ergebnisse, was die Robustheit der Studie untermauert.
Die Immunologie ist nicht nur eine Schlüsseldisziplin der medizinischen Forschung, sondern auch eine der zentralen Säulen der modernen Medizin. Die Abwehrmechanismen des Körpers gegen Infektionen sind häufig entscheidend für die Gesundheit des Menschen. Der Körper ist ständig Mikroorganismen ausgesetzt, von denen viele pathogen sind, während die meisten Menschen nur selten krank werden. Die Entdeckung der Verbindung zwischen Zentromeren und Immunität könnte dazu beitragen, das Verständnis grundlegender Immunmechanismen weiter zu vertiefen, was für die Entwicklung langfristiger Therapien von großer Bedeutung ist.
Ein tiefergehendes Verständnis der Immunwege, die bei der Reaktion auf Virusinfektionen eine Rolle spielen, ist entscheidend. Die Erkenntnisse aus dieser Forschung stehen im Einklang mit den Entwicklungen in der Immunologie und könnten zukünftige Therapien revolutionieren, insbesondere in der Behandlung von Virusinfektionen und malignen Erkrankungen.