Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung von Verbrechen und neue Konflikte
Entdecken Sie die Forschung zur ukrainischen Geschichte an der Universität Heidelberg, beleuchtet durch Vorträge zur Aufarbeitung von Kriegsverbrechen.

Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung von Verbrechen und neue Konflikte
Die Ukraine steht seit Jahrzehnten im Schatten ihrer konfliktreichen Geschichte. Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, während dessen sie Ausbeutung, Terror und massive Gewalt erlebte, prägen die kollektive Erinnerung bis heute. Während des deutschen Vernichtungskriegs im Osten wurden schätzungsweise 1,5 Millionen Jüdinnen und Juden ermordet, sowie Zehntausende Roma und Menschen mit Behinderungen. Über 600 Ortschaften wurden zerstört, und Millionen Menschen wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Diese grausamen Erlebnisse wurden nicht nur durch die deutsche Besatzung hervorgerufen, sondern fanden auch ihren Ursprung in der sowjetischen Repression, die nach dem Krieg einsetzte. Uni Heidelberg berichtet, dass nach dem Kriegsende das sowjetische Justizsystem begann, die deutschen Verbrechen aufzuarbeiten. Doch gleichzeitig verstärkten sich die stalinistischen Säuberungen, die dazu dienten, den nationalistischen Widerstand in der Westukraine zu unterdrücken.
Die stalinistischen Säuberungen, definiert als eine Periode politischer Verfolgung in der Sowjetunion, haben nicht nur hunderte Tausende von Menschenleben gekostet, sondern auch eine Atmosphäre der Angst geschaffen. Historisch betrachtet begannen diese Säuberungen in den späten 1920er Jahren und eskalierten während des Großen Terrors von 1936 bis 1938, als täglich etwa 1000 Menschen ermordet wurden. Die Verfolgung wurde 1938 zwar reduziert, blieb aber fortlaufend bestehen und umfasste diverse ethnische Gruppen sowie politische Dissidenten. Wikipedia beschreibt, dass die Säuberungen auch mit dem Ziel durchgeführt wurden, „unzuverlässige“ und oppositionelle Personen, oft mit gefälschten Anschuldigungen, aus dem politischen System zu eliminieren.
Ruperto Carola Ringvorlesung an der Universität Heidelberg
Ein zentraler Aspekt zur Aufarbeitung dieser brutal verlaufenden Periode der Geschichte wird in der Ruperto Carola Ringvorlesung der Universität Heidelberg behandelt. Der Titel der aktuellen Reihe, „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, beleuchtet sowohl eine rückblickende Deutung des Kriegsendes als auch die Rekonstruktion menschlichen Erlebens und Leidens. Prof. Tanja Penter, die als Professorin für Osteuropäische Geschichte tätig ist, führt hier durch den Vortrag „Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung deutscher Besatzungsverbrechen, neue Säuberungen und nationalistischer Untergrundkampf“. Ihre Forschung umfasst die ukrainische und russische Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts und die juristische Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel. Laut Uni Heidelberg ist der Vortrag ein Teil einer Serie, die montags in der Aula der Alten Universität zu hören ist.
Obwohl der Zweite Weltkrieg vor fast achtzig Jahren endete, ist die Ukraine erneut von einem Krieg betroffen, dessen Schatten die Gesellschaft weiterhin beeinflusst. Angesichts des aktuellen russischen Angriffs auf die Ukraine wird das Erbe der Vergangenheit, die traumatischen Erinnerungen an Ausbeutung und Gewalt, eine entscheidende Rolle im kollektiven Gedächtnis der Nation spielen. Die Universität Heidelberg hebt hervor, wie diese historischen Kontexte die gegenwärtige Situation unterstreichen und wie wichtig es ist, diese Geschehnisse weiterhin aufzuarbeiten und das leidvolle Erbe nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung wird durch weitere Veranstaltungen ergänzt, die sich mit diesen essenziellen Themen auseinandersetzen und die Möglichkeit bieten, sich mit der Geschichte und deren Folgen vertieft auseinanderzusetzen. Aufzeichnungen sind nach den Veranstaltungen auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg, verfügbar.