
Die Weltordnung befindet sich in einem Umbruch, der durch tiefgreifende geopolitische Veränderungen geprägt ist. Die Universität Erfurt, der Thüringer Landtag und die Funke Mediengruppe setzen ihre gemeinsame Ringvorlesung im Sommersemester 2025 fort, um diese Entwicklungen zu analysieren. Das Thema lautet: „Zukunft der Weltordnung angesichts globaler Entwicklungen“ und nimmt insbesondere den Einfluss des Westens in den Blick. Der erste Termin findet am 10. Juni um 18.15 Uhr statt, wenn Julia Friedlander, Geschäftsführerin des Atlantik-Brücke e.V., mit ihrem Vortrag „Neuverhandlung der Weltordnung: Die Rolle des Westens“ das Thema eröffnet. Diese Veranstaltung wird als eine der wichtigen Plattformen betrachtet, um die weitreichenden Folgen des Ukraine-Konflikts und die schwindende Macht des Westens zu diskutieren. Der Einlass beginnt bereits um 18 Uhr und der Eintritt ist frei; eine Anmeldung ist empfehlenswert unter thueringer-allgemeine.de/ringvorlesung.de.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die internationale Gemeinschaft steht. Europäische und amerikanische Interessen nehmen ab, während Länder wie China und Indien nach mehr Einfluss rufen. Diese tektonische Verschiebung der Machtverhältnisse, weg vom Atlantik und hin zum Indo-Pazifik, signalisiert eine neue Phase in der globalen Ordnung. Der Indo-Pazifik, der 60 Prozent der Weltbevölkerung und des Weltsozialprodukts umfasst, wird zunehmend als geopolitisches Zentrum betrachtet. Die „Pax Americana“ – das hegemoniale System der USA – steht zur Diskussion, während sich die USA vermehrt auf den Wettbewerb mit China konzentrieren.
Weltweite Auswirkungen und geopolitische Trends
Der Rückzug der USA aus Konflikten im Nahen Osten und Europa führt zu einer strategischen Neubewertung. Dies ermöglicht es den USA, Ressourcen für den Wettbewerb mit China freizusetzen. In dieser „GZero World“, in der es an einer stabilen globalen Ordnung mangelt, geraten ökonomische Vorteile in den Hintergrund und geopolitische Interessen gewinnen an Bedeutung. Zugleich fordert Russland, unter der Wahrnehmung von westlichen Sanktionen als „Großmachtsteuer“, mehr Einfluss ein und zeigt sich bereit, wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen.
Die geopolitischen Verschiebungen wirken sich nicht nur auf die Machtverhältnisse zwischen den Staaten aus, sondern haben auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Konsequenzen. Der Ukraine-Konflikt hat zu Hungerkrisen in Afrika geführt, da wichtige Nahrungsmittel-Lieferanten ausfallen. Gleichzeitig sieht sich die EU Herausforderungen gegenüber, etwa durch die Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), die als bedeutende Freihandelszone agiert. In diesem Kontext hat die EU Schwierigkeiten, Handelsabkommen zu ratifizieren, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter beeinträchtigen könnte.
Technologische Innovationen und gesellschaftliche Umwälzungen
Die Entwicklungen des Jahres 2025 können als Wendepunkt zwischen Fragmentierung und dem Streben nach neuen Ordnungsstrukturen beschrieben werden. Wachsende Unsicherheit, beeinflusst durch ökonomische Instabilität, Migration und Klimakrisen, ist zu einer neuen Normalität geworden. In einer Welt, die von fragmentierten Machtstrukturen und konfrontativer Multipolarität geprägt ist, bleibt der Ukrainekrieg ein zentraler Konfliktherd. Trotz internationaler Bemühungen ist die Zukunft ungewiss, während geopolitische Trends sich weiter zuspitzen und die Gesellschaften selbst mit Polarisierung und Konflikten um Werte und Identität konfrontiert sind.
Die Herausforderungen, denen sich die Welt gegenübersieht, verlangen nach einer intensiven Debatte über internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik. Aspekte wie Chinas aggressive Territorialansprüche und die Eskalationspotenziale im Nahen Osten werfen Fragen auf, die in der Ringvorlesung erörtert werden. Dr. Alexander Dubowy fokussiert in seinen Analysen auf die Notwendigkeit, neue Antworten auf alte Probleme zu finden, während Europa seiner strategischen Autonomie und unabhängigen Handlungsfähigkeit nachstrebt. Die Schaffung tragfähiger Lösungen ist nicht nur eine politische Herausforderung, sondern auch eine gesellschaftliche Notwendigkeit, um die anhaltenden Umbrüche zu bewältigen.
Diese Strömungen und ihre Auswirkungen auf die internationale Ordnung erfordern unbedingt eine gemeinschaftliche Reflexion und Diskussion, die nicht nur von akademischen Institutionen, sondern von der gesamten Gesellschaft geführt werden muss.