Neophyten im Visier: Bedrohen invasive Pflanzen unsere Biodiversität?

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Die Universität Konstanz forscht zur Ausbreitung invasiver Neophyten in Europa und deren Einfluss auf heimische Pflanzenarten.

Die Universität Konstanz forscht zur Ausbreitung invasiver Neophyten in Europa und deren Einfluss auf heimische Pflanzenarten.
Die Universität Konstanz forscht zur Ausbreitung invasiver Neophyten in Europa und deren Einfluss auf heimische Pflanzenarten.

Neophyten im Visier: Bedrohen invasive Pflanzen unsere Biodiversität?

In Europa haben sich über 16.000 Gefäßpflanzenarten in fremden Ländern etabliert, wie die Universität Konstanz berichtet. Die Mehrheit dieser Pflanzen, auch bekannt als Neophyten, hat sich seit den 1950er-Jahren in stark menschlich beeinflussten Regionen angesiedelt. Besonders betroffen sind Gebiete, in denen menschliche Aktivitäten die natürlichen Lebensräume stark verändern.

Diese Naturalisierung hat bedeutende Auswirkungen auf die Ökosysteme. Invasive Pflanzen breiten sich schnell aus und verdrängen einheimische Flora. Eine internationale Forschungsgruppe untersuchte in einer umfassenden Studie die Ausbreitung von 3.920 einheimischen Pflanzenarten in zehn europäischen Ländern. Sie stellte fest, dass viele dieser Pflanzenarten, die sich in fremden Ökosystemen etablieren, auch in ihrer Heimat weit verbreitet sind.

Die Merkmale erfolgreicher Neophyten

Erfolgreiche Arten teilen gemeinsame Merkmale: Sie sind oft große, ökologisch vielseitige Generalisten, wettbewerbsfähig und bevorzugen nährstoffreiche Lebensräume. Zudem zeigt die Studie, dass Pflanzen mit rückläufigem Vorkommen in ihrem heimischen Gebiet selten Erfolg bei der Ansiedlung in neuen Gebieten haben. Verbreitete Arten werden häufiger transportiert, wodurch die Wahrscheinlichkeit ihrer Ansiedlung in fremden Regionen steigt. Dies deutet darauf hin, dass die Beobachtung der Verbreitung in heimischen Lebensräumen wichtige Hinweise auf die Ansiedlungschancen in neuen Gebieten geben kann.

In Deutschland und der Schweiz gibt es besonders drastische Beispiele für die Auswirkungen invasiver Neophyten. Dazu zählt die Schmalblättrige Wasserpest, die seit den späten 1970er-Jahren in Europa verbreitet ist, wie es BUND beschreibt. Diese Wasserpflanze stammt ursprünglich aus Nordamerika und hat sich durch gezielte Aussetzungen sowie die Transportwege der Schifffahrt und durch Wasservögel rasant verbreitet. Ihr massives Auftreten führt zu undurchdringlichen Unterwasserwäldern und verdrängt einheimische Wasserpflanzen, was besonders die Laichkraut- und Armleuchteralgen-Gesellschaften betrifft.

Die Wasserpest ist besonders konkurrenzfähig, da sie mit niedrigen Temperaturen und wenig Licht zurechtkommt, was ihre Verbreitung zusätzlich begünstigt. Die Eutrophierung der betroffenen Gewässer stellt ein weiteres Problem dar: Abgestorbene Biomasse wird im Herbst zersetzt, wodurch zusätzliche Nährstoffe ins Wasser gelangen und das Wachstum der Wasserpest weiter ankurbeln.

Die Herausforderungen durch invasive Neophyten

Die Probleme durch invasive Neophyten sind vielfältig. Sie stellen nicht nur eine Bedrohung für die Biodiversität dar, sondern verursachen auch ökonomische und gesundheitliche Schwierigkeiten. Die Botanica Suisse hebt hervor, dass invasive Neophyten häufig ohne natürliche Feinde leben, was ihre Verbreitung begünstigt. Ihre schnelle Vermehrung und hohe Regenerationsfähigkeit machen Bekämpfungsmaßnahmen schwierig.

In der Schweiz gibt es etwa 2.600 einheimische Pflanzenarten, von denen über 600 als Neophyten gelten, wobei 58 als invasiv oder potenziell invasiv eingestuft werden. Zu den problematischen Neophyten gehört beispielsweise die Vielblättrige Lupine, die vor 200 Jahren aus Nordamerika nach Europa eingeführt wurde. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Umgang mit solchen Arten sind ebenfalls geregelt: Seit 2008 sind die Vermehrung, Freisetzung und der Handel mit bestimmten invasiven Arten in der Schweiz verboten.

Um die Ausbreitung invasiver Neophyten zu bekämpfen, sind präventive Maßnahmen wie die Verwendung einheimischer Pflanzen und sachgerechte Entsorgung entscheidend. Die Überwachung der Bestandsentwicklung invasiver Arten ist notwendig, um rechtzeitig eingreifen zu können. Kantonale Naturschutzfachstellen und Info Flora bieten Unterstützung und Informationen, um der Herausforderung invasiver Neophyten effektiv zu begegnen.