
Am 4. Juni fand an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd ein bedeutender Sofatalk mit der Wissenschaftsministerin Petra Olschowski statt. Diese Veranstaltung, die im Rahmen des Jubiläums „200 Jahre Lehrkräftebildung in Schwäbisch Gmünd“ organisiert wurde, war ein Forum für den Austausch über die zukunftsfähige Ausbildung von Lehrkräften. Die Hochschulabteilung Politikwissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Helmar Schöne und die studentische Abteilungsvertretung hatten die Diskussion initiiert, bei der verschiedene Themen im Mittelpunkt standen.
Im Mittelpunkt der Gespräche standen Themen wie Demokratiebildung, die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf das Bildungswesen sowie Reformideen zur Verzahnung von Theorie und Praxis im Lehramtsstudium. Ministerin Olschowski hob die Bedeutung des direkten Dialogs mit den Studierenden hervor. Diese äußerten in der Diskussion ihre Anliegen zur Armutsgefährdung und wünschten sich flexiblere Referendariatswechsel.
Demokratiebildung als zentrale Herausforderung
Die Ministerin informierte die Anwesenden über die Zusammenarbeit mit der Kultusministerin und aktuelle Reformvorhaben, darunter ein duales Studium zur Gewinnung von Lehrkräften. Dabei wurden die Stärken des Lehramtsstudiums in Baden-Württemberg, insbesondere die Praxisphasen und die Fachdidaktik, betont. Die Pädagogischen Hochschulen nehmen eine Schlüsselrolle als Ansprechpartner für Bildungspolitik und Impulsgeber in öffentlichen Debatten ein.
Ein zentrales Anliegen von Prof. Schöne war die Stärkung der Demokratiebildung in Schulen und Hochschulen. Diese Thematik wird zunehmend als gesellschaftspolitische und bildungspolitische Herausforderung erkannt. Besonders die Aktivitäten des Zentrums für Lehrerbildung an der Universität Trier zeigen auf, dass Demokratiebildung in den Fokus der Ausbildung gerückt werden muss. Hierzu zählen Konzepte wie Lehramt3D, das Demokratiebildung als zentralen Bildungsauftrag an Schulen und Hochschulen aufzeigen will.
Ein Beispiel für die Herausforderungen, mit denen demokratische Bildung konfrontiert ist, ist der Anstieg antisemitischer Straftaten und die Verbreitung von Fake News in sozialen Medien. Das ZFL an der Universität Trier bereitet dazu Theorien und didaktische Werkzeuge auf, um Lehrkräfte für diese Thematik zu sensibilisieren und zu schulen. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung von Civic Education und der Schüler:innen-Partizipation an demokratischen Prozessen.
Historische Perspektiven und aktuelle Entwicklungen
Die Diskussion über die politische Sozialisationsfunktion der Schule hat eine lange Geschichte, die bis in die 1970er-Jahre zurückreicht. Themen wie Zensur und Chancengerechtigkeit im Bildungssystem waren zentrale Diskussionselemente. Die Gründung neuer Schulformen, insbesondere der Gesamtschule, zeigte den Wunsch nach einer „demokratischen Leistungsschule“. Doch die Implementierung von Schülermitbestimmung blieb oft hinter den Erwartungen zurück.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich verschiedene Programme zur Stärkung der Demokratiebildung, darunter das BLK-Modellprogramm „Demokratie lernen & leben“. Dieses Programm stellte eine bedeutende Initiative dar, um Schulen zur aktiven Teilnahme an demokratischen Prozessen zu motivieren. Trotz dieser Fortschritte gibt es jedoch weiterhin Herausforderungen, wie die unzureichende Umsetzung demokratischer Bildungskonzepte und die Notwendigkeit verlässlicher finanzieller Rahmenbedingungen.
Die jüngsten Initiativen, wie das Projekt „ADiLA – Aktiv für Demokratiebildung im Lehramt“, das seit März 2023 besteht, sind Teil dieser Bemühungen. Ziel ist es, ein breites Angebot für Schulen und die Unterrichtspraxis zu entwickeln. Diese Ansätze sollen dazu beitragen, Demokratiebildung effektiv in die Lehrer:innenbildung zu integrieren und somit langfristig das demokratische Bewusstsein junger Menschen zu fördern.
Der Sofatalk endete mit Applaus aus dem Publikum und unterstrich die Wichtigkeit des Dialogs zwischen Politik, Hochschulen und Studierenden. In Anbetracht der Komplexität und der Herausforderungen in der Demokratiebildung bleibt es essenziell, die Themen in den Mittelpunkt der Ausbildung von Lehrkräften zu stellen und innovative Lösungen zu finden.
Demokratiebildung ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein zentrales Anliegen für die Zukunft der Bildungssysteme in Deutschland. Die Verantwortung liegt bei den Institutionen, den Lehrkräften und vor allem bei den Studierenden, die aktiv an der Gestaltung ihrer Bildung teilnehmen sollten.