
Am 1. September 2025 wird an der Freien Universität Berlin eine Sommerschule für mehr als 75 Lehramtsstudierende aus 15 Universitäten in Deutschland eröffnet. Diese Veranstaltung ist speziell auf zukünftige Deutschlehrer*innen ausgerichtet und legt einen starken Fokus auf Sprachwissenschaft und Didaktik. Die Organisatoren, Prof. Dr. Barbara Schlücker und Prof. Dr. Diana Maak vom Dahlem Center for Linguistics, haben in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) ein beeindruckendes Programm zusammengestellt.
Das Konzept der Sommerschule umfasst zehn verschiedene Kurse, die sich mit Themen wie Grammatik, Rechtschreibung, Pragmatik und Soziolinguistik auseinandersetzen. Ziel ist es, den Studierenden die Möglichkeit zu bieten, relevanten linguistischen Fachwissen und fachdidaktische Kompetenzen zu erwerben und dabei gesellschaftliche Herausforderungen zu thematisieren, welche den Schulunterricht maßgeblich beeinflussen, wie etwa die Vielfalt an Herkunftssprachen und den Einfluss sozialer Medien.
Vielfalt der Angebote
Der Eröffnungsvortrag, der unter dem Titel „Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer: Sprachliche Vielfalt verstehen, nutzen und fördern“ steht, wird relevant für die Bereitschaft der Lehramtsstudierenden sein, sich mit dem Stellenwert von Sprachen im Schulunterricht auseinanderzusetzen. Zudem findet am 4. September eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Wie viel Sprachwissenschaft braucht die Schule?“ statt, die einen kritischen Dialog anregen soll.
In der vorlesungsfreien Zeit zeigt sich ein großes Interesse der Studierenden an extracurricularen Angeboten. „Es ist wichtig, dass die Lernenden in dieser Phase motiviert werden, insbesondere im Hinblick auf den aktuellen Lehrkräftemangel“, erklärt Prof. Dr. Barbara Schlücker.
Mehrsprachigkeit im Unterricht
Die Relevanz der Mehrsprachigkeit im schulischen Kontext wird auch von Uni Hamburg hervorgehoben. In dem Buch „Sprachenvielfalt als Chance“ sind 101 praktische Vorschläge zur Integration von Mehrsprachigkeit im Unterricht aufgeführt. Zudem zeigt das Forschungsprojekt MIKS praxisnahe Beispiele zur Integration dieser Thematik im Schulunterricht auf.
Ein weiteres wertvolles Element ist die digitale Lernplattform Binogi, die Materialien in mehreren Sprachen für Schüler der Klassen 5 bis 10 bereitstellt. Diese Plattform fördert das Erschließen von Lerninhalten in der Familiensprache, wodurch vorhandenes Wissen aktiviert wird.
Das Deutsche Schulportal betont, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, ein höheres metasprachliches Bewusstsein entwickeln und damit auch den Erwerb weiterer Sprachen begünstigen. Studien zeigen, dass mehrsprachige Kinder in unterschiedlichen Kontexten verschiedene sprachliche Kompetenzen entwickeln, was die Notwendigkeit einer gezielten Förderung in Schulen unterstreicht.
Obwohl der Mythos der „doppelten Halbsprachigkeit“, also die Annahme, dass mehrsprachige Kinder Sprachen nur unvollständig lernen, widerlegt wurde, sieht die Realität in vielen Schulen anders aus. Schulen fördern Mehrsprachigkeit häufig nicht ausreichend und es mangelt an konkreten Konzepten sowie an bildungspolitischen Vorgaben.
Das Prinzip der Zwei-Wege-Immersion könnte ein hilfreiches Modell sein, welches jedoch in der Praxis selten Anwendung findet. In diesem Bezug ist es essentiell, dass Lehrkräfte sowohl in der Familiensprache als auch in der Umgebungssprache kompetent sind, um die Vorteile von Mehrsprachigkeit voll auszuschöpfen.